Greenspoon-Erfinder Jochen Gabler bei seinem Auftritt vor zwei Wochen

In der ProSieben-Show „Das Ding des Jahres“ (DDDJ) gibt es mindestens einen großen Unterschied zum Vox-Hit „Die Höhle der Löwen“ (DHDL): Es gibt nur einen Gewinner. Am Ende erhält ein Startup ein Werbebudget in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Welches das ist, entscheidet das Publikum. Das heißt gleichzeitig aber auch: Fast alle teilnehmenden Gründer und Erfinder gehen leer aus. Ohne Folgen bleibt der Auftritt für sie aber nicht. Der Wert der Show bemisst sich für die Teilnehmer in einer anderen Währung, die zwar schwerer zu fassen, für die Kandidaten aber mindestens ebenso wichtig ist: Aufmerksamkeit.

Das Hundeklo Carnilo könnte Rewe bald in das Sortiment seiner Heimtiersparte ZooRoyal aufnehmen. Die Einwegteller aus Laubblättern des DDDJ-Finalisten Leaf Republic gibt es bereits bei Aldi. Und auch der Erfinder eines kompostierbaren Teebeutel-Löffels namens Greenspoon berichtet im Gespräch mit NGIN Food, sein Produkt habe nach der Ausstrahlung enormen Zuspruch erfahren. Was hat sich seit der Ausstrahlung für den Gründer geändert?

Massentauglichkeit bewiesen

Vor zwei Wochen trat Jochen Gabler mit seiner Erfindung in der ProSieben-Show auf. Das Studiopublikum wählte den Teelöffel zwar nicht ins Staffelfinale, das an diesem Samstag stattfindet. Dennoch hat sich die Aktion für Gabler und sein Startup offenbar gelohnt: „Wir haben hunderte Bestellungen von Privat- und Unternehmenskunden erhalten“, sagt der 31-jährige Unternehmer.

Vor der Sendung sei der Greenspoon vor allem als Werbeprodukt für Unternehmen verkauft worden. Die können ihren Namen und ihr Logo auf den Löffel drucken lassen und das gebrandete Tee-Gadget an ihre Kunden verschenken. Durch DDDJ zeigen nun aber auch Endkonsumenten Interesse am Greenspoon, heißt es von Gabler. „Von 0 auf 100“, kommentiert er. Wichtiger noch: Auch Händler, Discounter und Supermärkte hätten den Gründer im Nachgang zur Sendung kontaktiert, ihr Interesse bekundet und Bestellungen platziert. „Mir hat die Show gezeigt, dass Greenspoon massentauglich ist“, meint Gabler. Er fasst zusammen: „Für uns war die Show ein voller Erfolg, wir haben extrem viel Reichweite bekommen und genießen das positive Feedback.“

75 Cent pro Tasse Tee

Genaue Angaben zu Bestellzahlen vor und nach der Ausstrahlung macht Gabler nicht. Er sagt aber, dass die plötzliche Nachfrage von Verbraucherseite Veränderungen notwendig mache. „Wir werden unser Preisgefüge überdenken müssen“, kündigt er an. Im Klartext: Für den Endverbraucher soll der Greenspoon langfristig günstiger werden. Bislang schlägt ein Zehnerpack mit knapp 7,50 Euro zu Buche. Macht stolze 75 Cent pro Tasse. Im Startup-eigenen Onlineshop kommen bis zu einem Bestellwert von 40 Euro noch knapp drei Euro Versandkosten dazu.

Hybrid aus Teebeutel und Löffel: der Greenspoon

Doch wie kam Gabler überhaupt auf die Idee des Greenspoon? Weil aus seiner Sicht beim morgendlichen Tee to go vom Bäcker zu viel Abfall anfiel (Plastikstäbchen zum Umrühren und Teebeutel in Plastikfolie), erdachte Gabler eine 2-in-1-Lösung aus Teebeutel und Löffel: Dabei steckt der Tee in einem speziell gefalteten Papier, das sich mit ein paar Handgriffen zu einem Papierlöffel auseinander klappen lässt. Gabler gibt an, dass das Material reißfest sei und in heißem Wasser nicht zerfalle. Bedruckt sei der Löffel mit Lebensmittelfarbe. Der Gründer bestätigt: Nach der Nutzung kann der Löffel so wie er ist auf den Komposthaufen oder in den Biomüll geworfen werden. Das Startup wirbt mit einer TÜV-Zertifizierung der genutzten Farben und des fertigen Löffels. Der Tee komme von biozertifizierten Fairtrade-Händlern.

Hauptberuflich ist der studierte Wirtschaftsingenieur Gabler im Projektmanagement eines Automobilkonzerns tätig. Um Greenspoon kümmert er sich neben diesem Vollzeitjob. Die Geschmacksentfaltung GmbH, die hinter Greenspoon steht, gründete Gabler Mitte 2016. Produziert wird in der Firmenzentrale im baden-württembergischen Aalen – seit der Ausstrahlung helfen dem vierköpfigen Team nun auch soziale Einrichtungen bei der Produktion.

Bei DHDL besteht theoretisch bei jedem Teilnehmer die Chance auf ein Investment. Wieso ist Gabler mit seinem Produkt in eine Show gegangen, bei der am Ende nur ein Startup gewinnt? „Unser Produkt war im vergangenen Jahr noch nicht weit genug für DHDL“, so Gabler. Für Investoren und Partner sei man nun aber offen. Anfragen von Business Angels hätten das Startup nach der Ausstrahlung bereits erreicht.

„Wir sind keine Eintagsfliege“

Dass Juror Joko Winterscheidt die Ganzkörper-Kuscheldecke Huggle in der Folge vor zwei Wochen mehr feierte als seinen Teelöffel, stört Gabler nicht, wie er sagt. Er nimmt die Sache sportlich: „Ich gönne es jedem, der weitergekommen ist. Alle brennen für ihre Idee.“ Und Kritikern der Show sagt er: „Über Aufbau und Ablauf des Formats kann man sicherlich streiten. Ich kann aber für uns sagen, dass wir als Gewinner aus der Sache heraus gegangen sind.“

Im laufenden Jahr hat sich Gabler für sein Unternehmen einige Ziele gesteckt: „Wir werden unsere Prozesse und Strukturen, die wir im Zuge der Show eingerichtet haben, festigen und optimieren. Wir wollen zeigen, dass wir keine Eintagsfliege sind, sondern ein solides Startup, das ordentliche und saubere Arbeit macht.“ Ob Gabler bald in Vollzeit einsteigt, könne er aktuell noch nicht fest sagen.

Welche Prognose gibt der Gründer für das Staffelfinale an diesem Samstag ab? „Ich habe ein Gefühl, wer es werden könnte.“ Konkreter wird er nicht. Verdient, meint er zum Schluss noch, hätten es in seinen Augen aber alle.

Bild: ProSieben/Willi Weber