Schüler-Gründer Finn Plotz mit seiner Mini-Fernbedienung

Das Fernbedienungswirrwarr soll weg – das ist Finn Plotz‘ Mission. Die Idee: eine einzige, kleine Fernbedienung zu entwickeln, die TV, Film und Musik steuern kann. Dafür hat der 19-jährige Schüler aus Glücksstadt vor einem halben Jahr über eine halbe Million Euro für sein Startup eingesammelt. Und was ist seitdem geschehen?

Eine Menge. Vergangenen Montag hat Plotz zum Beispiel sein Produkt gelauncht. Dafür lud der Schüler rund 100 Gäste ins Hamburger Metropolis-Kino. „Je voller es wurde, desto nervöser wurde ich“, erzählt Plotz im Gespräch mit Gründerszene. „Dann bin ich auf die Bühne gegangen – Scheinwerfer an – und habe meine Präsentation gehalten.“ Auf der großen Kinoleinwand, ganze 45 Minuten lang. „Am nervösesten war ich bei der Live-Vorführung des Prototypen. Aber es ging glatt, nichts hat geruckelt oder gehapert.“

Der Name der Fernbedienung ist Vion. Ursprünglich sollte sie einmal Simplex heißen, aber: „Als das Design durch war, kam die Frage auf, ob das Produkt wirklich noch nach ‚Simplex‘ aussieht“, sagt Plotz. Vion, findet er, klingt wesentlich runder und moderner. Und stehe vor allem dafür, „mit klarer Vision und Innovation an Themen heranzugehen“.

Prototyp und Desing sind also fertig – an der Software werde aber noch ein wenig geschraubt. „Da geht immer noch was“, sagt der junge Gründer. Die nächsten Schritte sind nun Prozessoptimierung und Beta-Tests, danach soll das Produkt zertifiziert werden. Anschließend geht es in die Produktion, Fertigungssland ist China. In der Industriemetropole Shenzen hat sich der Gründer schon selbst umgeschaut: Er wollte sichergehen, dass die Platinen-Fabriken europäische Standards einhalten. „Das war sehr beeindruckend“, sagt er. „Aber die Produktion war nicht im Zeitplan, da musste auch mal ein Machtwort fallen.“

Auf der Bühne: Finn Plotz präsentiert sein Startup.

Eine Verzögerung gibt es trotzdem: Ursprünglich hatte Plotz geplant, im Juli mit der Massenproduktion von Vion zu beginnen. Damit wird es aber nichts mehr, nun soll es Ende 2015 losgehen. „Das ließ sich nicht vermeiden“, sagt Plotz. „Aber – und das ist wohl wichtiger: Wir sind noch im Budget.“ Mit den eingesammelten 600.000 Euro wurde viel finanziert: unter anderem die Software- und Produktentwicklung, das Design und Engineering, die Logo- und Markenentwicklung, die rechtliche Beratung und sämtliche Dienstreisen. „Alles lief genau nach Businessplan. Das hätte ich ehrlich gesagt selbst nicht gedacht.“

Sparkasse statt Venture Capitalist

Für die geplante Massenproduktion reiche die 600.000-Euro-Finanzierung nun aber nicht mehr. Der Schüler hat sich aber nicht etwa eine Anschlussfinanzierung durch einen VC gesucht: Plotz hat einen Deal mit der Sparkasse, ganz Oldschool. Bei der SPK Westholstein hat der Abiturient selbst ein Konto. Dort wandte er sich an seinen Kundenberater und zeigte ihm den Prototypen. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine so konservative Institution so etwas macht“, sagt er. Natürlich habe er mit seinem Hardware-Produkt einen Vorteil: „Man kann etwas Greifbares auf den Tisch stellen und so auch Leute überzeugen, die sonst eher nichts mit Startups am Hut haben.“

So sieht Vion aus.

Seit Anfang der Woche kann man Plotz‘ Produkt online vorbestellen, 250 Euro soll es kosten. Die Bestellungen würden zusammengefasst; die SPK strecke dann 30 Prozent der Kosten vor, um die bestellten Geräte anzuzahlen und übernimmt auch die 70 Prozent Ablösesumme bei Lieferung. Anschließend bezahlt der Käufer das Produkt dann zu 100 Prozent, die dann wieder an die SPK zurückfließen. Plotz erklärt: „Die Vorbestellungen werden aufgerundet, um danach kleinere Lagerbestände zum Sofortversand zu haben. Bei jeder kommenden Charge wird der Anteil erhöht, um nach dem Markstart immer sofort liefern zu können.“

Aber nicht nur online soll Vion erhältlich sein: „Mit Media Saturn befinden wir uns derzeit in der dritten Verhandlungsrunde“, sagt der Gründer stolz. Der Vertieb soll zunächst in Deutschland starten, Schritt für Schritt würden weitere EU-Länder hinzukommen – wenn alles klappt.

Für solche Verhandlungen und Expertise im Vertrieb und Marketing hat sich Plotz zwei strategische Partner ins Boot geholt – und dafür insgesamt fünf Prozent der Unternehmensanteile abgegeben. „Ich hatte ja wirklich kein fachliches Know-how“, erklärt er diesen Schritt. „Ich habe mich da komplett selbst reingearbeitet. Und ich bin eben auch jemand, der dann an die Leute rangeht, die das Wissen haben.“

Durch seine Abi-Prüfungen muss Plotz aber alleine durch. den Abschluss hat er noch nicht ganz in der Tasche. Die mündlichen kommen noch, gerade erst hat er seine schriftlichen Prüfungen hinter sich gebracht. Immerhin: Die seien „überraschend gut gelaufen“ – dafür, dass er kaum Zeit gehabt habe, zu lernen. „Aber die Ergebnisse sind noch nicht da, ich darf meine Klappe also nicht zu weit aufreißen.“

Bilder: Finn Plotz/Simplex