Hackerbay
Das Hackerbay-Team

Die Geschichte von Hackerbay beginnt mit einem Kicker. Und nein, es ist keine langweilige Story von Kickern und Startup-Kultur. Von niemand geringerem als Twitter bekamen die vier Gründer den Auftrag, den Kicker im Berliner Twitter-Büro zu digitalisieren – für jedes Tor sollte automatisch ein Tweet abgesetzt werden. Mit Sensoren lösten die Gründer ihre Aufgabe in 24 Stunden.

Programmieren war dabei längst nichts Neues für die vier Gründer. Vor Hackerbay hatten Christian und Michael Strobl, Marc Seitz und Tobias Jost die Webseite Hackevents betrieben und Hackathons organisiert. „Wir haben durch den Auftrag von Twitter gemerkt, wie viel Spaß das macht“, sagt CMO Tobias Jost. Und so startete das Team im Januar 2016 sein Unternehmen ,Build me this App‘. Die angeworbenen Aufträge reichten die Vier an Programmierer in ihrem Hackathon-Netzwerk weiter. „Es war am Anfang ein einfaches, ekliges Agentur-Geschäft“, sagt Jost. Gleichzeitig behielten die Gründer das Y-Combinator-Startup Gigster im Blick: Es begann mit einem Programmierer-Netzwerk und Festpreisen, die App-Entwicklung zu verändern.

Während die Gründer in Deutschland nach Investoren suchten, begannen sie sich parallel um den US-Accelerator NFX zu bemühen. An dem Programm ist etwa der bekannte Silicon-Valley-Investor Greylock beteiligt. „Wir haben die Seite des Programms gehackt, das Passwort zurückgesetzt – und das dem Partner von NFX geschrieben“, erzählt Jost. Der Partner sei begeistert gewesen von den „four crazy German guys“. Sie wurden in das Programm aufgenommen und sagten den deutschen Investoren ab. Im Mai dieses Jahres gingen sie für mehrere Monate in die Staaten und erhielten von dem Accelerator 250.000 Dollar gegen sieben Prozent der Unternehmensanteile.

In 24 Minuten zum ersten Entwurf

In den USA gab es dann ein böses Erwachen. „Unsere Mentoren haben alles erst einmal zerlegt“, sagt Jost. Immer wieder veränderten die Gründer in den drei Monaten ihr Modell, passten die Abläufe an. Herausgekommen ist schließlich Hackerbay. Der Ansatz: Den Kunden möglichst schnell einen App-Entwurf zu liefern – ein sogenanntes Mockup. „Wir schaffen es mit einem hohen Grad an Automatisierung in 24 Minuten, erste Designs zu liefern“, sagt Michael Strobl.

Erst kürzlich habe zum Beispiel Mobile.de einen Entwurf für einen Chatbot angefordert, so Strobl. Hackerbay zieht sich dann die Designs von der Website des Autoportals und stellt mithilfe verschiedener Vorlagen das Design der App zusammen – und zeigt so, wie der gewünschte Chatbot aussehen könnte. Mitgründer Jost erklärt: „Für den Text und andere Zwischenschritte bedarf es noch Menschen.“

Entscheidet sich der Kunde für die App, sucht Hackerbay nach einem Team für die Entwicklung des Projekts – aus einem Netzwerk von 1.600 Programmierern. Abgesehen von dem großen Konkurrenten Gigster gibt es in Deutschland außerdem den Berliner Wettbewerber CodeControl. Tobias Jost sagt: „Gerade durch das schnelle Prototyping am Anfang wollen wir uns von Anbietern wie Gigster abheben.“

Insgesamt 35 Projekte habe Hackerbay in diesem Jahr abgeschlossen, unter den Kunden sind große Namen wie Twitter, Facebook oder Lyft. Für Twitter hat Hackerbay etwa einen Live-Ticker für das Champions-League-Finale entwickelt. In Deutschland gehören außerdem Startups wie Wirkaufendeinenflug zu den Auftraggebern.

Der US-Markt bleibt im Fokus

Der durchschnittliche Preis für eine fertig entwickelte App liege bei 15.000 Euro, sagt Gründer Michael Strobl. Ein Betrag, der weit unter den normalen Marktpreisen liege. Das Startup erhält 20 Prozent der Summe, der Rest geht an die Freelance-Programmierer. Eine faire Bezahlung sei ihnen wichtig, betont Strobl. „Die Programmierer sind alle super intelligent. Wenn wir sie abzocken, sind sie sofort weg.“

Seit dem Accelerator-Programm sind vier Mitarbeiter von Hackerbay in Palo Alto geblieben, die USA soll der Fokus-Markt bleiben. „Dort sind die Unternehmen für solche neuen Modelle einfach offener“, sagt Jost. Etwa sieben Mitarbeiter sitzen in Berlin. Anfang des Jahres will Hackerbay rund 2,5 Millionen US-Dollar einsammeln, mit Investoren aus dem Valley sei man im Gespräch. „Social Capital hat gesagt, wir brauchen 3.000 Dollar Netto-Umsatz am Tag, dann seien wir interessant für sie“, sagt Jost und grinst. „Daran arbeiten wir – und sind schon nah dran.“ Ein schwarzes Schild mit dieser Zahl hängt in ihrem Büro.

Dem größeren Konkurrenten Gigster haben die Gründer unterdessen schon einen Streich gespielt. Sie konnten sich den Twitter-Namen des US-Startups sichern. Mit lustigen Nachrichten würden sie die Gigster-Mitarbeiter immer weiter hinhalten, erzählt Tobias Jost. Das ist der richtige Humor eines Hacker-Startups.

Bild: Hackerbay

 

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Triff Christian Strobl, CEO von Hackerbay, auf der HEUREKA Founders Conference am 20. Juni in Berlin.