Glossybox

Glossybox: stärkerer Fokus auf Kernmärkte

Der Kosmetikboxen-Versender Glossybox (www.glossybox.de) schrumpft sich gesund. Dazu wird insbesondere beim Auslandsgeschäft gestrichen, „ein paar Dutzend Leute“ müssen gehen, auch bei der Berliner Zentrale fallen einige Stellen weg. Mitgründerin Brigitte Wittekind verlässt das Unternehmen und wechselt zu einem anderen Projekt des Company Builders Rocket Internet (www.rocket-internet.de), unter dessen Mitwirkung Glossybox einst entstand. Zuletzt arbeiteten nach eigenen Angaben 250 Mitarbeiter weltweit für Glossybox, vor eineinhalb Jahren waren es rund 400.

Charles von Abercron
Charles von Abercron Charles von Abercron

Mittelfristig nicht weiter geführt wird dabei das Geschäft in Italien und Polen, zum Fortbestand der Aktivitäten in Spanien und den Niederlanden sei die Entscheidung noch nicht endgültig gefallen, erklärt Glossybox-Gründer Charles von Abercron.

Auch in Brasilien sieht von Abercron derzeit keine Möglichkeit, den Betrieb weiter zu führen. Die Webseite ist bereits offline. Das südamerikanische Land ist zwar eigentlich ein großer Markt. Allerdings sei der Import der Proben, die in den Boxen verschickt werden, überaus schwierig und finde nur über Zwischenhändler statt, was den lokalen Einkauf sehr teuer macht. „Besonders junge, gehypte Marken können sich das nicht leisten“, erläutert von Abercron.

„Weder hochprofitabel noch defizitär“

Rund 55 Millionen Euro wurden bislang in Glossybox investiert, geknüpft natürlich auch an das Erreichen von Kennzahlen und andere Bedingungen. Zu den Geldgebern gehört auch das schwedische Investment AB Kinnevik, der Haus- und Hoffinanzierer des Samwer’schen Rocket Internet.

Es sei von dem Geld noch genug auf den Konten, sagt von Abercron. Und in den Hauptländern laufe das Geschäft gut. Vier Millionen Boxen, so warb Glossybox zuletzt, habe man bereits verkauft. Im wirtschaftlichen Kern sei man gesund, „weder hochprofitabel noch defizitär“, formuliert es von Abercron. Mit der von Elle kommenden US-Amerikanerin Taylor Barringer, die sich in der Branche gut auskenne und für eine höhere Kundenbindung sorgen soll, sowie dem neuen Kreativdirektor Henrik Siemers sei man nun gerüstet, die Neuaufstellung zu vollziehen, bleibt von Abercron geboten hoffnungsvoll. Neben Deutschland und Österreich sollen Schweden, Norwegen, Frankreich, Großbritannien, die USA, Korea, Japan und China die Fokusmärkte sein.

Taylor Barringer
Taylor Barringer Taylor Barringer

Schon zuvor hatte das Startup an seiner Aufstellung gedreht: Eine Abobox für junge Mütter wurde eingestellt, Einmalboxen ganz ohne Abo wurden eingeführt, es wurde dem Vernehmen nach versucht, einige Ländergesellschaften an Kosmetikfirmen zu verkaufen, es wurde zentralisiert, um Kosten zu sparen. Natürlich liegt es bei Startups in der Natur der Sache, dass nicht immer alles ganz rund läuft.

„Wir haben zwischenzeitlich die Würze verloren“

Nach zwei Jahren und neun Monaten seit dem Start „wurde sichtbar, dass durch schnelles Wachstum nicht alles wie geplant funktioniert“, sagt der Gründer. „Wir haben zwischendurch die Würze verloren und kehren nun zu ihr zurück.“ Nun stehe man vor der Herausforderung, den Übergang vom Startup zum Jungunternehmen zu schaffen. Denn natürlich sei Glossybox angelehnt an das Vorbild Birchbox, gibt von Abercron zu, wenn auch nicht eins-zu-eins. Und natürlich habe man darauf spekuliert, vom US-Unternehmen aufgekauft zu werden, tatsächliche Gespräche hätten beide Seiten aber nie initiiert.

„Glossybox ist etwas, das niemand unbedingt braucht“, sagt Gründer Charles von Abercron von der Idee überzeugt, „das wir aber so gut machen, dass es jeder unbedingt haben will.“ Allerdings ist der Markt nicht ganz einfach. Es gilt zum einen, gute Beziehungen zur Kosmetikbranche herzustellen, immerhin muss diese die notwendigen Proben zur Verfügung stellen. Das hat in der Vergangenheit nicht immer geklappt, mit drei Euro Gutschrift hatte Glossybox seine Kunden für Boxen mit reduziertem Inhalt entschädigen müssen.

Zum anderen müsse man bei neuen Märkten schnell sein: „Als First Mover hat man einen großen Vorteil; Kopien von bereits bestehenden Angeboten kommen im Markt nicht gut an“, erklärt von Abercron. Deshalb habe man gleich zu Beginn sehr auf Expansion gesetzt, sei schnell gewachsen, dezentral und habe Qualitätseinbußen bewusst in Kauf genommen. Das habe einigen Kunden nicht gefallen: Weil die Abos monatlich kündbar sind, sind diese im Zweifelsfall schnell weg. Wettbewerber Douglas etwa hat es mit seinem Boxen-Angebot etwas einfacher, er bedient hauptsächlich die Kunden der Drogeriekette und kann auf Eigenprodukte zurück greifen.

Allerdings hat es laut von Abercron mitunter auch eine „fehlende Gründlichkeit beim Hiring“ gegeben, einzelne Positionen seien falsch konzipiert beziehungsweise besetzt worden. Daher brauche es – trotz aller Streichungen – neues Know-how. Von Abercron will nun insbesondere die zweite Managementebene stärker bestücken. Mit den nun gegangenen Schritten sieht er Glossybox für die Zukunft gut aufgestellt.

Bilder: Glossybox