Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel – und rund 180 „Vorbild-Unternehmerinnen“

180 „Vorbild-Unternehmerinnen“ für Deutschland

„O Gott, nur Kerle!“ Bei einem Treffen mit der Startup-Szene sei ihm dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, erklärte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel heute in Berlin. Das wolle sein Ministerium nun ändern. Helfen soll die Initiative „Frauen unternehmen“.

Der Eindruck täuscht Gabriel auch nicht: Laut Startup Monitor 2014 sind aktuell knapp 90 Prozent der Gründer in Deutschland männlich. Frauen sind also noch immer stark unterrepräsentiert – allerdings nicht nur in der Startupszene, sondern auch ganz allgemein in der Wirtschaft, in Führungspositionen, in der Selbstständigkeit.

Aufgrund dieser „erschreckenden“ Statistik habe das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) die Initiative auch ins Leben gerufen. In deren Rahmen sollen in den kommenden zwei Jahren sogenannte „Vorbild-Unternehmerinnen“ Mädchen und Frauen zu beruflicher Selbständigkeit ermutigen und sie dazu in ihren regionalen Schulen oder Universitäten besuchen. Durch die Initiative solle die Präsenz und Sichtbarkeit von Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit erhöht und der „Unternehmerinnengeist“ befördert werden, heißt es vom BMWi.

„Seit Jahren stellen wir fest, die Frauen machen die besseren Schulabschlüsse, studieren kürzer und erfolgreicher – und trotzdem finden wir sie in den Spitzenstellungen von Staat und Gesellschaft nicht wieder“, so Gabriel bei der heutigen Auftaktveranstaltung. Der Grund dafür seien vor allem „strukturelle Benachteiligungen“: Schwierig werde es für Frauen eben immer dann, wenn es um die Vereinbarung von Beruf und Familie gehe, so Gabriel weiter. Dadurch liege ein erheblicher Teil ökonomischer Kraft brach: „Es ist ja der helle Wahnsinn, dass wir auf einen so großen Anteil von gut ausgebildeten und qualifizierten Frauen in unserer Ökonomie verzichten.“

Auch Julia Schössler, Gründerin der PR-Agentur Schösslers und eine der 180 ausgewählten „Vorbild-Unternehmerinnen“ glaubt, dass Impulse aus Richtung der Politik notwendig seien: „Wir haben in Deutschland keinen Engpass an Ideen oder Kapital, sondern an Talenten.“ Sie wolle ihre unternehmerischen Erfahrungen gern an junge Frauen weitergeben und diese motivieren, sich mit dem Thema Selbstständigkeit auseinanderzusetzen.

Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer und Bloomy-Days-Gründerin Franziska von Hardenberg, ebenfalls unter den 180 Vorbildern, sind sich einig: Mädchen sollten bereits so früh wie möglich an die Thematik einer eigenen Unternehmensgründung heranführt werden. „Es geht vor allem um Selbstvertrauen“, so von Hardenberg.

Der Bundeswirtschaftsminister erhofft sich von der Initiative auch Signale für die Politik, sagt er: Das Unternehmerinnen-Netzwerk solle eine Grundlage für die Einschätzung schaffen, ob und inwieweit Förderbedingungen verändert werden „oder ob wir weitere Dinge tun müssen, die wir bisher noch nicht auf dem Radar hatten“.

Mit der BMWi-Initiative sollen mehr Frauen den Weg in die Selbstständigkeit finden – was nicht heißt, dass es noch keine erfolgreichen Gründerinnen gebe. Einige davon findet Ihr zum Beispiel im dritten Teil unserer Serie „Gründerinnen in Deutschland“:

Gründerinnen in Deutschland – Teil drei der Serie

Artikelbild: Lydia Skrabania