Hackpack-Gründer Justin Varilek

Als 2014 im Osten Europas der Ukraine-Konflikt ausbrach, waren viele Medien überrumpelt. Für den US-Amerikaner Justin Varilek, damals selbst Journalist bei der Moskau Times, begann damit die Geschichte seines Startups. Über Nacht seien Journalisten aus New York, London und Berlin eingeflogen worden und hätten die Lage vor Ort erklären müssen – ohne viel über das Land zu wissen. „Da muss es einen besseren Weg geben“, fand Varilek und startete Hackpack

Das Startup bietet einen globalen Vermittlungsservice für lokale Fotografen, Video-Filmer, Journalisten und örtliche Informanten, sogenannte Fixer, über den Medienorganisationen Fotos, Filmmaterial, Informationen oder ganze Berichte aus anderen Ländern ankaufen können. So würden die Mitarbeiter fach-, sprach- und ortskundig sein. Im Juni will das Startup auch in Deutschland offiziell starten. 

Rund 9.000 Freelancer haben sich angemeldet

„Radio Free Europe hat beispielsweise kürzlich jemanden angeheuert, der für sie über das Macron-Merkel-Treffen hier aus Berlin berichtet“, sagt Gründer Justin Varilek. Rund 9.000 Freelancer aus 148 Ländern hätten sich bereits auf seiner Plattform registriert, so Varilek, darunter auch 345 deutschsprachige Freiberufler. Unternehmen können auf der Website aktiv deren Profile durchsuchen oder selbst Gesuche veröffentlichen.

Das dreiköpfige Entwicklerteam arbeitet derzeit aus Sankt Petersburg, weil dort die Löhne nur einem Zehntel der Kosten im Valley entsprächen, meint Justin Varilek. Bald soll das Hackpack-Hauptquartier nach Berlin verlegt werden. Dort hat Hackpack 2016 am Programm des Inkubators Project Flying Elephant teilgenommen.

Bisher sei das Startup gebootstrappt, so der Gründer. Finanzieren soll sich die Plattform später über eine Vermittlungsgebühr von 15 Prozent. Alle Zahlungen zwischen Freelancern und Medienunternehmen sollen deswegen über die Plattform ablaufen. Eine integrierte Bezahlfunktion gehe mit dem Deutschlandstart online, so Varilek.

Journalismus ist kein Umsatztreiber

„Ich erwarte keine großen Umsätze durch die Journalismus-Industrie“, sagt Varilek mit Blick auf sinkende Zeitungsauflagen. „Allerdings boomt die Content-Marketing-Industrie und die brauchen journalistische Freelancer mehr denn je.“ Dort würden außerdem zwei bis drei Mal so hohe Gehälter gezahlt wie im Journalismus.

In Deutschland versucht das Journalisten-Netzwerk Torial einen ähnlichen Service ohne Bezahlsystem aufzubauen. Dort können Journalisten und Fotografen Arbeitsproben, Kontaktadressen und eigene Themenschwerpunkte hinterlegen, um an Aufträge zu kommen. Eine Vermittlungsgebühr gibt es nicht. Daneben sind international noch Blink.la, Paydesk.co und Worldfixer.com aktiv.

Bild: Hackpack; Disclaimer: Michel Penke schreibt als freier Journalist u.a. auch für das Journalisten-Portal Torial.