Nutzt jemand noch Hipstamatic? Diese Fotoanwendung für das Smartphone, die mit ihren Filtern vor ein paar Jahren für einen regelrechten Vintage-Fotowahn gesorgt hat? In letzter Zeit ist es erheblich ruhiger geworden. Jetzt folgt der nächste Hype. Wer am Wochenende im Internet unterwegs war, ist bestimmt über Fotos gestolpert, die mit der iPhone-App Prisma bearbeitet wurden. Die Anwendung verwandelt Schnappschüsse in kleine Kunstwerke. Je nach Wunsch im Stile von Kandinsky, Roy Lichtenstein, van Gogh oder Munch.

Wie funktioniert die App?

Um den gewünschten Effekt zu erzielen, ist mehr Rechenpower nötig, als ein Smartphone zur Verfügung stellen kann. Deshalb wird jedes Foto, das bearbeitet werden soll, auf die Plattform von Prisma hochgeladen. Hier wird nicht einfach nur ein Filter über das Foto gelegt, sondern es wird von einem Algorithmus ausgewertet und dann im gewünschten Stil von der Software neu erzeugt. Die kleinen Kunstwerke kann man auf seinem Smartphone speichern oder mit einem Klick auf Instagram oder Facebook teilen. Bis jetzt ist die App gratis. Es gibt bislang nur wenige Werbeeinblendungen.

Was macht der Algorithmus?

Die Technik hinter der App besteht aus sogenannten Artistic-Style-Transfer-Algorithmen. Der Algorithmus wird zum Gestalter, zum generativen Designer, bei dem die Rechenvorschrift das Resultat beeinflusst. Dazu kommt das Element des Zufalls, das für überraschende und ungeplante Ergebnisse sorgt. Prisma selber schreibt auf seiner Website: „Eine einzigartige Kombination aus neuronalen Netzwerken und künstlicher Intelligenz hilft euch, erinnerungswürdige Momente in zeitlose Kunst zu verwandeln.“  Was mit dieser Technik möglich ist, sieht man ganz gut in diesem Video:

Wer sind die Macher von Prisma?

Hinter der App steckt der russische Gründer Alexej Moissejenkow. Finanziert wird Prisma von der russischen Internet-Holding Mail.ru Group. Sie plane, zwei Millionen US-Dollar zu investieren, schreibt die Zeitung Wedomosti. Die App ist am 16. Juni zunächst in Russland gestartet und steht jetzt laut Wedomosti auf Rang eins der iTunes-Charts in Russland, Weißrussland, Estland, Moldawien, Kirgistan, Usbekistan, Kasachstan, Lettland, Armenien und in der Ukraine. Moissejenkow verspricht, dass schon bald Videos mit der App bearbeitet werden können. Auch im Marvel-Comic-Style. Und eine Version für Android sei geplant. Alleine in Russland soll die App von mehr als 650.000 Menschen heruntergeladen worden sein.

Wie sieht es mit der Datensicherheit aus?

Jedes Foto, das von Prisma bearbeitet werden soll, wird auf die Server des Startups hochgeladen. Nur so kann die Technik, die auf neuronalen Netzwerken basiert, funktionieren. Wer sich Sorgen macht, kann nach der Lektüre der Private Policy noch ein paar Sorgenfalten mehr bekommen. Die Nutzer geben die Rechte an ihren Bilder weitgehend an Prisma ab. Was damit passiert, ist weitgehend unklar. Möglich ist sehr viel.

Macht Prisma Spaß?

Ja! Hier kommt die Gründerszene-Redaktion im Prisma-Look:

Fotos: Frank Schmiechen