Die fünf Geschäftsführer von „FlixBus MeinFernbus“: Jochen Engert, Torben Greve, André Schwämmlein, Panya Putsahit und Daniel Krauss (von links)

Expansion in Deutschland und Europa

Am Mittwoch verkündeten FlixBus und MeinFernbus ihre Fusion. In einer Pressekonferenz standen die fünf Gründer und Geschäftsführer am Freitag Rede und Antwort, wie es mit dem neuen Unternehmen weitergehen soll. So sollen zu den 560 Bussen, die auf den Straßen sind, bis Ende 2015 insgesamt 440 neue Fahrzeuge hinzukommen. Bis zu 20 Millionen Fahrgäste will „FlixBus MeinFernbus“, dass weiter beide Marken nutzen will, in diesem Jahr von A nach B befördern.

Betont wird, dass der Zusammenschluss „nichts mit Kosteneinsparungen zu tun“ habe. Stattdessen wolle man künftig der beliebteste und innovativste Anbieter sein und sich nicht mehr gegenseitig die Butter vom Brot nehmen. So sei das aktuelle Liniennetz der beiden 2011 gegründeten Startups als klares Konkurrenznetz ausgebaut worden. Die Fusion ermögliche unter anderem dichtere Fahrtakte, den vermehrten Einsatz von Expressbussen, neue Direkt- und bessere Anschlussverbindungen. Bis Sommer 2015 sollen die Neuerungen sukzessive in Deutschland umgesetzt werden.

Neben Deutschland steht aber auch Europa klar im Fokus des fusionierten Unternehmens. Gründerszene hat mit Jochen Engert, FlixBus-Gründer und Geschäftsführer von „FlixBus Meinfernbus“ über die Expansionspläne und die neuen und alten Konkurrenten im Markt gesprochen.

Jochen, ihr habt viele Ziele für das neu zusammengeschlossene Unternehmen, ganz besonders wird aber die Europa-Expansion fokussiert. Ist euch Deutschland nicht genug?

Nein, Deutschland ist uns nicht genug! (lacht) Aber wir haben auch in Deutschland noch viel Wachstum vor uns. Ende 2013 haben die Leute schon gesagt, das Wachstum im Fernbus-Markt wird kleiner – letztlich ist das Gegenteil passiert. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir auch hier noch weiter wachsen werden. Alle Trends, die man aktuell sieht, sprechen ebenfalls dafür: So fahren die Leute zum Beispiel weniger Auto, das spielt auch uns und dem Verkehrsmittel Bus in die Karten. Gleichzeitig nimmt das Reiseverhalten zu. Es gibt also noch extrem viel Potenzial im deutschen Mobilitätsmarkt. Wir haben aber auch einfach Bock auf Europa. Wir glauben, dass das, was wir hier machen, auch etwas ist, das in anderen Ländern gut funktionieren kann.

Die Bedingungen in anderen EU-Ländern sind allerdings anders als in Deutschland, auch was die Reife des Marktes betrifft. In Deutschland habt ihr vor allem Wettbewerbsvorteile durch eure Pionierrolle. Wie wollt ihr euch von Konkurrenten in Europa abgrenzen?

Busse von A nach B fahren – das scheint erst einmal relativ banal. Wenn man sich aber unser Geschäftsmodell im Detail anschaut, wird deutlich, dass es das, was wir machen, in anderen Ländern in dieser Form noch gar nicht gibt – auch und vor allem bezüglich der Zusammenarbeit mit unseren Partnern. In vielen anderen Ländern ist das Produkt noch lange nicht da, wo es sein könnte. Da können wir noch eine Menge mitbringen.

Durch den Zusammenschluss der zwei größten Fernbus-Anbieter ändert sich die Wettbewerbssituation deutlich. Ist eine Erhöhung der Preise geplant, da sich FlixBus und MeinFernbus nun nicht mehr jeden einzelnen Kunden durch Schnäppchen abjagen müssen?

Vielleicht wird es nicht mehr ganz so viele Extrem-Schnäppchen geben wie bisher, aber der Wettbewerb erstreckt sich ja nicht nur auf den Fernbusmarkt. Zum einen gibt es auch dort nach wie vor noch Konkurrenz-Anbieter, zum anderen bewegen wir uns auf dem gesamten Fernverkehrsmarkt: Wir stehen auch im Wettbewerb mit der Bahn, Fluganbietern oder Mitfahrgelegenheiten. Man wird also auch in Zukunft weiter günstig mit unseren Fernbussen fahren können.

Wie lässt sich denn trotz niedriger Preise Geld verdienen?

Beim Großteil der Tickets, die wir verkaufen, bewegen wir uns preislich in der Größenordnung von vier bis sechs Euro pro 100 Kilometer. Mit Bahn, Auto und Flugzeug ist man im Schnitt teurer unterwegs, das ist richtig. Das Geldverdienen ist letztlich VWL erstes Semester: Es ist eine Frage von Preis und Menge. Wenn wir es schaffen, genug Menschen in den Bus zu bekommen, können wir auch mit sehr günstigen Preisen gutes Geld verdienen. Und das gelingt uns schon sehr gut. Unsere durchschnittliche Auslastung liegt zum Beispiel deutlich über der der Bahn.

Ist die Bahn euer größter Konkurrent?

Wenn man sich anschaut, was bei den Streiks passiert ist, sieht man, dass durch die Airline-Streiks nicht so viel bei uns passiert ist. Bei Bahn-Streiks hingegen weichen viele Fahrgäste auf unser Angebot aus. Insofern ist uns der Bahnkunde schon sehr nahe. Natürlich ist das Thema Mitfahrgelegenheit für uns auch eine Quelle und grundsätzlich alles, was sich rund um individuelle Mobilität und Autos dreht. Und wir haben auch viele Kunden, die erst jetzt überhaupt Fahrten machen – weil sie es sich mit uns jetzt leisten können. Es gibt also viele Quellen, aus denen unsere Kunden kommen.

Danke für das Gespräch, Jochen.

Bild: Lydia Skrabania / Gründerszene