Gute Rhetorik

Only dead fish swim with the flow

Mark Twain hat mal gesagt: „Alle Verallgemeinerungen sind falsch, inklusive dieser.“ Deswegen stimmt es auch nicht zu behaupten, dass alle Redner mit dem Strom schwimmen und dass es auf den Bühnen von LeWeb bis Next! nur tote Fische gibt. Aber wenn wir uns bei der großen Mehrheit von Vorträgen auf Veranstaltungen aller Couleur die gelangweilt gequälten Gesichter im Publikum anschauen, dann lässt sich nur schwer verleugnen, dass es nicht viele lebendige Fische am Mikrofon gibt, die gegen den Strom schwimmen.

Gute Rhetoriker schwimmen gegen den Strom! Gegen den Strom schwimmen heißt, Dinge anders zu kommunizieren, kreativer zu werden, auch mal etwas scheinbar Verrücktes auf der Bühne zu tun. Rhetorikexperte Florian Mück erläutert, warum es so wichtig ist, in der freien Rede kein toter Fisch zu sein. Für Gründerszene ist er als Trainer zum Thema „Rhetorik – Der Perfekte Pitch“ im Einsatz.

Alle machen das so

Weil sie es nicht anders gelernt haben, weil sie es nicht besser wissen, weil sie auch nie etwas anderes ausprobiert haben und danach Feedback von anderen eingeholt haben, bleibt der Mehrheit von Vortragenden als Ausweg nur die Anlehnung an andere Redner. Das Problem: die Masse am Mikrofon ist grauer als grau.

Beerdigungs-Stimme, Text-Dschungel auf den Slides, ein schüchtern pompöses „Und das war’s, vielen Dank!“ am Ende der oralen Valium-Packung. Weil: Alle machen das so. Komisch nur, dass ein Hans Rosling es anders macht als alle, die Weltbevölkerung mit sieben Wäschekörben erläutert und dann Millionen von Youtube Hits einsackt. Alle machen das so? Quatsch! Alle machen das so, weil sie mit dem Strom schwimmen.

Das kann man nicht machen

Eine folgenschwere Schlussfolgerung aus der ersten Falschthese, dass es alle so machen, ist logischerweise all das, was man auf der Bühne als Redner nicht machen kann. Die ersten Unstimmigkeiten gibt es schon bei dem Einstieg in die Rede und die Präsentation. Die vorherrschende Meinung ist: „Aber ich muss erst mal mein Publikum begrüßen, mich für die Zeit bedanken, mein Thema nennen et cetera.“ Doch wer sagt das? Eine häufige Antwort: „Na, das ist so!“ Sagt wer? „Weil es alle so machen!“ Bingo.

Hier kommt wieder der tote Fisch ins Spiel. Auf die Gegenfrage, ob sie es denn schon mal anders versucht hätten – zum Beispiel mit einem polemischen Satz, einer Frage oder einer persönlichen Anekdote, die zum Thema hinführt – Kopfschütteln. Das Problem: Wie soll ich wissen, was geht und was nicht, wenn ich es nie versucht habe?

Ein guter Rhetoriker, der gegen den Strom schwimmt, begrüßt das Publikum nach dem Paukenschlageinstieg. Barack Obama begann eine Rede vor einigen Monaten, dem persönlichen Anekdoten-Muster folgend, mit den Worten: „20 years ago…“

Neben dem, was man angeblich alles nicht auf der Inhaltsseite machen kann, gibt es auch Falschannahmen auf der Darbietungsseite. Singen, zum Beispiel. Geht überhaupt nicht, sagt Vox Populi. Komisch nur, dass jedes mal, wenn Seminarteilnehmer Gesangsfragmente in ihre Vorträge einbauen, jene immer und ausschließlich positiv von den anderen Seminarteilnehmern bewertet werden. Im Rahmen eines Pitches für eine neue Dating-Plattform könnte der Referent durchaus „With Or Without You“ als Gesangsfragment in den Vortrag einbauen. Der Fisch lebt!

Rhetorik-Tipps im Gründerszene-Seminar

Wer einen noch viel tieferen Einblick in das Thema Rhetorik bekommen möchte und zusätzlich die eigene Rede innerhalb eines Tages effizient verbessern möchte, für den gibt es den Rhetorik Praxistag mit Autor und Referent Florian Mück. Innerhalb von acht Stunden wird den Teilnehmern eine Guideline für den perfekten Pitch mit auf den Weg gegeben.

RhetorikPraxistag Rhetorik – Der perfekte Pitch

13. März 2013, 9 bis 17 Uhr

16. Mai 2013, 9 bis 17 Uhr

19. Juli 2013, 9 bis 17 Uhr

 

Photo: sabine schmidt  / pixelio.de, photocase.com © ohneski