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FinGym-Gruender FinGym-Gründer Franziska Luh und Thorsten Stoll: „Uns geht es erstmal nicht darum, dass die Leute mehr Aktien handeln.“

Die Mehrheit der Deutschen hat keine Ahnung von Finanzen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie der Direktbank ING-DiBa aus dem Jahr 2013. Dabei gaben 53 Prozent der Befragten an, über keinerlei Finanzbildung zu verfügen. Zusammen mit Spanien erzielte Deutschland im Zwölf-Nationen-Ranking den schlechtesten Wert. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch der Bundesverband Deutscher Banken etwas später in einer repräsentativen Umfrage.

Franziska Luh und Thorsten Stoll würden diese 53 Prozent gerne verringern. Dazu haben sich die Betriebswirte etwas einfallen lassen: Mit ihrem Finanzprogramm FinGym wollen sie die „finanzielle Fitness“ der Deutschen verbessern.

„Finanzielle Fitness ist wie körperliche Fitness“, sagt Thorsten Stoll. „Beim Körper fängst du mit dem Training von Rücken- und Bauchmuskulatur an, als Basis für weitere Übungen. Solche Grundlagen gibt es auch im Finanz-Bereich. In unserem Fall heißt das: erst mal Überblick, Basis-Wissen und Routinen zu den vorhandenen Finanzthemen aufbauen. Zum Beispiel die eigenen Unterlagen richtig organisieren oder herausfinden, welche Belege steuerlich relevant sind.“

Mit „Finanzthemen“ meint Stoll die Basis-Module des Programms, die sich in sechs Kategorien gliedern: Budget, Vermögen- und Finanzplan, Absicherung, Versicherung, Steuern, Kredit und Scoring. Über Webinare, Präsenz-Trainings (in verschiedenen deutschen Städten) und kleine Wissenstests sollen sich die Nutzer in diesen Bereichen weiterbilden und genaue Ziele – zum Beispiel beim Sparen – festlegen. Zwölf Wochen sind für den grundlegenden Durchlauf vorgesehen. Danach lassen sich komplexere Themen wie etwa die Finanzierung einer Immobilie angehen.

Das Programm soll auch spielerischen Charakter haben: Je aktiver ein Nutzer, desto mehr Punkte kann er sammeln – und damit weitere Themen-Elemente freischalten. Generelles Ziel sei es, so die Gründer, die eigenen Finanzen selbst in die Hand zu nehmen: „Uns geht es erstmal nicht darum, dass die Leute mehr Aktien handeln. Wir wollen ein Bewusstsein für die eigene Wirksamkeit im Umgang mit Geld schaffen. Dabei haben wir immer die Lebensqualität im Blick, denn um die geht es den meisten Leuten beim Thema Geld“, sagt Mitgründerin Luh. Der materielle Mehrwert für die Kunden: Die Kombination aus Wissen und Routinen soll die Nutzer etwa dazu befähigen, mehr Geld für das zurückzulegen, was ihnen wichtig ist.

Noch arbeiten die Gründer, die vergangene Woche in das Fintech-Förderprogramm Startup-Garage von Comdirect eingezogen sind, an einer App und einer Browser-basierten Plattform des Programms. Ein Preismodell für die Nutzer, sagen die beiden, stehe noch nicht endgültig fest. Ihr Projekt finanzieren sie bislang selbst, jetzt kommt eine Unterstützung durch die Startup-Garage in Höhe von 10.000 Euro hinzu.

Bild: FinGym