Kai Malkwitz, Peter Pick, Michèl Dichter und Florian Meyer-Delpho (von links) haben Greenergetic aufgebaut. Die Wachstumsrate: 932 Prozent.

Lange Zeit war der Energiemarkt in Deutschland erstarrt. Es gab Strom und Gas und eine überschaubare Zahl von Energieversorgern, die diese an Haushalte verteilten. Das hat sich dramatisch verändert: Inzwischen bröckelt das Geschäftsmodell der Konzerne. In allen Nischen poppen Startups mit digitalen Geschäftsideen auf.

Eines davon ist Greenergetic. Das Bielefelder Unternehmen hat ein Internetportal entwickelt, auf dem Privat- und Geschäftskunden Fotovoltaikanlagen nach ihren individuellen Ansprüchen planen und kaufen können. „Die Kunden müssen also nicht mehr extra einen Installateur mit dieser Arbeit beauftragen. Das spart Zeit und Geld“, sagt Gründer Florian Meyer-Delpho. Der Installateur übernimmt dann lediglich noch den Aufbau. Dabei arbeitet Greenergetic mit lokalen Anbietern zusammen.

Meyer-Delpho ist bereits seit mehr als zehn Jahren in der Solarbranche tätig. 2005 machte er sich mit PV Exchange selbstständig, einer Online-Handelsplattform für Fotovoltaik-Bauteile. Bereits damals arbeitete er regelmäßig mit Stadtwerken zusammen und merkte: „Die brauchten nicht nur Kabel und Module, sondern vor allem ein Geschäftsmodell für Solarstrom.“ Gerade für kleine Stadtwerke, die nur wenige Fotovoltaikanlagen verkaufen, lohne sich der Aufwand für den Vertrieb oft nicht.

Kurz darauf lernte Meyer-Delpho in den USA das Unternehmen SolarCity kennen. Die Firma konzipiert, vertreibt und installiert Solarstromanlagen – ein Geschäftsmodell, dass Meyer-Delpho auf den deutschen Markt übertragen wollte. Im Mai 2012 gründete er gemeinsam mit Kai Malkwitz und Michèl Dichter die Greenergetic GmbH und kooperierte dabei von Anfang an mit lokalen Energieversorgern. „Wir haben die technische Infrastruktur. Die Stadtwerke haben Kunden und eine starke Marke.“ Von der Idee, dass Startups bestehende Firmen kannibalisieren müssen, hält der 35-Jährige wenig: „Im Energiemarkt muss man Synergien schaffen, sonst geht man unter.“

Die ersten Kunden, die eine Lizenz für die Nutzung seines Portals erwarben, waren der Nürnberger Stromversorger N-Ergie, die Augsburger Lechwerke AG und die Stadtwerke Aachen. Inzwischen vertreiben deutschlandweit rund 60 Energieversorger Solarstromanlagen auf diese Weise. Knapp jeder zweite Besitzer eines Einfamilienhauses in Deutschland zählt so zu den Kunden von Greenergetic. Die Hausbesitzer wissen davon in aller Regel jedoch nichts, da die Online-Plattform unter dem Namen des jeweils zuständigen Energieversorgers betrieben wird.

Nun will das inzwischen 45-köpfige Team das Geschäftsmodell weiterentwickeln und das Portal im kommenden Jahr kräftig erweitern: Kunden sollen dann neben Fotovoltaikanlagen auch Speicher, Smart-Home-Lösungen, Wärmepumpen und Gasbrennwertheizungen online planen und kaufen können. Zudem steht eine neue Finanzierungsrunde an. Nachdem das Startup mit einem Privatkapital in sechsstelliger Höhe gestartet war, hat es inzwischen mehrere Investoren überzeugt. Erst im vergangenen Jahr steckte eCapital einen siebenstelligen Betrag ins Unternehmen; nun verhandelt das Team erstmals mit einem strategischen Investor. Der Abschluss steht kurz bevor.

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Bild: Greenergetic