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flexperto-hubraum Ein Teil des Teams von Flexperto: Tobias Krauß, Felix Anthonj, Luka Dobrota, Caspar Bauer, Marcel Schmid, Felix Camernik (von oben links nach unten)

Hubraums neuestes Startup: Bankberatung per Videochat

Flexperto-Gründer Felix Anthonj will das Internet persönlicher machen. Wie das gehen soll? Anscheinend mit der Software von Flexperto, die es Unternehmen wie Banken und Versicherung ermöglichen soll, Kunden per Videochat zu beraten.

„Das Internet ist enorm Content-lastig, der Trend geht zur Automatisierung. Wir steuern dagegen und wollen professionelle Beratungen auch online ermöglichen“, so Anthonj über die Idee, mit der er und das mittlerweile zehnköpfige Flexperto-Team die Hubraum-Initiatoren nun überzeugen konnten.

Mit dem Einzug in die Räume des Inkubators, der Startups neben Seed-Finanzierungen auch Mentoring bietet, erhofft sich Anthonj die Möglichkeit von den Kunden der Telekom zu profitieren. Wie viele Anteile Hubraum, der VCFonds Technologie Berlin der IBB Beteiligungsgesellschaft und die zwei ebenfalls investierten Business Angels jeweils übernommen haben, ist nicht bekannt. Es sei aber eine Minderheit, so Anthonj. Nach eigenen Angaben investiert Hubraum normalerweise einen niedrigen sechsstelligen Betrag und erhält im Gegenzug einen Anteil von 10 bis 15 Prozent.

Da sich viele Konzerne aus dem Beratungs-Segment mit dem digitalen Wandel schwer tun, soll Flexpertos Software Abhilfe schaffen: Laut Anthonjs sollen nicht nur Beratungen im Internet durchgeführt, sondern bald auch Verträge abgeschlossen werden. Will der Kunde zum Beispiel ein Bankkonto eröffnen, könne er sich per Video beraten lassen, alle notwendigen Dokumente würden online versandt. „Es ist immer noch nicht möglich, bei meiner Bank oder Versicherung online beraten zu werden und einen Vertrag abzuschließen – und das im Jahr 2015. Das ist wirklich rückständig und das werden wir ändern“, so Anthonj.

Bisher arbeitet das aus Riegelsberg kommende Startup, das sein Produkt in Deutschland und Österreich anbietet, mit sieben Kunden zusammen. Aber Flexperto will wachsen: Auch in das Gesundheitssegment will das Startup vordringen. In Deutschland könnte das jedoch schwierig werden, da es ein restriktives Fernbehandlungsverbot gebe, sagt Anthonj. Deshalb plane Flexperto den Start in diesem Bereich erst einmal in den USA, dort gebe es auch bereits einen Vertriebsleister, der nach Kunden suche. „Was wir bei der Verschiebung des stationären Handels in den Onlinekanal erlebt haben, steht uns im Servicemarkt noch bevor. In fünf Jahren werden wir uns wundern, warum wir uns für einen Arzt- oder Banktermin vor Ort den halben Tag frei nehmen mussten“, so der Flexperto-Gründer.

Bis vor einem Jahr war Flexperto allerdings noch ein Konsumenten-orientiertes Startup, das Kunden bei Recherchearbeiten helfen wollte: Nutzer konnten mit Fachexperten aus Bereichen wie Recht oder Psychologie via Videochat reden, anstatt sich durch Berge von PDFs oder Artikeln quälen zu müssen. Doch nach der ersten Finanzierung eines privaten Investors in Höhe von 50.000 Euro und anderthalb Jahren Bastelns, mussten die Riegelsberger Studenten feststellen, dass das Geschäftsmodell nicht tragbar war. Ein Umschwung zu Software as a Service (SaaS) für Unternehmen folgte. Und nun auch die zweite Finanzierung.

Das 2012 gegründete Flexperto ist das neunte Startup, in das der Hubraum-Inkubator investiert: Zuvor hatte der Brutkasten Blinkist, Stylemarks, Salonmeister, Reputami, Vigour.io, Frestyl, Qlearing und Contiamo finanziert. Mittlerweile ist Salonmeister an den britischen Konkurrenten Wahanda gegangen, während Wettbewerber Juniqe große Teile von Stylemarks übernahmBlinkist, Reputami und Qlearning konnten inzwischen erneut Finanzierungen einsammeln.

Bild: Flexperto