Janina_Otto
„Marken wie Maggi oder Knorr können die Anforderungen der Kunden nicht mehr zufriedenstellend bedienen“, sagt Janina Otto

Als Produktmanagerin bei einem großen deutschen Feinkostunternehmen stellte Janina Otto fest: Viele Lebensmittel halten nicht, was sie versprechen. Zu viele Zusätze, zu viel Zucker und andere unerwünschte Zutaten im Übermaß. 2011 gründete die heute 32-Jährige deshalb ihr eigenes Unternehmen. In den Handel wollte sie da noch nicht, setzte stattdessen auf Catering und eröffnete ein Bistro für regionale Lebensmittel in Hamburg. „Ich habe erlebt, wie schwer es damals war, den Handel von fairen, nachhaltigen Produkten zu überzeugen“, sagt Otto.

Inzwischen hat es Otto nicht mehr ganz so schwer: Immer mehr Verbraucher wollen genau wissen, was in ihrem Essen steckt – und sich nicht mehr von leeren Produktversprechen einlullen lassen. Selbst etablierte Lebensmittelkonzerne werben mittlerweile mit „ehrlichen“, zusatzfreien Produkten. Und: Der Handel hat sich geöffnet. Auch gegenüber Startups. Dieser Trend spielt Janina Otto in die Karten. 2015 beschloss die Gründerin, das Catering aufzugeben und eigene Produkte zu vertreiben. Die sollten vor allem gesund sein, aber auch verzehrfertig. Um gestresste, aber ernährungsbewusste Großstädter vor einem schlechten Gewissen zu bewahren, wenn sie mittags zu Instant-Essen greifen.

Suppen und Kekse als Job-Begleiter?

Unter der Marke Frau Ultrafrisch entwickelte Otto fortan verschiedene Tütensuppen und Instant-Gerichte. Seit mehreren Monaten verkauft sie die Beutel über den eigenen Online-Shop. Außerdem stehen sie deutschlandweit in den Regalen einiger Edeka- und Rewe-Filialen sowie der Bio-Supermarktkette Denn’s. Im Zehnerpack kostet zum Beispiel ein Beutel der „Soja-Bolognese mit Hibiskus“ 1,90 Euro. Etwa genauso teuer ist die Apfel-Lauchsuppe, die wie alle Gerichte noch mit Wasser angerührt werden muss. Chemische Zusatzstoffe sind nicht verarbeitet, verspricht das Startup. Es wirbt damit, ausschließlich natürliche und größtenteils in Europa angebaute Zutaten zu verwenden.

Mit ihren Fast-Fertigessen lehnt sich Janina Otto gegen die Tütensuppen-Riesen Maggi und Knorr und damit gegen Konzerne auf, die Namen wie Nestlé oder Unilever tragen. „Diese Anbieter können die Anforderungen der Kunden nicht zufriedenstellend bedienen“, findet die Gründerin. Ihre Produkte seien eine Alternative für gesundheitsbewusste Menschen, die keine Zeit hätten, für ihr Essen lange in der Küche zu stehen. Als zweite Produktsparte hat Frau Ultrafrisch deshalb sogenannte Smoothie-Kekse eingeführt. Klassische, flüssige Smoothies, darunter Sorten wie Erdbeer-Pfirsich-Karotte oder Mango-Kokos, werden dafür in Form gegossen und mittels Gefriertrocknung knusprig gemacht. Durch den schockartigen, hitzefreien Wasserentzug sollen fast alle Vitamine erhalten bleiben. Zucker wird nicht zugesetzt.

Die eher ungewöhnliche Sortimentskombination aus herzhaften Suppen und süßen Keksen erklärt Otto damit, dass sie ihre Kunden durch den Arbeitstag bringe. Im Büro könne man sich mittags eine Suppe aufgießen und nachmittags am Schreibtisch ein paar Kekse essen. Hergestellt wird die Ware laut Otto von kleinen Produktionsbetrieben im Hamburger Umland.

Das DHDL-Startup LittleLunch, das fertige Suppen im Glas anbietet, wirbt ebenfalls mit gesundem Convenience Food. Mit ihren Smoothie-Keksen als Snack scheint Frau Ultrafrisch dagegen auf deutlich weniger ausgetretenen Pfaden unterwegs zu sein: Das Startup sei das erste, das die pürierten Obstmischungen in dieser Form verkauft.

Versandhandels-Enkel ist Ehemann – und Mitgesellschafter

Die Zusammenarbeit mit dem Edeka-Startup-Programm FoodStarter soll Frau Ultrafrisch den weiteren Zugang zum Lebensmitteleinzelhandel ermöglichen. Geworben wird unter anderem über Influencer oder auf Festivals. Zwei festangestellte Mitarbeiter kümmern sich um Operations, Marketing und Sales. Neben Janina Otto ist ihr Mann Benjamin Otto, Enkel des Gründers des Versandhandelsunternehmens, als zweiter Gesellschafter mit an Bord. Ottos Name fällt immer wieder im Zusammenhang mit Startups. So hieß es zuletzt, er wolle sich mit fünf Prozent an der Otto-Mode-Tochter About You beteiligen. Bis auf die Tatsache, dass Frau Ultrafrisch ein Büro auf dem Hamburger Otto-Gelände hat, gebe es jedoch keine unternehmerische Verbindung zum Konzern, stellt die Gründerin klar.

Ultrafrisch
So sind die Gerichte von Frau Ultrafrisch verpackt.

Bisher ohne Investorenhilfe ausgekommen, will sich Frau Ultrafrisch auch weiterhin aus eigener Kraft finanzieren. „Einen schnellen Exit planen wir nicht“, so Otto. Umsätze würden nicht kommuniziert. „Ich kann aber sagen, dass wir zur Zeit sehr stark wachsen.“

Bilder: Frau Ultrafrisch