Flying Panos Meyer
Flying Panos Meyer Ex-Golf.de-Geschäftsführer und Flying-Gründer Panos Meyer

Flying, eine iOS-App zur Verwaltung der eigenen Flüge, ist der jüngste Coup des ehemaligen Golf.de-Geschäftsführers Panos Meyer. Im Interview spricht er über sein neues Startup und die guten alten Zeiten.

Panos Meyer im Frischlings-Interview

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Wir sind insgesamt acht Personen im Team, die hinter Flying stehen, der iPhone-App für Flugbegeisterte und Vielflieger. Flying vereint drei Kernelemente einer Flugreise. So bietet Flying einen Airline-übergreifenden Boardingpass, der mit weltweit jeder Airline kompatibel ist. Darüber hinaus wird durch Infografiken das eigene Flugverhalten veranschaulicht und man kann sich auf einem Leaderboard mit seinen Freunden messen und eigene Flüge teilen oder den Flügen seiner Freunde folgen und diese kommentieren.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Die Idee ist im Rahmen einer Abschlussarbeit am Copenhagen Institut of Interaction Design entwickelt worden. Katie Kindinger, Andrew Spitz und Markus Schmeiduch haben die ersten Entwürfe für die App unter dem Namen „Jetsetter“ veröffentlicht. Ich habe den Tweet über das Projekt gesehen und sofort ein vielversprechendes Geschäftsmodell gesehen. Wir wollen mit Flying ein wenig den Glamour und die Emotionen der 70er Jahre in die Fliegerei zurückbringen. Das Ganze natürlich modern interpretiert, um auch einen handfesten Nutzen bieten zu können.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Gefunden haben wir uns über Twitter. Doch wenige Tage später haben wir uns in Kopenhagen getroffen und die Entscheidung, gemeinsam eine Firma zu gründen, stand nach wenigen Tagen fest. Katie Kindinger sitzt in Chicago und hat vorher in Agenturen gearbeitet und bereits einige Apps entwickelt. Markus aus Wien hat bereits ein Startup gegründet (KiezExplorer) und hat auch einen Agenturhintergrund. So hat er für Firmen wie BMW und Siemens den Social-Media-Bereich betreut. Andrew aus Amsterdam hat viel im Bereich Sound und Film gemacht, aber auch interaktive Installationen sind seine große Leidenschaft.

Ich (Panos Meyer) war knapp fünf Jahre Geschäftsführer der Golfwebseite Golf.de und gleichzeitig CEO der Sporthouse.de AG. Hier war ich für die digitalen Geschäftsmodelle und auch für die Internationalisierung zuständig. Vorher habe ich verschiedene Produktmanagerpositionen bekleidet und war eigentlich immer für den Aufbau neuer Geschäfte zuständig. Als „alter Hase“ im Team macht sich diese Erfahrung jetzt bezahlt.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Generell mag das zutreffen. Das wirklich Neue bei Flying ist die Verbindung der drei Kernfunktionen (Boardingpass, Statistiken, Soziales Netzwerk) in einer App und natürlich die User Experience. Wir investieren extrem viel Zeit in das Design und die User lieben diese Detailverliebtheit. Ein Beispiel sind die „Stamps“ in der App. User, die bestimmte Strecken fliegen, erhalten hierfür virtuelle Stempel. Dies ist an sich nichts Neues und Gamification dient uns hier auch nur als Treiber. Die Stempel an sich fertigen wir jedoch per Hand – erstellen also physische Stempel, die wir dann wiederum in die App integrieren. Oft sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied machen, und genau in dieser Nische sind wir sehr groß.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Wir sind weltweit gestartet und haben aktuell zirka Prozent unserer Kunden in den USA, 30 Prozent in Europa und zehn Prozent verteilen sich auf den Rest der Welt. Unsere Kernzielgruppe sind Personen, die in mindestens einem Vielfliegerprogramm einer Airline registriert sind. Weltweit gibt es über 200 Millionen potenzielle Kunden. Wir stellen aber fest, dass wir auch viele Nutzer haben, die man nicht klassisch als Vielflieger bezeichnet.

Unsere App ist kostenlos. Es gibt zusätzlich kostenpflichtige Premiumservices, die zum Teil nutzungsabhängig sind oder auch durch eine Einmalzahlung erworben werden können. Den Hauptumsatz erzielen wir aber im Bereich B2B. Hier ist besonders unser „Claim Management“ zu nennen. Wir monitoren jeden eingegebenen Flug und sollte ein Nutzer einen Schadenersatzanspruch aufgrund einer Verspätung oder eines Flugausfalls haben, kümmern wir uns mit unserem Partner Flightright, einem renommierten Verbraucherportal für Fluggastrechte, um die Durchsetzung der Ansprüche.

Das Ganze ohne Risiko für den Fluggast. Nur im Erfolgsfall wird eine Provision in Höhe von 25 Prozent fällig.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Wir haben uns zu Beginn aus eigenen Mitteln finanziert und konnten bereits vor dem Launch am 1. Juni 2013 einen externen Seed-Investor aufnehmen. Die Beratungsfirma für Finanzdienstleister Conuno GmbH hat schon zu diesem Zeitpunkt an uns geglaubt und unterstützt uns seither mit voller Kraft. Aktuell bereiten wir eine größere zweite Finanzierungsrunde vor. Hier orientieren wir uns aber eher international.

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Aktuell fehlt uns eigentlich nichts. Mehr Ressourcen wären natürlich toll. Geschwindigkeit und Wachstum sind in unserem Segment extrem wichtig. Aber wir versuchen, alles in Balance zu halten und gehen eigentlich immer nach dem Grundsatz „build, measure, learn“ vor. Aus unserer Sicht der einzige Weg in der ersten Phase des Unternehmens. Investitionsentscheidungen werden so viel klüger getroffen und die Fehlerquote ist relativ gering.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Wir haben sicher individuelle Vorbilder. Mein großes Vorbild ist der griechische Reeder Aristoteles Onassis. Für mich ein Unternehmer der alten Schule. Fleißig, smart und mit Mut zum Risiko startete er mit 60 Dollar und baute ein Imperium auf. An die durch Onassis erworbene griechische Fluggesellschaft Olympic Airways erinnere ich mich heute noch gern.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Spontan, Felix Haas. Als Meilen-Fan und Pilot wäre er genau der richtige Gesprächspartner.

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Im Jahr 2014 wollen wir unseren Millionsten Nutzer an Board von Flying begrüßen. Dafür werden wir kämpfen, bei jeder Wetterlage.

Bild: Flying