Sonne, Wald und Würstchen: So sieht die Wurstrevolution in der Grillido-Werbung aus

Wenn Michael Ziegler von seinem Plan spricht, die Wurst zu revolutionieren, dann kann auch er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aber er meint es trotzdem ernst. Ziegler, gelernter Wirtschaftsingenieur, ist Mitgründer des Schwarzwälder Startups Grillido. Seine Mission: das „Geschmacksvakuum zwischen Steak und Wurst füllen“. Und damit für Innovation in der Wurstbranche zu sorgen, wo es seit Jahrhunderten keine Neuerungen mehr gegeben habe – von der Geräte-Optimierung zur Herstellung einmal abgesehen.

Ein völlig neues Produkt soll her, mit neuen Zutaten und neuen Geschmacksrichtungen. Die Erstentwicklung von Grillido war eine Variante mit Hähnchen, Spinat und Feta – noch immer ein Topseller, sagt Ziegler. Gesund sollen die Startup-Würste außerdem sein: kalorienarm und proteinreich, mit gutem Fleisch aus der Region und einem hohen Fleischanteil, um die 80 Prozent. Eine herkömmliche Wurst bestehe nur zu etwa 40 Prozent aus Fleisch, sagt Ziegler, dafür aus viel Fett und Wasser.

Das Grillido-Gründerteam: Michael Ziegler, Manuel und Marcel Stöffler (von rechts)

Bei einem Grillabend mit Freunden im letzten Jahr war die Idee entstanden. Mitgründer Marcel Stöffler, gelernter Metzger, hatte für seine Abschlussarbeit im Lebensmitteltechnologie-Studium mit Fleischwaren und Gewürzmischungen experimentiert. Heraus kam eine Bärlauch-Wurst, die Stöffler, sein Bruder Manuel und Michael Ziegler gemeinsam verspeisten. Bei ein paar Bier kam der Gedanke, dass sich Wurst wie kein anderes Lebensmittel für eine Individualisierung eigne. Warum also nicht die Wurst neu definieren?

„Uns war aber klar, dass wir es so machen müssen, dass auch Frauen die Wurst gerne essen“, erzählt Ziegler. Seine These: Wenn es Frauen schmeckt, dann schmeckt es auch ernährungsbewussten Menschen und Sportlern. Und diese Zielgruppe will Grillido mit der neuen Wurst erreichen.

Die ersten Kreationen entwickelten die drei Gründer – natürlich – in der Garage. Produziert wurden sie von Zieglers Onkel, einem Metzger. „So hatten wir überhaupt nur die Infrastruktur, um das Ganze zu starten“, sagt Ziegler. Grillido sei ein Jungunternehmen, das man so wohl nur auf dem Land starten könne, in der Stadt wären schon die Lagerkosten viel zu hoch gewesen.

Von der Sensortechnik zur Bratwurst

Michael Ziegler hat bereits Startup-Erfahrung, im Rahmen seines Studiums an der TU München gründete er ein Unternehmen für Sensortechnik. Ein ganz anderes Thema, trotzdem habe er in die neue Gründung viel einbringen können – „immerhin habe ich vorher schon genug Fehler gemacht“, sagt er lachend. „Das hat uns geholfen, Grillido relativ schnell und lean aufzuziehen.“ Das Gründerteam habe auf Festen und Märkten getestet und Leute befragt. Das positive Feedback habe das „virale Potenzial“ der Grillido-Wurst aufgezeigt, so Ziegler. Daraufhin bauten sie einen Onlineshop und entwickelten weitere Wurst-Kreationen.

Bei allen Produkten von Grillido wird nach eigenen Angaben komplett auf Zusatzstoffe und künstliche Aromen verzichtet. Besonders im Fitness-Bereich kämen die Würste gut an. „Natürlich reiten wir gerade auf diesem Trend der gesunden Ernährung und artgerechten Tierhaltung“, sagt Ziegler. „Wenn wir das Produkt vor fünf oder zehn Jahren auf den Markt gebracht hätten, hätte sich wohl kein Schwein dafür interessiert.“ Jetzt sei das anders, die Leute würden ganz zielgerichtet nach solchen Produkten suchen.

Der Wurstmarkt ist allein in Deutschland riesig. „Wenn man einen kleinen Teil davon abbekommt, dann ist das spannend“, sagt Ziegler. Grillido befinde sich in einer „hochinteressanten Nische“. Viele der Kunden kämen über Empfehlungen, ins Marketing habe das Startup noch kaum investiert. Gerade fokussiere man sich auf den Aufbau der Marke, auch eine Offline-Präsenz soll Grillido bekommen. Für den Erfolg des Produkts, so ist sich Ziegler sicher, sei ein Zusammenspiel von online und offline nötig.

Dieser Sommer ist die erste richtige Saison für Grillido, die drei Gründer testen aktuell noch sehr viel: Vertriebskanäle, Wurstverpackungen, neue Kreationen. Wie zum Beispiel die „Aprikazie“, eine Wurst mit Schweinefleisch, Aprikose, Mozzarella und Pistazien. Auch eine vegetarische Version sei aktuell in Entwicklung, sagt Ziegler. „Wir wollen für jeden die richtige Wurst.“

Bild: Grillido