Samwer Global Founders Capital

Global Founders setzt auf Entwicklungsregionen

Laut Informationen von Gründerszene arbeiten die Samwer-Brüder Alexander, Marc, Oliver derzeit an einer Wiederbelebung ihrer Investment-Aktivitäten, die sie fortan in München unter dem Dach von Global Founders Capital bündeln. Beinahe sieben Jahre nach der Gründung des European Founders Fund, ihrer ersten Beteiligungsgesellschaft, wird Global Founders Capital aus einem Investmentfonds über 150 Millionen Euro schöpfen und weltweit auf Investmentjagd gehen, wozu insbesondere auf das Personenkarussell von Rocket Internet (www.rocket-internet.de) gesetzt werden wird. Dazu sitzt das neue Investmentvehikel der Samwers sogar im selben Büro wie einst der EFF, der die letzten Jahre passiv gefristet hat.

Den Angaben zufolge planen die Samwers, über ihre Rocket-Manager in unterschiedlichen Teilen der Welt Deals zu sourcen. Befindet sich ein Rocket-Funktionär in ausländischen Lokationen des Inkubators, werden nicht selten Investmentgelegenheiten an ihn herangetragen. Vor allem erhält Rocket Internet über diesen Personenkreis und die direkte Aktivität vor Ort detaillierte Informationen über die Reife des Marktes. Gerade Internet-Entwicklungsregionen wie Afrika, der Mittlere Osten oder Südamerika sollen dabei auf dem Wunschzettel der Samwers stehen. In diesen Perspektivregionen plant Global Founders Capital zu investieren, bevor die breite Masse an Investoren die entsprechenden Märkte für sich entdeckt und die Bewertungen in die Höhe treibt – kein abwegiges Vorgehen.

Glaubt man dem Flurfunk der Branche, stammt das Kapital für diesen neuen Investmentansatz aus 200 Millionen Euro an sogenannten Secondaries, die die Brüder im Zuge einer insgesamt 900 Millionen Euro umfassenden Finanzierung von Rocket-Internet-Portfoliounternehmen erhalten haben. Es wird gemunkelt, dass eine fünfjährige Lock-up-Periode ihrer Groupon-Anteile sie zu diesem Investmentweg bewogen haben. Wer darüber hinaus zur Kapitalisierung des Fonds beigetragen hat, bleibt zunächst ein Geheimnis.

Fabian Siegel und das Setup von GFC

Als Hauptverantwortlichen von Global Founders Capital haben die Samwers Fabian Siegel gewonnen, der bis vor kurzem die Geschicke des Lieferdienst-Vermittlers Delivery Hero (www.deliveryhero.com) als Co-CEO mitlenkte, kürzlich aber aus dem Unternehmen ausschied. Anhand der internationalen Aktivitäten von Delivery Hero dürfte Siegel sich mit den unterschiedlichen Kulturaspekten verschiedener Märkte grundlegend auskennen, und Kenner beschreiben den Volkswirt als gut geeignet für die neue Position.

Womöglich birgt die neue Personalie aber auch ein wenig Brisanz, begibt sich Rocket Internet doch mit Foodpanda gerade ebenfalls in den Lieferdienste-Markt, den Siegel für Delivery Hero und Lieferheld erschlossen hatte. Die Beteiligten geben sich zu dieser Frage aber entspannt, man habe klare Absprachen getroffen, heißt es.

Im Gespräch mit Gründerszene verriet Siegel, dass er mit dem neuen Samwer-Fonds weltweit an interessanten Themen arbeiten wolle und dabei agnostisch bezüglich Investmentphase und Geographie vorgehen werde. Global Founders Capital wird sowohl sehr früh als auch sehr spät in Unternehmen investieren, die „ein gutes Team aufweisen und eine Größe von einhundert Millionen Euro plus erreichen können.“

Das Alleinstellungsmerkmal sieht Siegel darin, operatives Wissen beizusteuern sowie schnell pragmatisch und unkompliziert agieren zu wollen. Dafür möchte der junge Fonds „einen fairen Share“ haben. Ehrlich gibt Siegel zu, dass es zwar „unternehmerfreundlich und fair“ zugehe, dass „Firmen, die auf Valuation Optimization gehen, mit klassischen VCs aber womöglich besser beraten sind.“ Wer die Samwers kennt, kann sich also ausmalen, dass dieses Versprechen über Tempo-Reichtum wörtlich zu nehmen und mit intenvsiver operativer Unterstützung verbunden ist, wohl aber auch die Abgabe einiger Prozente erfordert.

Zu einer Verbindung mit dem Samwer-Inkubator Rocket Internet soll es dabei laut Siegel aber nicht kommen. Beide Entitäten würden eine strikte Informationstrennung aufrecht erhalten und blicken angeblich auf unterschiedliche Investoren und Investmentobjekte. Global Founders Capital plane, bewusst nicht in Modelle zu investieren, die von Rocket Internet umgesetzt werden.

Die strikte Trennung von Rocket Internet und Global Founders Capital möchte man einem Oliver Samwer, der schon zu Groupon-Zeiten einen intensiven Wissenstransfer zwischen dem Gutschein-Anbieter und seinem Inkubator umsetzen ließ, aber nicht wirklich abnehmen. Zu üppig sind die Synergien, die Rocket Internet bei seinen weltweiten Rollouts auftut, als dass ein derart zielstrebiger Unternehmer auf deren Erschließung verzichten würde.

Mit dem EFF investierten die Samwers bereits

Schon einmal hatten die Samwers mit dem European Founders Fund (EFF) einen Investmentfonds für Beteiligungen an Internet-Unternehmen aufgesetzt, mit dem sie zwischen 2006 und 2009 rund 100 weltweite Investments tätigten. Das Investmentvehikel war im Jahr 2006 kurz nach dem Exit der drei Jamba-Gründer entstanden und konzentrierte sich auf Frühphaseninvestments in Internet- und Technologieunternehmen sowie später auch Later-Stage-Deals. Über den EFF hatten die Samwers Anteile an Unternehmen wie MyVideo (www.myvideo.de), StudiVZ (www.studivz.net), Bigpoint (www.bigpoint.net) oder Hitflip (www.hitflip.de) gehalten und sich mit der Zeit zusehends auf US-amerikanische Investments fokussiert, zu denen etwa Zynga, Eventbrite, MGF.com, LinkedIn oder HomeAway zählten.

Mit dem Aufkommen der Wirtschaftskrise zum Ende des Jahres 2008 hatten die Aktivitäten des EFF ein jähes Ende gefunden und dazu geführt, dass der Samwer-Fonds zu einem Verwalter der getätigten Investments verkümmerte. Finanziert hatte den EFF der Medienkonzern United Internet (www.united-internet.de). Nachdem anhand von Bigpoint (www.bigpoint.net) bereits eine erste Investment-Zusammenarbeit erprobt worden war, beteiligte sich das Unternehmen, das für Dienste wie Web.de oder 1&1 verantwortlich zeichnet, in den Jahren 2007 und 2008 an gleich drei Fonds des European Founders Fund:

Fonds UI-Anteil Fokus
European Founders Fund GmbH & Co. Beteiligungs KG Nr. 1 66,67% Early-Stage
European Founders Fund GmbH & Co. Beteiligungs KG Nr. 2 90% Later-Stage
European Founders Fund GmbH & Co. Beteiligungs KG Nr. 3 80% Later-Stage, prozentual kleinere Investments

United Internet finanzierte den EFF

Es entstand ein gemeinsames Fonds-Konstrukt, bei dem United Internet den Löwenanteil des Kapitals beisteuerte, während das Samwer-Trio die operative Arbeit besorgte und sicherstellte, dass attraktive Investment-Objekte den Weg ins Portfolio fanden. Glaubt man einigen direkt beteiligten Quellen, investierte der EFF gutgläubig in nahezu jede US-Gründung, die einen namhaften Investor aufweisen konnte und dem Samwer-Clan einen Einstieg erlaubte.

Doch wenngleich die Samwers insbesondere in den USA mit einer gewissen Willkür investierten, performte das aufgebaute Portfolio durchaus solide und wies potente Exits wie Trivago (440 Millionen Euro an Expedia), Netviewer (geschätzte 180 Millionen Euro an Citrix Systems) oder Buddy Media (689 Millionen US-Dollar an Salesforce) auf.

Für United Internet verband sich mit dem Arrangement das Ziel, bei neuen, innovativen Themen rund um das Internet frühzeitig zugegen zu sein. Allein die Beteiligung am EFF Nr. 1 bedeutete bis Ende 2008 Anschaffungskosten von insgesamt 34,403 Millionen Euro für United Internet. Ein detaillierter Blick in die Geschäftsunterlagen des Unternehmens vermittelt einen Eindruck, wieviel Geld United Internet über die einzelnen Fonds in Unternehmen investiert hat und zu welchem Kapitalrückfluss es dabei umgekehrt kam:

Geschäftsjahr über den EFF Nr. 1 über den EFF Nr. 2 über den EFF Nr. 3 Kapitalrückfluss
Portfolio-Größe
2008 24,4 Mio. € 24,452 Mio. € 50,071 Mio. € 20 Mio. € 60
2009 4,4 Mio. €  – 0,1 Mio. € 6,5 Mio. € 69
2010 1,2 Mio. €  – 0,1 Mio. € 30,9 Mio. € 49
2011 2,3 Mio. €  – 0,4 Mio. € 18,9 Mio. € 45

Mitspracherechte erhielt das Unternehmen dabei aber nur bedingt. Zwar beherrschte United Internet die EFF Nr. 2 und Nr. 3 – aufgrund gesellschaftsrechtlicher Regelungen konnte der Konzern trotz der Mehrheit der Stimmrechte allerdings keinen beherrschenden, sondern lediglich einen maßgeblichen Einfluss auf den EFF Nr. 1 ausüben. Vor allem entsprachen die Prozentwerte der Kapitalverteilung auch nicht der Ausschüttung von Returns. So partizipierte der Konzern etwa abweichend von seinem Kapitalanteil in Höhe von 66,67 Prozent zwischen 33,33 und 66,67 Prozent an den Jahresergebnissen der EFF Nr. 1 — in Abhängigkeit der internen Verzinsung des Fonds.

Fazit: Ein spannender nächster Schritt für die Samwers

Insgesamt präsentiert sich das Setup von Global Founders Capital als nächster logischer Schritt bei den Bestrebungen der Samwers, weltweite Internet-Entwicklungsregionen für sich zu erschließen. Derzeit fokussiert sich Rocket Internet bereits verstärkt auf die Regionen Brasilien, Indien, Südostasien und Afrika und baut dort Operationsbasen auf, die auch für das Sourcen von vielversprechenden Deals eingesetzt werden könnten. Spannend wird vielmehr, ob die Samwers den richtigen Riecher für Investments haben werden. In der Vergangenheit war ihr System vielmehr von einer gewissen Willkür und intensivem Spray-and-Pray geprägt.

Vor allem kann nun das Rätselraten losgehen, wer die neuerlichen Samwer-Aktivitäten dieses Mal finanziert. In der Vergangenheit hatte Oliver Samwer immer nur einen kleinen Teil eigenen Geldes in die Hand genommen und externe Geldgeber zu hohen Bewertungen einsteigen lassen. Nach United Internet beim EFF waren dies etwa Holtzbrinck Ventures (www.holtzbrinck-ventures.com) und Investment AB Kinnevik (www.kinnevik.se) bei Rocket Internet. Auch für Global Founders Capital gibt es neben den Samwer-Millionen weitere potente Geldgeber.