Der Vorstand der Finconomy AG: Paul Huber, Rolf-Henning Hackel, Reinhard Tahedl (v.l.)

Der neue Fintech-Inkubator Finconomy hat nach Informationen des Branchen-Newsletters Finanz-Szene.de sein erstes Venture gelauncht, nämlich einen Robo Advisor namens WeAdvise. Zwar gibt es am deutschen Markt bereits eine Vielzahl digitaler Vermögensverwalter wie Scalable Capital, Liqid oder Vaamo – zudem haben auch einige etablierte Player eigene Robos an den Markt gebracht, darunter die Deutsche Bank (Robin) oder die Genobanken (Visualvest). Trotzdem glaubt Co-Founder Christian Ropel, dass sich WeAdvise vom Rest der Marktes abheben wird: „Als erster und einziger Anbieter fokussieren wir uns ausschließlich auf das B2B-Segment“, sagte Ropel im Gespräch mit Finanz-Szene.de. Das heißt: Es geht um reine White-Label-Lösung, im Endkundengeschäft wird der Name WeAdvise nicht auftauchen.

„Die Palette der Anbieter, für die unsere Lösung infrage kommt, reicht von Banken und Versicherern über Finanzvertriebe, Maklerpools bis hin zum Vermögensverwalter“, erläuterte Ropel. Den Bedarf macht er an einem Beispiel deutlich: „Wenn ein Kunde seinen Vermögensverwalter damit konfrontiert, dass er Robo Advisory spannend findet – dann hat der Vermögensverwalter bislang nur die Möglichkeit, den Kunden an einen der existierenden Anbieter zu vermitteln. Mit WeAdvise hingegen geben wir dem Vermögensverwalter jetzt ein Tool an die Hand, das ihm ermöglicht, dem Kunden eine eigene Robo-Lösung anzubieten. Das heißt: Er behält seinen Kunden statt ihn zu vermitteln.“

Die WeAdvise-Lösung sei „hochgradig anpassbar“ an die jeweiligen Wünsche der Bank, des Versicherers oder eben des Vermögensverwalters, so Ropel – „das kann man sich wie einen modularen Baukasten vorstellen, aus dem jeder Anbieter seine Teile wählen kann“. In technologischer Hinsicht liegt der Kern des Produkts darin, dass es sich bei der WeAdvise-Plattform um eine offene Architektur handelt, die nach Wünschen des Lizenznehmers bestückt werden kann. „Dadurch versetzen wir zum Beispiel den ansonsten analog tätigen Vermögensverwalter in die Lage, seinen Klienten digital zu bedienen.“ Darüber hinaus stellt WeAdvise sicher, dass die Verbindung zur jeweiligen Transaktionsbank funktioniert.

Kann sich Finconomy neben dem Plathirsch Finleap etablieren?

WeAdvise selber verdient in erster Linie an den Lizenzgebühren. Die fließen im wesentlichen für die Software-Lösung als solche, aber zum Beispiel auch für den laufenden technischen Support und für regelmäßige „Produkt-Updates“, etwa wenn sich der regulatorische Rahmen verändert. „Wir garantieren, dass die regulatorische Compliance fortlaufend sichergestellt ist“, sagt Ropel.

Aus Branchensicht spannend: Wird WeAdvise zum Erfolg, dann könnte sich Finconomy auf Sicht vielleicht als zweiter deutscher Fintech-Inkubator neben Finleap in Berlin etablieren. Finconomy war im vergangenen Herbst an den Start gegangen – allerdings nicht bei Null, sondern auf Basis zweier bestehender Fintechs, sie heißen BANKSapi und Fundsaccess. Daneben gab es damals noch eine Beteiligung an der mittlerweile komplett zum W&W-Konzern gehörenden Treefin GmbH. Gleichwohl: WeAdvise ist nun das erste Venture, das tatsächlich aus dem Inkubator hervorgeht. Neben Finconomy ist das Management um Christian Ropel und Markus Klems beteiligt.

Der B2B-Ansatz ist im Robo-Markt insofern spannend, als nur wenige unabhängige Anbieter im Endkundenmarkt letztlich auf eine kritische Größte kommen dürften. Auch andere Fintechs setzen darum mittlerweile – zusätzlich zu ihrem B2C-Geschäft – auf Lösungen für etablierte Partner. So baute zum Beispiel Vaamo den Robo-Advisor für die deusche Santander, während zum Beispiel Whitebox mit der VW Bank kooperiert. Ein wiederum anderes Beispiel ist Elinvar. Das Berliner Fintech hilft klassischen Banken wie zum Beispiel Warburg bei der Digitalisierung ihrer Vermögensverwaltung – wozu dann auch roboartige Angebote gehören können.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Finanz-Szene.de.

Bild: Finconomy