Ist Google + mehr als bloß ein soziales Netzwerk? Wer Google kennt, weiß, dass seine Betreiber keine halben Sachen machen. So könnte Google + dabei helfen, die SEO-Rankings neu zu bestimmen.

Soziale Netzwerke werden immer wichtiger für die Suche

Suchmaschinen kommen mehr und mehr unter Bedrängnis, denn ein immer größerer Teil des Internet-Geschehens spielt sich außerhalb ihrer Reichweite ab: den sozialen Netzwerken. Facebook und Twitter erfreuen sich einer stetig steigenden Nutzung, was den großen Suchmaschinen wohl ein Dorn im Auge sein dürfte. Schließlich werden in den sozialen Netzwerken auch neue Trends und Hypes geboren, Meinungen ausgetauscht, Produkte, Dienstleistungen sowie ihre Hersteller und Vertreiber bewertet und mittlerweile bietet sich für Facebook-User auch schon die Möglichkeit direkt über die Seite einzukaufen.

Soziale Netzwerke sind somit zum zweiten großen Verkehrsknotenpunkt neben Google & Co geworden. Das schlimme daran für die Suchmaschinen ist, dass immer mehr Traffic über die sozialen Netzwerke geht und die Suchmaschinen dabei leer ausgehen – und zwar in jeder Hinsicht. Viele Seiten werden von Facebook & Co. aus angesteuert werden, ohne eine vorherige Recherche bei einer der Suchmaschine. Das bedeutet gleichzeitig auch versäumte Einnahmen, denn jede entfallene Suchanfrage heißt mit anderen Worten, keine bezahlten Suchanzeigen ausliefern zu können und somit auch keine Werbeeinnahmen zu generieren. Das ist besonders für Google sehr verhängnisvoll, besteht doch die Haupteinnahmequelle des Konzerns im Verkauf von Google-AdWords-Anzeigen.

Suchmaschinen reagieren unterschiedlich auf Social Networks

Die beiden großen Suchmaschinen Google und Bing reagierten auf diese Situation jeweils unterschiedlich. Microsoft wollte seiner Suchmaschine durch spezielle Kooperationsübereinkünfte mit Facebook und Twitter die Welt der sozialen Netzwerke öffnen. Google hatte das Nachsehen und antwortete prompt mit seinem +1 -Button, der im Prinzip nichts anderes als der „Gefällt mir“-Button von Facebook ist. Doch damit war noch nicht genug, denn nur kurze Zeit später, schickte der Suchmaschinenprimus sein eigenes soziales Netzwerk ins Rennen – Google +. Zwar war für die meisten von Anfang an klar, dass sich Google die vorher genannte Benachteiligung nicht einfach so gefallen lassen würde, aber fast niemand hat damit gerechnet, dass Google so schnell mit einem eigenen sozialen Netzwerk aufwarten wird.

Die Frage, die sich nun jeder SEO stellt ist die nach den Absichten von Google. Möchte Google lediglich Facbook Konkurrenz machen und sich einen Teil des Traffics sichern, oder gehen die gesteckten Ziele weit darüber hinaus? Schaut man sich die jüngsten offiziellen Kommentare von Google-Mitarbeitern an, so muss man noch nicht einmal viel zwischen den Zeilen lesen, um zum Schluss zu kommen, dass Google einen Rundumschlag plant. So wird beispielsweise offen darüber gesprochen, dass Backlinks immer weniger Bedeutung haben. Zur selben Zeit ist von den wertvollen Social-Media-Daten die Rede, welche endlich dazu beitragen könnten, den Ansatz des Page-Ranks von der Bildfläche verschwinden zu lassen.

Geht man davon aus, dass Google tatsächlich etwas Größeres mit seinem sozialen Netzwerk vor hat, dann hat das in jedem Fall etwas mit der Suche, den Suchergebnissen und somit auch mit der Suchmaschinenoptimierung zu tun. Wie genau sich Google + auf die Branche auswirken könnte, soll das folgende Gedankenexperiment verdeutlichen:

Der +1-Button – die Backlinks von morgen?

Einen wichtigen Stellenwert nimmt in diesem Gefüge der +1-Button ein. Bislang waren die Quantität und die Qualität der Backlinks – welche für Google eine Empfehlung darstellen – der wichtigste Off-Page-Ranking-Faktor. Ein gesetztes +1 könnte nun in Zukunft dieselbe oder eine ähnliche Funktion wie die Backlinks übernehmen, denn auch hier wird eine Empfehlung ausgesprochen. Dort ergibt sich allerdings ein großes Problem: Bereits Backlinks konnten ziemlich einfach manipuliert beziehungsweise künstlich generiert werden.

Einen Button zu klicken ist jedoch noch wesentlich einfacher künstlich zu generieren. Für Google bedeutet das also, dass die Echtheit eines +1 nachvollziehbar sein muss. Und genau hier könnte das soziale Netzwerk Google + ins Spiel kommen: denn Aufgrund der Aktivitäten und der Vernetzung könnte sich ein Algorithmus erstellen lassen, welcher die Wahrscheinlichkeit berechnet, nach der ein Profil echt ist, oder nicht.

Circles – das Zentrum der Macht

Google-Circles hören sich im ersten Moment nicht weiter spannend an, denn schließlich wird es hier Usern lediglich erlaubt, die eigenen Freunde in diverse Benutzergruppen zu unterteilen. Löst man sich allerdings von der Profil-Perspektive und betrachtet das Ganze, können mit Hilfe der Schnittmengen der Kreise aller User Personen identifiziert werden, die als Big Player oder Power-User bezeichnet werden könnten.

Sie bringen neue Inhalte in das Netzwerk, sind Trendsetter und verfügen über viele Freunde, welche viel von ihnen halten. Derartigen Power Usern könnte entsprechend viel Trust von Google zugesprochen und ihre gesetzten +1 könnten dieselben oder ähnliche Auswirkungen auf das Ranking einer Seite haben, wie heute ein Backlink von einer Authority.

Das Google+-Profil an sich

Eines, das wohl alle sozialen Netzwerke gemeinsam haben ist die Tatsache, dass User sehr freizügig mit ihren Daten umgehen. Musste Google diese Daten bislang über Klickverhalten und Suchprofile erahnen, könnte Google + das Ganze sehr vereinfachen und sogar noch präzisere Daten liefern. Wohnort, Vorlieben, Interessen, Ausbildung, besuchte Orte und vieles mehr könnte Google dabei helfen seine Suchergebnisse zu verbessern aber auch seine Ad-Words treffsicherer zu platzieren, um seine Einnahmen steigern zu können.

In diesem Zusammenhang muss auch Sparks erwähnt werden, denn damit soll es Usern noch leichter gemacht werden, ihre Vorlieben und Interessen auszudrücken. Werden die Daten von Sparks mit denen des Profils vereint, eröffnet das neue Möglichkeiten im Hinblick auf das Targeting.

Google Places – lokale Suche

Google Places ließe sich sehr gut mit dem Trend der Lokalität verbinden. Google versucht ja derzeit verstärkt – abhängig vom User-Standort – passende Suchergebnisse in der näheren Umgebung auszuliefern. Google Places könnte dazu verwendet werden, die Hotspots jeder Region ausfindig zu machen, um diese anschließend auch in den lokalen Suchergebnissen besser ranken zu lassen.

Google hat also rein theoretisch die Möglichkeit einen Großteil seiner Suchergebnisse von denen gestalten zu lassen, die diese auch relevant finden müssen: seinen Usern. Gleichzeitig könnte Google + dem Konzern auch dabei helfen, seine Ad-Words effizienter zu gestalten und ihre Reichweite zu vergrößern, was zwangsläufig zu mehr Einnahmen führt.

Das alles ist allerdings nur dann vorstellbar, wenn es Google gelingt, sein Netzwerk zu etablieren. Wie es derzeit aussieht, scheinen die Chancen auf Erfolg recht gut zu stehen, denn sowohl die Medienpräsenz als auch die Userzuwächse stimmen.

Fazit: Google+ wird wichtig für Suchergebnisse

Man darf also gespannt sein, wie sich das Ganze weiterentwickelt und wie die SEO-Branche darauf reagieren wird. Denn eines ist klar: wird Google + auch zur Gestaltung der Suchergebnisse verwendet, wird sich der Katalog der Ranking-Faktoren verändern. Für den SEO-Sektor könnte das eine Marktbereinigung bedeuten, da nur die Agenturen und Anbieter überleben werden, die sich schnell und richtig anpassen können.