Fabian und Ferry Heilemann (v.l.)
Fabian und Ferry Heilemann (v.l.)

Es ist die News des Tages: Der Suchmaschinenriese Google kauft DailyDeal. Das US-Schwergewicht wagt damit nun – nach der Absage durch Groupon im vergangenen Jahr – den Einstieg ins lokale Geschäft und schnappt sich Deutschlands zweitgrößten Deal-of-the-Day-Anbieter. Während über die Verkaufssumme bereits wild in der Szene spekuliert wird, darf sich nun auch gefragt werden, ob Google wie Groupon und Living Social verschiedene kleinere Anbieter aufkauft, um regional die relevanten Märkte anzugehen. Auch die beiden deutschen Klonstätten Rebate Networks oder Group Buying Global könnten einen Aufwind erleben.

DailyDeal geht für geschätzte 200 Millionen an Google

Suchmaschinengigant kauft Groupon-Klon: Für eine bislang unbekannte Summe erwirbt Google den deutschen Couponingdienst DailyDeal (www.dailydeal.de).  Wie die zwei Gründer Fabian Heilemann und Ferry Heilemann heute morgen auf ihrer Webseite verkünden, geht das Unternehmen einschließlich der Dependencen in Österreich und der Schweiz an Google. Das Suchmaschinenunternehmen hatte in der Vergangenheit vergeblich versucht, das DailyDeal-Vorbild Groupon zu übernehmen, damals war von einer Kaufsumme von sechs Milliarden Dollar die Rede.

Im Falle von DailyDeal will die FAZ von einer Summe zwischen 150 und 200 Millionen US-Dollar gehört haben, die der Suchmaschinenriese auf den Tisch legt. Währendessen spekuliert die Szene über einen 100-Millionen-Exit mit entsprechendem Earn-Out. Laut dem letzten Stand des Handelsregisters könnten sich die Heilemann-Brüder über 27 Prozent dieser wie auch immer ausfallenden Summe freuen, während AdInvest sieben und Rebate Networks 20 Prozent einstreicht.

Die Heilemann-Brüder zeigen sich erfreut über die Übernahme: „Was als Zwei-Mann-Startup vor weniger als zwei Jahren begann, hat sich zu einer zuverlässigen Plattform entwickelt, die Unternehmen mit Konsumenten verbindet. Wir sind sicher, dass wir mit der Kombination aus unserem Know-how und der Expertise des Offers-Teams bei Google unsere Aktivitäten weiter verstärken und den Verbrauchern noch großartigere Deals anbieten können.“

DailyDeals Entwicklung bis zum Verkauf

In den vergangenen zwei Jahren war es vor allem die Groupon-Manie, welche die deutsche Internetszene in Atem hielt, insbesondere, als Vorbild Groupon den deutschen Anbieter CityDeal von den Samwers kaufte und 2011 begann, seinen mit Spannung erwarteten Börsengang vorzubereiten (alle Hintergründe zum Groupon-Börsengang bereitete Gründeszene schon einmal auf). In Deutschland hat es seit Januar 2010 zahlreiche Nachahmer-Konzepte gegeben, wobei CityDeal (www.citydeal.de) von Rocket Internet, dem Inkubator der Samwer-Brüder Alexander, Marc und Oliver gemeinsam mit DailyDeal, welches von Klaus Hommels, Oliver Jung, Michael Brehm, Jochen Maaß und Stefan Glänzer unterstützt wurde, stets zu den Vertretern mit den größten Erfolgsaussichten zählte.

Nach Groupons Übernahme von CityDeal und mit dem Aufkommen der Groupon-Klonstätten Rebate Networks (betrieben durch Michael Brehm und Stefan Glänzer) und Group Buying Global (betrieben durch Klaus Hommels und Oliver Jung), rückte DailyDeal in der öffentlichen Wahrnehmung doch etwas in den Hintergrund. Für Aufsehen sorgten die Berliner kurzzeitig bereits durch Übernahmegerüchte als es in der Szene hieß, Living Social hege Interesse an DailyDeal. Mit Google wurde nun ein eher branchenferner Käufer gewählt, der wohl durch seine attraktivere Perspektive und einen womöglich höheren Kaufpreis überzeugt haben dürfte, zumal Living Social in dem Ruf steht, Übernahmen häufig durch die Ausgabe eigener Anteile zu finanzieren.

Google goes social and local

Weshalb Google Interesse an Groupon und Co. hegt, wurde in der Vergangenheit ja bereits fleißig diskutiert. Vor allem der Kontakt zu realen, anfassbaren Lokalanbietern ist es, der Google bisher fehlte. Der Wert von Plattformen wie Groupon liegt in den zahlreichen Handelsbeziehungen auf lokaler Ebene, die sich in Googles datengetriebenes Geschäft wunderbar einbinden ließen.

Bisher hieß es von Google, dass es das Groupon-Geschäft nicht verstehe, weil das Unternehmen daten- und technogloiegetrieben sei. Albert Wenger von Union Square Ventures brachte es Ende 2010 anschaulich auf den Punkt: „Google is a technology company and Groupon is a people company.“

Dabei wird die Strategie des Suchmaschinenanbieters nun immer ersichtlicher: Schon im Oktober 2010 zeigte Google mit der Versetzung von Marissa Meyer in den Locations-Bereich, dass das Unternehmen aus Mountain View zusehends auf Lokalität setzen wird. Mit seinen Google-Street-View-Ambitionen, der aggressiven Verteidigung des Android-Ökosystems (indem etwa patentorientiert Motorola gekauft wurde) und den Social-Network-Aktivitäten rund um Google Plus schließt anscheinend ein Kreis, der Google von der reinen Technologiefirma zur datengetriebenen „People-Company“ werden lässt – und dies über die Bereiche Social, Mobile und Local.

Wer zukünftig Google-Produkte nutzt, greift auf ein Ökosystem zurück, das auf effizienter Datenanalyse und -Aggregation fusst und in den wesentlichen Bereichen des Alltags – vor allem mobil – Inhalte und Hilfestellungen anbietet, die sich kleinteilig monetarisieren lassen – sei es durch Werbung, Clicks oder Deals. Die Daten dafür zieht Google aus Suchvorgängen (Google Suche, Maps, Street View), Nachrichten (Google Mail, Google Plus), Handy-Informationen (Android), Software-Tools (Google Chrome, Chrome OS) und vielen anderen Quellen, die Angebote kommen nun auch durch lokal orientierte Anbieter wie DailyDeal.

Konsolidiert sich das Groupon-Segment nun?

Zu gewissen Teilen ist die Übernahmewelle im Groupon-Segment mit der Konsolidierungsphase unter den Shoppingclubs zu vergleichen: Wie auch Shoppingclubs basiert das Group-Buying-Segment zu großen Teilen auf Newsletter-getriebener Kundenakquise und kennt weltweit dank der geringen Einstiegshürden zahlreiche Nachahmer.

Dass Groupon und Living Social deshalb auf Shoppingtour gingen, um durch Zukäufe zu expandieren (im Falle von Living Social etwa durch Ankäufe bei Rebate Networks), überrascht im Nachhinein nur bedingt. Beide Anbieter können so ungemein schnell wachsen und speziell Living Social soll diesen Expansionskurs durch eine Entwertung des eigenen Unternehmens finanziert haben. Lokalen Anbietern wurden hohe Bewertungen gewährt, bezahlt wurde jedoch in Living-Social-Anteilen.

Nun wagt also auch Google den Sprung ins Group-Buying-Becken und so wie sich Amazon mit der Übernahme von BuyVIP und eBay durch den Kauf von Brands4Friends scheinbar jenseits ihrer Kernmärkte einen Kaufwettbewerb lieferten, könnte nun also durch den eher branchenfernen Konkurrenten auch im Groupon-Segment eine weltweite Konsolidierung erfolgen, die den Markt bereinigt und weitere Aufkäufe bedeutet. Ebay soll für Brands4Friends einen so hohen Kaufbetrag gezahlt haben, weil es an den Kontakten zur Modebranche interessiert war, ähnlich kontakteorientiert dürfte nun also auch Googles Übernahme sein. Geht diese Entwicklung so weiter dürften sich insbesondere die deutschen Klonstätten freuen: Für Rebate Networks und Group Buying Global könnte nun die eigene Erst-Klonen-dann-verkaufen-Rechnung aufgehen.

Bild: www.dailydeal.de