Charles von Abercron Glossybox
Charles von Abercron Glossybox Glossybox-Chef Charles von Abercron: „Gründer sind keine perfekten Manager.“

Das vergangene Jahr war für Glossybox entscheidend: Mehrere Ländergesellschaften wurden seit Ende 2013 dicht gemacht, die Anzahl der Mitarbeiter drastisch reduziert, alte Schulden bei den Kunden eingefordert – was obendrein noch einen Shitstorm heraufbeschwor. Kurzum: Der Berliner Beautyboxen-Versender hat ordentlich aufgeräumt. Mit Erfolg, wie Firmenchef Charles von Abercron im Gespräch mit Gründerszene betont: „Nach den Anstrengungen waren wir 2014 profitabel. Wir haben das Richtige gemacht.“ Im ersten Quartal 2015 habe Glossybox für jeden Monat ein sechsstelliges Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen vorweisen können.

Dass nun die schwedische Beteiligungsgesellschaft Investment AB Kinnevik – neben Rocket Internet einer der wichtigsten Geldgeber von Glossybox – im zuletzt vorgelegten Geschäftsbericht den veranschlagten Unternehmenswert halbierte, kommt für von Abercron daher zu einem besonders ärgerlichen Zeitpunkt. „Die Abwertung spiegelt die Unternehmenslage von vor einem Jahr wider.“ Erklärlich sei sie allerdings: „Wenn man in weniger Märkten aktiv ist, verringert sich natürlich auch der Erwartungswert des Gesellschafters.“ Rocket-Chef Oliver Samwer zeigt sich derweil zufrieden mit der Entwicklung. Glossybox habe „den Turnaround erfolgreich vollzogen und [ist] auf einem sehr guten Kurs“, lässt er sich in einem Statement zitieren.

Die Veränderungen im Unternehmen waren notwendig, sagt von Abercron, „auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt nachvollziehbar waren, auch von innen nicht“. Künftig soll Glossybox vor allem schlauer arbeiten: Eine neue Business-Intelligence-Einheit untersuche, welche Produkte gut ankommen und steuere den Einkauf entsprechend. Auch das Targeting sei verfeinert worden: Bis zu 30 Versionen der Boxen samt besseren Aussteuerungsmechanismen sollen die Kunden über die Daten aus ihren Profilen länger halten – zwischen neun und elf Monate sei die Verweildauer bei den Abo-Boxen.

Dass ein angeschlagenes Image auch auf junge Talente negativ wirkt, ist von Abercron bewusst. „Ein weiterer wichtiger Schritt war es, ein besserer Arbeitgeber zu werden und uns als solchen zu positionieren“, sagt er. So sei ein neuer Onboarding-Prozess aufgebaut worden, von Abercron will die Angestellten stärker auf die Unternehmenswerte trimmen. Heute sieht er das Employer Branding als erfolgreich an. „Die Stimmung ist gut, das war nicht immer so. Auch in der Führung nicht“, gesteht von Abercron. Und: „Gründer sind keine perfekten Manager.“

Um seinem Unternehmen künftig eine stabilere Struktur zu geben, hat sich von Abercron Unterstützung geholt: Kerstin Schiefelbein, zuletzt Director Digital & Innovation bei Burda International, soll die Marke und das Kundenerlebnis verbessern. Um Finanzen und Logistik kümmert sich Sebastian Schilling, der zuletzt das M&A-Geschäft bei Covus verantwortete. Zusammen mit dem Firmenchef soll Susanne Mithöfer die Strategie definieren und neue Geschäftsmodelle identifizieren, sie kommt aus dem Investor-Relations-Bereich von Axel Springer.

Eine Mitarbeiterexplosion wie einst werde es diesmal nicht geben, da hat von Abercron dazugelernt. Fast 400 Mitarbeiter sollen zwischenzeitlich bei dem Berliner Startup beschäftigt gewesen sein. Stattdessen wolle er auf Langfristigkeit setzen. „Jeder soll einen sicheren Arbeitsplatz für mindestens zwölf Monate haben.“ Insgesamt arbeiten heute rund 170 Mitarbeiter für Glossybox, etwas mehr als 70 davon am Stammsitz in Berlin. Seit Jahresbeginn wurden 25 neue Leute eingestellt.

Nach den Aufräumarbeiten will Glossybox bald auch wieder regional expandieren – allerdings ebenfalls umsichtiger. „Wir reden hier nicht von einem Level, wie es für andere Startups typisch ist“, formuliert es von Abercon. „Markenaufbau braucht Zeit, das haben wir gelernt“, resümiert der Glossybox-Chef.

Die Aktivitäten in der Schweiz und Kanada seien bereits ausgeweitet worden. „Wir wollen die Interationalisierung nicht immer über lokale Präsenzen führen, sondern auch, wenn es sinnvoll ist, von bestehenden Büros aus in Nachbarländer expandieren.“ Wo das klappen kann, werde nun geprüft. Nach der Verkleinerung ist das Berliner Unternehmen in zehn Ländern aktiv, darunter neben dem deutschsprachigen Raum auch Großbritannien, Frankreich und die USA.

Langfristig soll aus Glossybox mehr werden als nur eine Abo-Box. Zum einen wolle man sich mit relevanten Inhalten positionieren, verrät von Abercron. Damit sollen wohl auch einige der jüngeren Wettbewerber angegangen werden – die Frauenzeitschrift Brigitte oder der Vogue-Verlag Condé-Nast-Verlag hatten zuletzt eigene Beauty-Boxen gestartet. Zum anderen soll das Portfolio der vertriebenen Marken ausweitet und – viel wichtiger noch – das eigene Markenprofil deutlich verbessert werden. Ein reiner Online-Shop werde Glossybox allerdings nicht werden. „Wir glauben an das generelle Konzept von Abonnements“, versichert von Abercron, „die Box wird immer zentraler Bestandteil unseres Angebots bleiben“.


Auch um die Unruhen der Vergangenheit hinter sich zu lassen, ist Glossybox vor einigen Monaten in ein neues Büro umgezogen. So sieht es dort aus:

So sieht das Büro von GlossyBox aus

Bild: Glossybox