App-Store-Bewertungen gefaelscht
App-Store-Bewertungen gefaelscht Dieses Mädchen fälscht offenbar im Akkord App-Bewertungen.

Ein Beitrag von Roland Eisenbrand, Head of Content bei OnlineMarketingRockstars.de.

Eine Branche verdient an gefälschten App-Bewertungen

Dass App-Bewertungen gefaket werden, um die entsprechenden Anwendungen zu pushen und mehr Downloads zu generieren, dürfte niemanden mehr überraschen. Doch ein Bild, das möglicherweise aus einem chinesischen Sweatshop stammt, dürfte selbst vielen Entwicklern die Augen dafür öffnen, in welchem Umfang und wie systematisch diese Praxis mittlerweile offenbar betrieben wird. Wie Online Marketing Rockstars herausgefunden hat, bieten auch deutsche Mobile-Marketing-Agenturen öffentlich den Kauf von Bewertungen an.

„So funktionieren App-Store-Bewertungen. Willkommen in der Realität“, schreibt Simon Pang vor wenigen Tagen bei Twitter und postet dazu ein Bild von einer jungen Asiatin, die vor einer ganzen Smartphone-Batterie sitzt und offenbar im Akkord App-Bewertungen fälscht. Besonders angenehm ist ihre Arbeitsumgebung augenscheinlich nicht – die junge Frau trägt eine Winterjacke.


Pang, der das Bild postete, ist selbst App-Entwickler. Wie er auf Anfrage einer Journalistin des Wall Street Journal angibt, sei das Bild von einem Freund von ihm aus China gepostet worden, die Quelle kenne er nicht.

Möglicherweise kursierte das Foto zuvor schon innerhalb des chinesischen Social Networks Sina Weibo. Darauf deuten ähnliche Bilder hin, die der Techblog Softpedia aufstöberte. Wer weiter sucht, stößt auf Einträge in chinesischsprachigen Blogs, die ebenfalls thematisieren, dass in China offenbar eine richtige Branche besteht, die App-Bewertung systematisch fälscht und diese Tätigkeit als Dienstleistung anbietet. Wie Softpedia schreibt, wird diese Praxis in China „Brushing“ genannt.

(Quelle: Weibo.com)

Gefälschte App-Bewertungen sind in den großen App Stores schon seit vielen Jahren ein Problem. Wie hoch der Anteil an gefaketen Reviews ist, ist unbekannt – auch, weil schwer zu erkennen ist, ob eine Bewertung wirklich gefälscht ist. Der Analytics-Dienstleister Apptentive will im vergangenen Jahr zumindest ermittelt haben, dass der Anteil an gefaketen Ratings im iOS App Store leicht höher sei als im Google Play Store. Zumindest Apple geht offenbar aktiv gegen die Fakes vor, will Techcrunch beobachtet haben.

Über Google lassen sich jedoch immer noch leicht Anbieter wie AppReviewsKiosk und BestReviewApp finden, über die sich Bewertungen kaufen lassen. Auf der Minijob-Plattform Fiverr gibt es eine eigene Sektion, in der Nutzer anbieten, für Auftraggeber für schmales Geld Reviews zu verfassen.

(Screenshot AppDownloadsKaufen.de)

Auch deutsche Dienstleister haben sich am Markt positioniert: Unter den Domains AppDownloadsKaufen.de und AppBewertungenKaufen.de (leitet auf die zuvor genannte Domain um) bietet das Mainzer Unternehmen Gratizzz 50 Bewertungen zum Preis von 290 Euro an – bei größeren Aufträgen sinkt der Preis. Inhaberin der beiden genannten Domains sind laut Denic.de Stephanie Renda und die unter der gleichen Adresse angesiedelte Agentur Match2blue, die die Lufthansa und die Verlagsgruppe Rhein Main zu ihren Referenzen zählt.

Update vom 10.2.15: Das Unternehmen Match2blue streitet ab, mit der Gratizzz GmbH, Betreiberin von AppDownloadsKaufen.de und AppBewertungenKaufen.de, in einer Geschäftsbeziehung zu stehen.

omr-logo
DIESER BEITRAG ERSCHIEN ZUERST AUF OMR.com.
Bild: Simon Pang