GoButler-Gründer Navid Hadzaad auf der Noah-Konferenz in London

Der Rollkragenpullover ist wieder in. Navid Hadzaad erscheint am Freitag im schwarzen Steve-Jobs-Outfit auf der Noah-Konferenz in London, wo ihn Gründerszene zum Gespräch trifft. Es wirkt beinahe so, als wolle der Gründer von GoButler auch mit seinem Outfit verdeutlichen, wo er die Zukunft seines Unternehmens sieht: in den USA.

Ursprünglich starteten Hadzaad und seine beiden Mitgründer Jens Urbaniak und Maximilian Deilmann ihren Concierge-Dienst in Berlin. GoButler soll den persönlichen Assistenten ersetzen: Per SMS und mittlerweile auch per App können die Nutzer Aufträge an das Startup senden, zum Beispiel: Buch mir einen günstigen Flug! Oder: Liefer uns eine Kiste Club Mate und Chips ins Büro.

Nach der Gründung im Februar wuchs das Unternehmen der drei Ex-Rocket-Mitarbeiter rasant. Fernsehpromi Joko Winterscheidt wurde Investor und Mitgründerdie Serie-A-Finanzierung löste einen regelrechten Hype aus. Hadzaad fand in den USA Geldgeber und bekam acht Millionen Dollar von Investoren wie Slow Ventures, einem Frühphasen-VC ehemaliger Facebook-Manager, und keinem anderen als Hollywood-Schauspieler Ashton Kutcher.

Inzwischen hat GoButler sogar seinen Hauptsitz nach New York verlegt, Hadzaad baut dort seit April das Geschäft auf. „Der Markt für Online-Dienstleistungen ist in den USA viel weiter und das Wachstum dadurch größer“, erklärt Hadzaad. „Ich denke, das Kundenpotential in unserer Zielgruppe ist allein in New York so groß wie das in ganz Deutschland.“

Die Verlagerung hat dabei auch Auswirkungen auf den Berliner Standort: Das hiesige Management-Team wurde deutlich verkleinert. Hadzaad erklärt: „Das strategische Geschäft wird in Zukunft in den USA stattfinden. Es ist für uns nicht sinnvoll, Entwickler- und Produktteams in New York und in Berlin zu unterhalten.“ Bald sollen auch seine Mitgründer in die Staaten kommen. In Berlin werden dann nur noch die sogenannten Heros sitzen: Mitarbeiter, die die SMS der Kunden beantworten und die Aufträge erledigen.

Dass Berlin in Zukunft nur noch ein kleinerer Ableger sein wird, ist laut Hadzaad die Konsequenz aus der strategischen Veränderung von GoButler, „von einer Execution-orientierten Firma hin zu einem echten Tech-Startup. Die Priorität ist, ein Top-Produkt aufzubauen.“ GoButler rückt also davon ab, Tempo vor alles andere zu stellen. Im Mai betonte Hadzaad gegenüber Gründerszene noch: „Unsere DNA ist es, Dinge so schnell wie möglich zu machen.“

Bis das Produkt soweit ist, will sich das Startup noch mit Marketing zurückhalten. „Das Produkt kommt sehr gut beim Kunden an“, glaubt Hadzaad. „Unser niedrigstes monatliches Wachstum lag bisher bei 30 Prozent – ganz ohne Marketingausgaben.“ Später sollen dann vor allem die Promi-Geldgeber Winterscheidt und Kutcher dabei helfen, GoButler noch bekannter zu machen. Denn Hadzaad hofft auf Großes: „Ein Produkt zu bauen, das einen Mehrwert für den Kunden schafft und ein Problem löst. Wenn dann noch der Markt stimmt, hat man die Chance eine Milliarden-Dollar-Company zu werden.“

Die Lösung: Antworten automatisieren

Hohe Personalkosten sind da allerdings hinderlich. Um das Geschäft skalieren zu können, bräuchte es immer mehr SMS-Beantworter, die bezahlt werden müssten. Deswegen setzt Hadzaad auf automatisierte Antworten. Dafür hat GoButler zunächst eine Software entwickelt, die die Anfragen der Nutzer kategorisiert. Die Fehlerquote liege bei nur drei bis fünf Prozent. Die Software hat bereits die sogenannten Quarterbacks ersetzt, jene Mitarbeiter, die zuvor für den Kategorisierungsschritt zuständig waren. Heute arbeiten etwa 120 Leute für GoButler, genauso viele wie im Sommer.

Aber Automatisierung soll nicht alles sein: „Künstliche Intelligenz allein bringt kein gutes Erlebnis für den Kunden“, weiß Hadzaad. „Das kennt man schon von Siri.“ Eine Mischung aus künstlicher Intelligenz und Mitarbeitern soll die Lösung sein: Die müssten dann beispielsweise die automatisch erstellten Antworten nur noch bestätigen.

Um die Software zu verbessern, hat das Startup erfahrene Programmierer eingestellt. Tim Sturge, zuvor Entwickler bei Yahoo und Google sowie Director of Engineering bei Zendesk, ist nun Director of Engineering bei GoButler. Der Mitgründer von Loki Studios, Ivan Lee, ist neuer Head of Product. Der frühere Google-Adword-Teamleiter Mohammed Abdoolcarim, zuvor an der Entwicklung von Siri beteiligt, wird Senior Product Manager Platforms.

Hadzaad freut sich über die Zugänge aus dem Silicon Valley für den New Yorker Hauptsitz. Im Berliner Büro hingegen scheint die Stimmung dagegen derzeit gedämpft. Mitarbeiter berichten gegenüber Gründerszene von einer „kalten“ Arbeitsatmosphäre. Einer sagt: „Immer, wenn Navid aus New York kommt, werden Leute entlassen.“ Hadzaad sagt: „Der Schritt ist für alle nicht einfach. In Berlin haben wir angefangen, das hat auch eine emotionale Bedeutung. Aber auf den Umzug können wir stolz sein, nicht viele deutsche Startups schaffen den Schritt in die USA. Und als Gründer muss ich dahin gehen, wo das Unternehmen die beste Zukunft hat.“

Strategieschwenks bei der Konkurrenz

Dass der deutsche Markt nicht leicht ist, hat auch die Konkurrenz von GoButler festgestellt. Der Münchner Concierge-Dienst James, bitte hat sich laut Gründer Jonathan Nowak bereits im Juli aus dem Endkundensegment zurückgezogen. Er schreibt in einer Mail an Gründerszene: „Nach fünfmonatiger Pilotphase wurde das Businessmodell als nicht wirtschaftlich nachhaltig eingestuft. Die Zahlungsbereitschaft im Segment der Concierge-Dienstleistungen für Endkunden ist gering.“ Die Erkenntnisse würden nun für Geschäftskunden genutzt. James, bitte arbeite seit August mit Konzernen zusammen, um ihnen passende Messaging- und Mobile-Commerce-Lösungen anzubieten.

Einen ähnlichen Schwenk hat auch das Startup Sixtyone Minutes vollzogen, das durch die TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannt wurde. Gründer Michael Gnamm erklärt, man wolle die Lösung Konzernen zur Verfügung stellen, die damit ihre Kundenbindung verbessern könnten. Außerdem implementiere man den Service bei Unternehmen, die ihren Mitarbeitern den Zugang zu einem persönlichen Assistenten via App ermöglichen wollten. Der Service sei für die Firmen als Whitelabel-App zu haben, die in bestehende Systeme integriert werden könnte.

Beiden Wettbewerbern hat GoButler offenbar schnell das Wasser im B2C-Bereich abgegraben – dabei dürften vor allem die prominenten Investoren geholfen haben. Bisher hat das Startup nach eigenen Angaben weltweit 200.000 Nutzer, 2,2 Millionen Anfragen seien eingegangen. Wie genau damit einmal Geld verdient werden soll, steht noch nicht fest. Hadzaad kann sich Partnerschaften mit verschiedenen Anbietern vorstellen: Plattformen wie Delivery Hero oder die Lufthansa würden dann Provisionen zahlen, wenn eine Buchung über GoButler vermittelt wird. Auch ein Premium-Service für zahlende Nutzer sei denkbar.

Die prominente Unterstützung helfe aber nicht nur bei der Bekanntheit, findet Hadzaad. „Das sind sehr intelligente Investoren , die schon viel gesehen haben und deswegen extrem hilfreiche Tipps geben. Hier geht der Mehrwert weit über PR hinaus. Ashton Kutcher benutzt das Produkt zum Beispiel regelmäßig und schreibt mir Mails, wenn ihm etwas auffällt.“

Bild: Gründerszene