Maximilian Tayenthal von Number26, Stefan Jeschonnek von Sumup und Jonas Piela von Avuba wurden moderiert von Tech-Journalist Robin Wauters

Eigentlich sind sich alle einig: Die Banken warten nur darauf, disruptet zu werden – das hört man schon länger überall. „Banking ist zu kompliziert, alles dauert zu lange für Digital Natives“, so hat es Avuba-Gründer Jonas Piela nun auf dem Tech Open Air (TOA) in Berlin treffend zusammengefasst. Ineffizienzen überall und entsprechend hohe Kosten für die Nutzer. Ein klarer Fall für Startups.

Fintech-Ideen gibt es bereits viele, auch erfolgreiche: Das britische Transferwise etwa hat sich dem kostengünstigen Versenden von Beträgen über Landesgrenzen hinweg verschrieben – und sich damit einen Namen gemacht. Geld von einem Nutzer zum anderen zu verschieben sehen viele als Einstieg in die Disruption des Bankgeschäfts: Auch Pielas Avuba wollte das ermöglichen. Weil die App den eigenen Ansprüchen nicht genügte und sie keine gute Plattform für weiteres Wachstum darstellte, hat er sie kürzlich eingestellt. Piela sagt, er habe viele neue Ideen – welche genau, will er allerdings noch nicht verraten. Auch Unternehmen wie Twitter oder Facebook wollen sich als Bezahlplattformen für Endkunden etablieren – bislang mit mäßigem Erfolg.

Etwas anders hat sich SumUp aufgestellt. Das Startup stellt Händlern kleine Terminals zur Verfügung, über die unkompliziert per Smartphone Zahlungen abgewickelt werden können. 300.000 Kunden habe man bislang von der eigenen Lösung überzeugen können, verriet SumUp-Mitgründer Stefan Jeschonnek gestern in Berlin. Mit eigener Hardware und einer eigenen Banklizenz britischer Ausprägung versucht SumUp, möglichst viel vom gesamten Bezahlprozess in der eigenen Hand zu haben.

Eine solche Lizenz will sich auch das Banking-Startup Number26 bald zulegen, wie Mitgründer Max Tayenthal beim Gründerevent bestätigte. „Wir wollen die erste pan-europäische Bank werden.“ Und damit der traditionell sehr nationalen „alten Bankenwelt“ ein Schnippchen schlagen. Die Bestrebungen der EU hinsichtlich eines einheitlichen Binnenmarkts sollen helfen, hofft Tayenthal.

Bislang allerdings ist sein Unternehmen sehr abhängig von der Zusammenarbeit mit den etablierten Instituten. Im Hintergrund vieler Fintech-Startups braucht es nämlich nach wie vor eine Bank, um die Konten zu verwalten. Das drücke manchmal das Tempo. „Ende des Jahres wollen wir von uns behaupten, eine der schnellstwachsenden Banken in Deutschland zu sein“, so Tayenthal. „Auch wenn wir eigentlich gar keine sind.“

Auf der Berliner TOA-Bühne wurde derweil vor allem eines klar: Es geht bei Fintech – wie bei fast allem digitalen – insbesondere darum, einen besseren Nutzerkomfort zu bieten. Die Produkte müssen selbsterklärend sein, da waren sich die drei Diskutanten einig. Wer in seinem Leben mehr als ein Girokonto eröffnet hat, weiß, warum das wichtig ist – und welcher Weg vor den Geldhäuser in Frankfurt, München und anderswo liegt. Eine echte Chance also für Startups. Auch wenn die selbst noch viel experimentieren müssen.

Gleichzeitig erschloss sich gestern in Berlin aber auch, in welcher Zwickmühle sich Fintech-Startups schnell befinden, je näher sie dem traditionellen Bankgeschäft kommen: Weil sie auf der einen Seite auf die Institute und ihre Komplexitäten angewiesen sind, haben sie auf der anderen (Kunden-) Seite schnell mit hohem Support-Aufwand zu kämpfen. Doch für Startups gilt natürlich: lean bleiben. Allem Anschein nach ist das im Fintech-Bereich ein besonderer Knackpunkt.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Vertrauen. Wenn es um das liebe Geld geht, ist den Nutzern meist Sicherheit wichtiger als Komfort. Das spielt den etablierten Instituten in die Karten, während die jungen Disruptoren erst einmal an ihrer Reputation arbeiten müssen. „Es darf keine Fuck-ups geben“, so Number26-Gründer Tayenthal auf der Bühne. Und das ist in frühen Startup-Jahren mit hohen Wachstumsambitionen und gerade bei komplexeren Geschäftsmodellen bekanntlich nicht immer ganz einfach.

Bleibt also, sich zunächst auf kleine Teilbereiche zu konzentrieren, wie es zum Beispiel Paypal vorgemacht hat – wenn ein Produkt dann gut funktioniert, muss über die Integration mit anderen Diensten nachgedacht werden. Und: möglichst an den Banken vorbei zu operieren. Beides bietet viel Potenzial für die Fintech-Szene. Und dennoch wird klar, dass Disruption nicht über Nacht passiert. „Funny how many nights it takes to become an overnight success“, hat einmal ein schlauer Mensch gesagt. Im Fintech-Bereich scheinen es eher Monate denn Nächte zu sein.

Bild: Gründerszene