Greenblender
Greenblender Das Paar Jenna Tanenbaum und Amir Cohen haben GreenBlender gegründet.

Gemüse und Obst kaufen, es nach Hause schleppen, waschen und ewig schnippeln – sich gesund zu ernähren ist nicht immer leicht. Amir Cohen (33) und seine Freundin Jenna Tanenbaum sahen da ihre Chance auf ein gutes Geschäft: 2014 entschied sich das Paar, GreenBlender zu gründen.

Das Startup liefert die Zutaten für Smoothies im Abo. Jede Woche erhalten Kunden eine Box mit fünf Rezepten und genügend Zutaten für zehn Smoothies. 49 Euro kostet sie. Neben Früchten und Gemüse aus biologischem Anbau enthalten die Boxen Superfoods wie Chia-Samen, Goji-  oder Acai-Beeren, Matcha-Pulver und Kakao Nibs, heißt es auf der Seite.

2,4 Millionen US-Dollar konnte GreenBlender, das heute 50 Mitarbeiter beschäftigt, bisher einsammeln. Das Besondere: Das meiste Geld kommt mit Point Nine Capital von einem deutschen VC. Auch die Business Angels Lukasz Gadowski und die drei Gründer von MyMüsli haben investiert.

Wir haben Gründer Amir Cohen einige Fragen gestellt.

Amir, euer Startup verschickt Boxen mit Zutaten für Smoothies. Bist Du ein Gesundheitsfreak?

Ich habe GreenBlender mit meiner Freundin Jenna zusammen gegründet. Wir waren schon einige Jahre zusammen und Jenna hat immer sehr auf ihre Gesundheit geachtet und viel Sport gemacht, ist den Marathon in New York gelaufen und sogar einen halben Ironman-Triathlon. Ich hingegen war nicht ganz so gesund unterwegs. Deswegen hat sie mir häufig einen Smoothie mitgemacht. Ich habe ihn sehr gerne getrunken, hatte aber keine Ahnung von den Zutaten oder ihrer Herkunft. Kurzum: Ich hätte es nie selbst gemacht. Also entschieden wir uns dazu, ein Startup zu gründen, das den Zugang zu diesen Zutaten erleichtert.

A lot of people ask what our boxes look like inside. We think they look like a of deliciousness! #GreenBlender (@stutter)

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Ihr sitzt in New York, wo viele Fitness- und Gesundheitstrends starten. Funktioniert GreenBlender überhaupt in anderen Regionen, außerhalb der hippen Großstädte?

Tatsächlich dachten wir anfangs, wir würden hauptsächlich in New York, Los Angeles oder anderen Metropolen verkaufen. Deswegen haben wir auch in New York angefangen. Aber dann haben wir in 35 US-Staaten expandiert und waren überrascht, wie gut das Produkt außerhalb der Großstädte ankam. Das spricht dafür, dass der Trend, unverarbeitete und gesunde Zutaten zu essen, überall im Land verbreitet ist. Deswegen könnte es auch außerhalb der USA funktionieren.

Plant ihr die Expansion nach Europa?

Derzeit arbeiten wir daran, in die restlichen US-Staaten zu expandieren. Der Launch soll Anfang des kommenden Jahres stattfinden. Wir denken zwar manchmal darüber nach, auch international zu launchen, aber wir haben dafür keinen Zeitplan.

Habt ihr euch den deutschen Markt schon mal angeguckt?

Ja, ein bisschen. Ich glaube, in einigen europäischen Ländern gibt es dieselben Trends wie in den USA. Auch in Deutschland im Speziellen. Gerade weil wir mehrere deutsche Investoren haben, ist der Markt spannend für uns.

Deutsche sind nicht bereit, viel Geld für Essen auszugeben und Abomodelle funktionieren hier bisher auch nicht sehr
gut. Warum ist es trotzdem ein interessanter Markt für Euch?

GreenBlender ist mehr als nur ein Abomodell. Es ist sehr schwer, sich gesunde Gewohnheiten anzueignen. Unser Angebot hilft jedem dabei, gesund in den Tag zu starten – für weniger als fünf US-Dollar und mit weniger als fünf Minuten Zeitaufwand.

Wie kommt es, dass Point Nine Capital euer Leadinvestor ist?

Wir haben einige Freunde in der New Yorker VC-Szene, die bereits Deals gemeinsam mit Point Nine abgeschlossen haben. Traditionell investiert Point Nine ja in SaaS-Unternehmen, aber unser Abo-Modell hat ähnliche Mechanismen.

Wer sind eure Kunden?

Die meisten unserer Kunden sind Frauen zwischen 28 und 55 Jahren. Viele wohnen in großen Städten und zählen zu den sogenannten „Young Professionals“. Eine große Gruppe sind auch Hausfrauen, die außerhalb der großen Städte leben. Aber insgesamt nutzen uns viele Menschen, die sich gesund ernähren wollen.

Wie viel Umsatz macht GreenBlender?

Wir kommunizieren keine Umsatzzahlen, aber wir können sagen, dass wir 2016 Zutaten für mehr als eine Million Smoothies verschickt haben.

HelloFresh oder Amazon senden in den USA Boxen mit abgepackten Lebensmitteln. Recht einfach könnten diese Dienste auch Boxen ausschließlich für Smoothies verschicken und euch Konkurrenz machen. Habt ihr davor Angst?

Ich glaube, derzeit bewegt sich der Online-Food-Markt schneller als jede andere Industrie. Gleichzeitig gewöhnen sich die Kunden mehr und mehr daran, ihr Essen online zu bestellen – das hilft uns. Wir Menschen essen mehrere Mahlzeiten und Snacks jeden Tag, jeder von uns achtet dabei auf etwas anderes. Deswegen gibt es meiner Meinung nach genügend Raum für mehrere Anbieter. Wir wollen den Markt für ein gesundes Frühstück besetzen, HelloFresh beispielsweise ist hingegen mehr auf das Kochen ganzer Mahlzeiten spezialisiert.

Wer ist dann euer wichtigster Wettbewerber?

Unser größter Konkurrent sind Supermärkte und Läden für Säfte und Smoothies. Denn dort kaufen die Kunden derzeit ihre Zutaten für Smoothies.

Was unterscheidet New York als Hotspot für Food-Startups von anderen Großstädten?

In New York wohnen sehr viele verschiedene Menschen auf sehr engem Raum. Deswegen eignet es sich sehr gut, um schnell Trends zu testen.

In Deutschland heißt es immer, die großen Food-Trends kämen aus den USA. Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Entwicklungen?

Die Logistik-Infrastruktur wächst irre schnell hier in den USA. Das ermöglicht auch den Zugang zu wirklich tollem Essen, außerhalb der bisher üblichen Wege. Bisher musste das Essen vom Bauern zum Zwischenhändler zum Supermarkt. Das dauert Tage oder Wochen, deswegen sind viele Lebensmittel auf eine lange Haltbarkeit ausgelegt. Das ändert sich durch die Online-Lieferung rasant, denn das Essen ist frischer und kommt teilweise direkt vom Bauern.

Welche Firma ist bei dieser Entwicklung vorn?

Amazon Fresh macht es toll. Das sind die Könige der Logistik. Auch HelloFresh oder das New Yorker Startup Blue Apron beweisen, dass die Menschen immer stärker daran gewöhnt sind, ihr Essen online zu bestellen.

Bild: Greenblender