HelloFresh Gründer Dominik Richter Thomas Griesel Jessica Nilsson
Die HelloFresh-Gründer: Dominik Richter (links), Thomas Griesel und Jessica Nilsson

„Wir stehen immer noch am Anfang eines langen Weges“

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass das Kochabo-Startup HelloFresh in einer Serie-D-Finanzierungsrunde 50 Millionen US-Dollar eingesammelt hat. Die Runde wurde vom New Yorker VC Insight Venture Partners angeführt, außerdem beteiligte sich auch Altinvestor Phenomen Ventures an HelloFresh. Damit kommt das Rocket Venture auf eine Gesamtfinanzierung von rund 70 Millionen US-Dollar.

HelloFresh wurde mit Unterstützung von Rocket Internet im Jahr 2011 von Dominik Richter, Jessica Nilsson und Thomas Griesel gegründet. „Mit uns lassen sich die unangenehmen Seiten des Kochens umschiffen“, erklärt Dominik Richter, Mitgründer und CEO von HelloFresh. „Das Kochen wird so zu einem angenehmen Teil der wöchentlichen Routine.“ Der Kochbox-Abo-Dienst beliefert seine Kunden einmal pro Woche mit frischen Lebensmitteln, die sie direkt nach den mitgelieferten Rezepten zubereiten können. Dabei wird genau kalkuliert, für wie viele Esser ein Gericht gekocht wird, damit am Ende nichts übrig bleibt.

Konkurrenz gibt es zahlreich: In den USA zählen Plated und BlueApron mit Beteiligungen in Höhe von bis zu 50 Millionen US-Dollar zu den ernstzunehmenden Mitbewerbern. Indes fällt es deutschen Anbietern wie KommtEssen, Schlemmertüte oder Kochzauber schwer, sich auf dem Markt zu behaupten, wie das Gründerszene-Schwestermagazin VentureVillage aus Branchenkreisen erfuhr.

Im Interview mit VentureVillage verrät HelloFresh-Mitgründer Dominik Richter, was das Startup mit den 50 Millionen Dollar anstellen will, welche Veränderungen mit dem Unternehmenswachstum bei HelloFresh einhergehen und was er von der Berliner Startup-Szene hält.

Wofür werdet Ihr die 50 Millionen US-Dollar ausgeben?

HelloFresh ist seit seiner Gründung unglaublich gewachsen. Trotzdem stehen wir immer noch am Anfang eines langen Weges. Unser Ziel ist es, eine völlig neue Sparte auf dem Lebensmittelmarkt zu etablieren und eine internationale Marke zu werden.

Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft?

Wir wollen in neue Länder expandieren und unser bestehendes Angebot in den entsprechenden Regionen ausweiten. Wir arbeiten ständig daran, unseren Service zu verbessern und unsere Produktpalette zu erweitern. Aus diesem Prozess gehen natürlich auch neue Produktlinien hervor.

Wie groß ist HelloFresh derzeit?

Aktuell sind wir in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Großbritannien, Australien und den USA vertreten. Büros haben wir in Berlin, London, Amsterdam, New York und Sydney. Insgesamt beschäftigen wir zur Zeit 120 Mitarbeiter.

Wie schwierig ist es, den Startup-Spirit in einem Unternehmen zu wahren, das bereits 120 Mitarbeiter zählt?

Damit haben wir kein Problem. Denn trotz des schnellen Wachstums sind in den entsprechenden Ländern nur relativ kleine Teams stationiert. Mit der Anstellung neuer Köpfe lassen wir uns viel Zeit. Wir glauben an kleine, starke Teams. Viele unserer Angestellten arbeiten schon lange bei uns und können sich noch an Zeiten erinnern, in denen wir unsere Produkte in Wohnzimmern verpackt haben.

Warum ist Berlin die richtige Stadt für Euer Startup? Was vermisst Ihr in Berlin?

Berlin ist eine fantastische Stadt für Startups. Hier gibt es viele Talente, großartige Netzwerke und eine bezahlbare Infrastruktur. Was fehlt, ist die Bereitschaft zur Investition von Risikokapital, wie sie etwa im Silicon Valley üblich ist. Dazu kommt, dass leistungsstarke Arbeitnehmer Unternehmensanteile und Anteilsoptionen oftmals nicht richtig wertschätzen.

Das macht es für Early-Stage-Startups schwer, etablierten Unternehmen, die bessere Gehälter zahlen können, die großen Talente abzuwerben. Ich denke, das liegt daran, das bisher nicht viel Vermögen durch Unternehmensanteile generiert wurde. Es fehlt da an Vorbildern. Ich hoffe aber, dass sich das ändert, sobald es hier eine Reihe profitabler Exits gegeben hat.

Wenn Du noch einmal ganz von vorne anfangen könntest, was würdest Du anders machen?

Mit dem Wissen von heute würde ich wohl 100 Kleinigkeiten anders machen. Gleichzeitig weiß ich aber, dass man im Nachhinein immer einen sehr einseitigen Blick auf die Dinge hat. Es ist einfach, sich eine Geschichte auszudenken, aber viel schwieriger, mit einer begrenzten Menge an Informationen Entscheidungen in Echtzeit zu treffen. Es ist besser, sich als Unternehmer auf die Zukunft zu konzentrieren und daher versuche ich, Dinge anzugehen anstatt darüber nachzudenken, was wir in der Vergangenheit hätten besser machen können.

Dominik, vielen Dank für das Interview.

Bild: HelloFresh; Dieser Artikel erschien ursprünglich in englischer Sprache auf VentureVillage. Ins Deutsche übersetzt von Elisabeth Neuhaus.