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david_druhde David Uhde ist Gründer und Geschäftsführer von Furnitects

Kaum ein Segment im E-Commerce wächst derzeit so schnell wie der Möbel-Markt. Auswahl gibt es genug, das Problem liegt in der Beratung, die etwa das Curated-Shopping-Startup 99chairs bietet. Einen ähnlichen Weg schlägt das junge Unternehmen Furnitects ein, geht aber noch einen Schritt weiter. Die Möbeleinrichtungsberatung bieten die Münchner nämlich nicht nur per Web sondern auch unkompliziert in Whatsapp an.

Sich selbst definiert Furnitects als „Online-Marktplatz für Wohnideen, Einrichtungsberatung und Möbel-Shopping“. Geld verdient das Unternehmen abgesehen von der Beratungsleistung über Provisionen bei vermittelten Verkäufen. Gegründet wurde das Startup von David Uhde. Der promovierte zuvor an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität am Institut für strategische Unternehmensführung und war nebenbei als Berater tätig. Im Interview verrät der Gründer, wie sein Service genau funktioniert und was er sich von GoButler abgeschaut hat.

David, euer Angebot ähnelt dem von 99chairs. Was macht ihr anders?

99chairs ist ein tolles Unternehmen, bei dem ein ehemaliger Kommilitone von mir investiert hat. Was uns unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir auch Lösungen für Einzelmöbel anbieten. Beispielsweise mit unserer Whatsapp-Beratung.

Habt ihr euch von GoButler inspirieren lassen?

Ja, durchaus. Und nicht nur von denen. Man kennt im Fashionbereich ja beispielsweise Zalon. Wir haben die Logik für den Möbelbereich aufgegriffen. Bei uns kann der Kunde ein Foto von seinem Zimmer über das Smartphone an uns senden und bekommt einen Möbelvorschlag mit Link zurück.

Womit wollt ihr euch noch absetzen, abgesehen von der Whatsapp-Beratung?

Wir arbeiten darauf hin, der One-Stop-Shop im Möbelbereich zu werden. Stichwort Customer Journey: angefangen bei der Inspiration, über Beratung bis hin zum Möbelshopping, egal ob Einzelmöbel oder komplett neue Einrichtung. Das wird uns fundamental von unseren Mitbewerbern abheben.

Ihr seid im September gestartet. Was habt ihr bisher erreicht?

Wir haben es geschafft, Kooperationen aufzubauen und inzwischen mehr als 600.000 Möbel im Sortiment, zum Beispiel von Ikea oder WestwingNow. Wir konnten viele Kunden gewinnen, sowohl im Einzelmöbelbereich, als auch mit der kompletten Einrichtungsberatung. Wir haben im Kleinen gezeigt, dass wir das Thema beherrschen. Nun möchten wir es gerne im Großen ausrollen.

Mit was für einem Wachstum rechnet ihr in den kommenden Monaten?

Wir möchten langfristig die Nummer eins für Online-Einrichtungsberatung sein. Momentan haben wir hundertprozentige Wachstumsraten. Natürlich muss man schauen, wie sich das weiter entwickelt. Aber wir können jetzt schon Aussagen über durchschnittliche Warenkörbe machen: Die liegen bei Einrichtungskonzepten unserer Kunden bei mehr als 3.000 Euro. Ein normaler Möbelhändler macht deutlich geringere Warenkörbe.

Falls ihr jetzt schnell abheben solltet: Woher nehmt ihr die Ressourcen?

Wir haben über sechs Monate Innenarchitekten rekrutiert. Wir verfügen daher über ausreichend Kapazitäten, um einem großen Ansturm Stand zu halten. Auf der IT-Seite sieht es übrigens ähnlich aus.

Bei euren Mitbewerbern wie etwa 99chairs zahlen Kunden für die Beratungsleistung. Wie ist das bei euch?

Wir bieten die Beratung für Einzelmöbel über die Webseite und per Whatsapp umsonst an. Sobald ein Interior Designer ein komplettes Einrichtungskonzept inklusive Grundrissplanung erstellt, ist das bei uns kostenpflichtig.

Wie teuer wird es dann?

Unser Classic-Paket liegt bei 199 Euro.

Das hört sich nach viel Arbeit an – und ist wahrscheinlich ganz schön teuer. Woher nehmt ihr das Geld?

Momentan sind wir gebootstrapped. Seit Oktober befinden wir uns zudem im Inkubator der LMU, der uns bei der Investorensuche unterstützt.

Was heißt das konkret?

Damit wir wachsen können, brauchen wir passende Investoren. Das sollte in den kommenden Wochen bis Monaten verhandelt sein. Wir sprechen mit Business Angels und Early-Stage-Investoren.

Woher nehmt ihr die Möbel- und Einrichtungsexpertise?

Ich beschäftige mich seit einigen Jahren privat mit dem Möbelbereich. Furnitects ist aus der Herzensangelegenheit heraus entstanden, dass wir schöne Möbel lieben. Meine Teamkollegin Nadine Schindler hat zuvor das Möbelsegment bei Stylefruits aufgebaut und geleitet. Furnitects ist eine Antwort auf zwei Trends: Erstens existiert eine steigende Bereitschaft von Kunden, Möbel online zu kaufen. Zweitens bieten Online-Shops eine immer größere Möbelauswahl. Der Beratungsaspekt wird im E-Commerce jedoch immer noch weitgehend ausgeklammert.

Danke für das Gespräch.

Bild: Furnitects