Helpling

Selbstständige Putzkräfte über eine Plattform vermitteln – mit diesem Modell aus den USA wollte Helpling die On-Demand-Economy auch in Deutschland großmachen. Seit der Gründung im April 2014 sammelte das Rocket-Unternehmen dafür mehr als 56 Millionen Euro von bedeutenden Investoren ein. Nun erweitert das Unternehmen sein Angebot stark – und kehrt sich damit von der ursprünglichen Idee ab.

Ab sofort können auf der Plattform nicht nur Privatpersonen die üblichen Haushaltshilfen buchen, sondern auch Unternehmenskunden völlig unterschiedliche Dienstleistungen anfragen: von der Reinigung des Treppenhauses bis zum Winterdienst, der Gartenpflege oder eines Hausmeisterservices. Schneeschippen, Heckenschneiden und Fassadenreinigung gehören auch dazu.

Auf der Webseite des Startups sind insgesamt zwölf Dienstleistungen gelistet. Für das Angebot arbeite Helpling nur mit geprüften und versicherten „Partnern“ zusammen, heißt es da. Die Partner-Unternehmen stammten aus der Region und schickten dem Kunden auf Anfrage konkrete Angebote zu, schreibt das Unternehmen auf der Website weiter. Im Gegensatz zu dem ursprünglichen Putzangebot sind es also keine Selbstständigen, sondern beispielsweise professionelle Reinigungsunternehmen, die Helpling vermitteln will.

Auch für Privatkunden gibt es neue Angebote: Unter der Marke „Helpling Professionals“ will das Startup etwa Dienstleister für den Möbelaufbau bieten. Das Angebot gebe es zu einem Festpreis (siehe Screenshot unten).

Verändert Helpling seinen Fokus?

Der Putzdienstleister versucht mit dem erweiterten B2C-Angebot, neue Zielgruppen zu erschließen – und das mit einem veränderten Geschäftsmodell. Bei dem neuen Service vermittelt das Rocket-Startup die Anfragen für die Dienstleistungen zu einem Festpreis weiter, wie es beispielsweise Homebell für Handwerker oder Movinga für Umzüge tun. Bei dem B2B-Angebot will Helpling dem Unternehmenskunden „bis zu 4 Angebote“ schicken.

Auf Anfrage von Gründerszene hält sich das Unternehmen bedeckt, welche Strategie dahinter steckt. „Wir kommentieren das nicht, mit keinem Wort“, heißt es lediglich aus der Pressestelle. Es stellt sich die Frage, ob sich Helpling mit den Produkten neu orientiert. Schließlich testet das Startup damit zwei umfassende neue Angebote. Bei einer erfolgreichen Umstellung könnte es künftig seinen Fokus anders setzen.

Wie gut die eigentliche Putzvermittlung gerade funktioniert, ist nicht genau bekannt. Das Unternehmen gibt an, 10.000 Reinigungskräfte an 50.000 deutsche Haushalte vermittelt zu haben. Im vergangenen Jahr musste das Startup allerdings fast 20 Prozent seiner Mitarbeiter entlassen. Helpling schrumpfe damit von etwa 360 auf unter 300 Mitarbeiter, sagte Gründer Benedikt Franke damals auf Nachfrage. Außerdem zog sich der Rocket-Zögling aus vier Ländern wieder zurück: aus Brasilien, Schweden, Spanien und Kanada.

Nach wie vor setzt Helpling bei diesem ursprünglichen Geschäft auf selbstständige Putzkräfte. Einen Punkt, welchen der Konkurrent Book A Tiger verändert hat. Das Startup hat Anfang des Jahres bekannt gegeben, seine Putzkräfte fest einzustellen. CEO und Mitgründer Nikita Fahrenholz begründete das so: „Ziel des Kurswechsels ist eine massive Qualitäts-, Wert- und Servicesteigerung für Kunden und Angestellte.“ Denn mit unzufrieden Kunden müssen sich beide Startups immer wieder herumschlagen.

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Bild: Helpling