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Das Auto als Plattform für neue Geschäftsmodelle.

Knapp 30 Milliarden Dollar sollen auf dem Markt mit der neuen Mobilität in den nächsten sieben Jahren verdient werden können. Kein Wunder, dass viele Unternehmen und Startups die Forschung und Technologie vorantreiben. Tatsächlich öffnen sich in den nächsten Jahren völlig neue Märkte. E-Commerce hält Einzug in Autos, denn die Fahrer sind in Zukunft ohne Beschäftigung, wenn das Auto autonom über die Straßen rollt. Da hat man also viel Zeit für andere Dinge.

1. Autonomes Fahren

Der Kampf um die technologische Vorherrschaft in Sachen Autonomes Fahren ist noch nicht beendet. Auch wenn Mercedes, Audi oder Tesla in der Öffentlichkeit bereits länger das Thema für sich beanspruchen, es gibt noch andere Unternehmen, die in dem Bereich weiter unterwegs sind. Drive.ai ist ein Startup, dass unter besonderer Beobachtung steht.

Das gerade mal zwei Jahre alte Unternehmen hat bisher, nach eigenen Angaben, 12 Millionen Euro eingesammelt, gilt aber als heißer Übernahmekandidat. Denn während die Autoindustrie ihre autonomen Autos in der Öffentlichkeit nur tagsüber und bei schönem Wetter fahren lässt, zeigte das Startup eine Fahrt mit der Drive.ai Software in der Nacht. Bei leichtem Regen.

Das MIT Spinoff Nutonomy. 2016 geründet, sammelte bis jetzt knapp 20 Millionen Dollar ein und konnte vor wenigen Wochen einen Deal mit dem PSA-Konzern schließen, zu dem Peugeot und Citroen gehören. Für die Franzosen soll Nutonomy die Autos autonom machen. Dabei setzten die Amerikaner ähnlich wie Drive.ai auf das Thema Künstliche Intelligenz. Neuronale Netze sollen die Autos „denkend“ machen.

2. After Sales

Die Vernetzung der Fahrzeuge öffnet einen völlig neuen Markt. Egal ob Entertainment, Business oder E-Commerce – das zentrale Infotainmentsystem moderner Fahrzeuge bringt Startups in Position. Bekannt sind schon eine Reihe von Startups, die sich mit dem Thema Parkplatz beschäftigen. Evopark bekam ein Millioneninvestment von Porsche, damit deren Fahrer in Zukunft ihre Parkgebühren digital erfassen und bezahlen können. ParkTag konnte sich 1.4 Millionen Euro von der EU sichern, um damit eine App zu bauen, die vorausschauend Parkplätze findet. Sie merkt, wann ein Fahrer zu seinem Auto geht und gibt die Information, dass da demnächst ein Parkplatz frei wird, an den nächsten Autofahrer weiter, der gerade auf der Suche ist.

In der Zukunft eröffnen sich aber noch weitere Märkte. Ein wichtiger Punkt wird die Anschlussmobilität sein, die man eventuell benötigt. Car-, Roller- oder Bikesharing sollen sich direkt aus dem Auto buchen lassen. Startups wie Emmy (Ex-eMio) oder die Bosch-Tochter Coup stehen jetzt in den Startlöchern, weitere werden folgen.

Services werden eine große Rolle spielen. Bisher zeigen zum Beispiel Navigationssystem die „Points of Interest“ ungeordnet an. Ein Empfehlungsmanagement für Restaurants oder Hotels oder eine Vermarktung der ersten fünf angezeigten Plätze im Bildschirm gibt es noch nicht. Hier bieten sich noch viele Möglichkeiten für Startups im Bereich individuelles Empfehlungsmanagment auf Basis von Big Data Analysen.

3. Blockchain

Wenn das Auto der Zukunft sich schon mit seiner Umwelt vernetzt ist und immer Zugang zum Netz hat, dann wird es auch direkt mit dem Bankkonto verbunden. Blockchain ist das Zauberwort und schon jetzt tummeln sich einige Startups in diesem Bereich. Das Unternehmen Slock.it hat mit Dēmos eine App entwickelt die Ethereum-Blockchain für das Laden von Elektroautos nutzt. Gleichzeitig übernimmt sie auch die Bezahlung beim Carsharing. Statt Überweisungen und Kreditkarten, läuft die Bezahlung über eine Wallet.

Eine ähnliche Idee hatte Anfang des Jahres ZF vorgestellt. Deren „e-wallet“ macht das Auto zur Geldbörse. Dienstleistungen rund um das Auto, von der Ladestation über Mautgebühren bis zu den Parkgebühren, werden direkt über die Blockchain abgewickelt. Damit sollen Autofahrer unabhängig von Bargeld und Zahlungsprozessen werden.

4. Künstliche Intelligenz

Dass man KI für das autonome Fahren benötigt, ist eine Sache. Daran arbeiten Firmen wie Z.F., Bosch, Nvidia und andere. Aber da stehen sie nicht alleine. Das Rennen um die beste Software ist gerade erst gestartet. Mit dabei ist auch das Berliner Starup Twentybn (Twenty Billion Neurons). Die Deutschen wollen einerseits dem autonomen Fahren auf die Sprünge helfen, ihre Software aber gleichzeitig auch für Fertigungsstrassen der Hersteller einsetzen. Industrie 4.0 lautet das Buzzword, dem sich das Unternehmen verschrieben hat.

Ein anderes Anwendungsszenario hat sich Holger Weiss ausgedacht. Sein Startup German Auto Labs entwickelt eine Art virtuellen Beifahrer. Der digitale Assistent soll in Fahrzeugen der Zukunft eingebaut sein und die Fahrer immer dann mit Informationen versorgen, wenn diese auch wirklich gebraucht werden. Statt permanent aufs Smartphone zu schauen, übernimmt der virtuelle Beifahrer die Informationsübermittlung.
Weitere Anwendungszenarien für KI gibt es auch bei LKW und im Flottenmanagement. Bei den LKW geht es vor allem darum, Leerfahrten zu vermeiden, aber auch das autonome Fahren weiter voran zu bringen.

5. Sprachassistenten

Der Markt der digitalen Assistenten öffnet sich gerade erst. Und doch schätzen Analysten, dass es bis 2020 rund 15 Millarden Dollar zu verdienen geben soll. Marktführer ist zur Zeit Amazon, das seinen „Alexa“ zum Schleuderpreis von 59 Euro raushaut. Die Autoindustrie hat schnell erkannt, wie wichtig digitale Assistenten in Zukunft sein können, wenn sie sich mit der Umwelt vernetzen. Haben sich die Kunden daran gewöhnt, die Steuerung ihres Hauses oder die Flugbuchung per Sprachbefehl auszuüben, werden sie dieses auch im Auto haben wollen.

Da vor allem Pendler viel Zeit im Wagen verbringen und durch das autonome Fahren noch weiter entlastet werden, bietet eine Vernetzung mit Alexa neue Möglichkeiten. Der Traum der Hersteller: Dank Alexa wird das Auto zur zentralen Kommandostelle für das tägliche Leben. Vor allem für Startups aus dem E-Commerce-Sektor bieten sich neue Absatzmöglichkeiten. Ob es die vergessenen Blumen für einen Geburtstag sind, Kartenreservierungen für ein Konzert oder einfach die Bestellung der Pizza für später – das lässt sich bald alles aus dem Auto steuern.

Bild: Daimler