happybrush Gründer Bild 1_Stefan Walter (l) Florian Kiener (r)_freigestellt
happybrush Gründer Bild 1_Stefan Walter (l) Florian Kiener (r)_freigestellt Das Gründerduo Stefan Walter und Florian Kiener (rechts) von Happybrush

Seit mir ein Kieferorthopäde in meiner Kindheit vier bleibende Zähne (die Weisheitszähne noch nicht mit einberechnet) gezogen hat, um Platz zu schaffen, wie er es nannte, ist Mundhygiene für mich mehr als eine Notwendigkeit, eher ein liebgewonnenes Hobby. Ich putze die kostbaren restlichen Zähne regelmäßig, nutze Zahnseide für die Zwischenräume und bin ziemlich stolz darauf, Karies über Jahrzehnte keine Chance gegeben zu haben.

Da kam es mir gerade recht, eine elektrische Zahnbürste zu testen, die neu auf dem Markt ist. Happybrush heißt sie, ein Münchner Startup, das auch in der aktuellen Staffel der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ auftritt, hat sie entwickelt. Stefan Walter und Florian Kiener haben es Anfang 2016 in München gegründet – mit dem Ziel, Mundpflege einfacher, preiswerter und weniger medizinisch zu machen. Sagen sie. Mal schauen, ob ihnen das geglückt ist.

Die Happybrush, die ich erhalten habe, funktioniert mit Schall. Für die Experten: Sie vibriert nach rechts und links statt zu rotieren, wie es elektrische Nicht-Schall-Bürsten für gewöhnlich tun. Und sie kostet im Starterkit mit zwei Bürsten, der Ladestation und einer eigens kreierten Zahnpasta des Startups 49,95 Euro – was im mittleren Preissegment liegt. Es gibt sie in weiß und schwarz, neben einem weiteren rotierenden Zahnbürsten-Modell zum selben Preis.

Das Starterkit der Bürste

Der erste Eindruck:

Das Paket, in dem die Zahnbürste steckt, ist ein bisschen größer als eigentlich notwendig. Papierschnipsel sorgen als Füllmaterial dafür, dass die Ware unbeschädigt bleibt. Eine  Mogelpackung, was ich bei einer Zahnbürste nicht so ärgerlich finde wie bei vielen Lebensmitteln. Erfreulich ist, dass der Inhalt recht selbsterklärend ist. Die Zahnbürste ist bereits aufgeladen, die Zahnpasta liegt anbei, ich muss nur eine Bürste aufstecken und kann loslegen.

Die beiliegende Broschüre erklärt in einfachen und wenigen Worten, was die Zahnbürste alles kann. Nämlich Zähne mit über 30.000 Vibrationen pro Minute putzen. Minutenlanges Lesen durch mehrsprachige Bedienungsanleitungen entfällt, was ich sehr dankbar finde, da ich mir dazu eh so gut wie nie die Zeit nehme.

Die Bürste liegt angenehm in der Hand, nicht zu schwer, die Oberfläche fühlt sich soft und griffig an. In der Optik ist sie reduziert gehalten, durchaus ansprechend.

Ich halte die Bürste kurz unter fließendes Wasser, drücke ein bisschen der beiliegenden Zahnpasta darauf, stecke sie in den Mund und drücke auf den Startknopf. Es summt und sofort vibriert der komplette Kiefer, ich zucke erschrocken zurück. Bisher habe ich zwar schon elektrische Zahnbürsten ausprobiert, aber noch nie eine mit Schall. Muss mich erstmal an das Kribbeln im Mund gewöhnen. Auch der nächste Versuch ist noch zögerlich, dann ziehe ich die Bürste genau so über die Zähne, wie es in der Broschüre stand. Vom Zahnfleisch bis zu den Spitzen.

Meine Zahnbürste hat drei Programme, die man über mehrfaches Drücken auf einen Knopf erreicht: Normal, Sensitiv und Polieren. Bei den neuen Modellen der Happybrush kommt auch noch eine Massagefunktion dazu. Ich probiere die Modi an meiner Bürste aus, merke allerdings zwischen Normal und Sensitiv kaum einen Unterschied. Polieren schleift tatsächlich ein bisschen mehr an den Zähnen, nicht so, dass es unangenehm wäre. In Zukunft werde ich im Normal-Modus putzen, nehme ich mir vor. Nach zwei Minuten schaltet sich die Bürste automatisch ab, eine Sanduhr ist überflüssig.

Die Zahnpasta schmeckt frisch wie Minz-Kaugummi, durchaus lecker. Laut der Gründer ist sie ohne Mikroplastik, Palmöl und steckt in einer hundertprozentig recyclebaren Verpackung. Dafür zahlt man dann auch mit knapp drei Euro pro Tube mehr als für reguläre Zahnpasten.

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Einfach und verständlich: die Gebrauchsanweisung

Der weitere Gebrauch:

Ich nutze die Bürste von nun an mindestens zweimal am Tag, mein kleiner Sohn ebenso mit dem zweiten Bürstenkopf. Als unpraktisch hat sich herausgestellt, dass sich die Bürsten kaum unterscheiden. Beide sind aus schwarzem Kunststoff, die eine hat ein Mini-Schiff aufgedruckt, die andere eine kleine Weltkugel. Die Zeichen sind so unscheinbar, dass sie mir erst nach einer Woche aufgefallen sind. Davor habe ich sehr darauf geachtet, die Bürsten nach dem Gebrauch an unterschiedlichen Stellen zu lagern, damit sie mein Sohn nicht verwechselt.

Die Bürste meines Kindes sah bereits nach zwei Wochen deutlich mitgenommen aus, die Borsten haben seinen Kauattacken nicht standgehalten, sondern stehen schief zu den Seiten. Abkochen im Wasserbad ist auch nicht zu empfehlen, da bricht der Kunststoff.

Meine Bürste sieht noch deutlich ansprechender aus. Zwei bis drei Monate soll sie nach Angaben der Gründer nutzbar sein. Die Zeit wäre jetzt rum, die türkisenen Farben unserer Bürsten sind verblasst. Ein Hinweis, sie auszutauschen. Für die Ersatzbürsten zahle ich knapp 2,50 Euro das Stück, was ich einen fairen Preis finde. Zum Vergleich: Zwei Bürstenköpfe für die Pulsonic-Schallzahnbürste von Oral-B kosten beim Hersteller rund 12,50 Euro. Bei den Ersatzbürsten hat man übrigens drei Farben zur Auswahl: weiß, schwarz und mint.

Die Zahnpasta kaufe ich erstmal nicht nach, trotz der recyclebaren Verpackung. Das liegt vor allem daran, dass ich seit Jahren eine andere Stammmarke habe, da kommt kein Neuling gegen an, auch wenn er noch so minzig schmeckt. Ich nehme mir aber vor, mal darauf zu achten, ob andere Zahnpastatuben auch recyclebar sind.

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Nach drei Monaten Benutzung: die des Erwachsenen sieht okay aus, die des Kindes, nun ja, weniger

Fazit:

Ob die Zahnbürste wirklich besser putzt als andere Schallzahnbürsten ist mir auch nach dreimonatiger Benutzung nicht klar. Die Oberfläche der Zähne fühlte sich nach der ersten Reinigung ein bisschen glatter an als sonst, was höchstwahrscheinlich auf die Schall-Methode zurückzuführen ist. Allerdings war es längst nicht so glatt wie nach einer Zahnreinigung beim Arzt. Karies hatten in der Zeit weder ich noch mein Kind.

Schön wäre, wenn sich auch die beigelegten Bürstenköpfe noch deutlicher voneinander unterscheiden würden, ebenso wäre toll, wenn man sie irgendwo draufstecken könnte, wenn man sie nicht braucht. So liegen sie sonst lose am Waschbecken herum, was nicht so hygienisch ist.

Die schnell verbogenen Borsten finde ich  nicht unbedingt nachteilig, schließlich sollen sie elastisch sein, wenn man starken Druck ausübt – und das tut ein Zähneputz-Anfänger nun mal oft.

Mein Sohn mag die Happybrush auf jeden Fall lieber als seine normale Kinderzahnbürste, er ist in einem Alter, wo ihn An- und Ausknöpfe überzeugen. Ich bin aus einem anderen Grund von der Happybrush angetan. Das Startup verspricht, dass eine Akkuladung ganze drei Wochen reicht. Bei uns hielt sie beim ersten Mal phänomenale sechs Wochen. Erst danach ließ die Bürste peu a peu in ihrer Leistung nach, ich steckte sie auf die Ladestation und am nächsten Tag ging es weiter.

Ob der Akku weiterhin so stark bleiben wird, weiß ich nicht. Das zweite Aufladen geschah danach vier Wochen später. In jedem Fall ist das aber ein großer Fortschritt im Vergleich zu der elektrischen Bürste, die wir davor hatten. Sie wurde alle drei Tage aufgeladen. Ein großes Plus für die Happybrush. Tatsächlich wird Reisen damit so ein bisschen angenehmer. Ein durchaus praktisches Produkt und genau das soll eine Zahnbürste ja sein.

Bild: Happybrush