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Das Buzzword „digitale Transformation“ ist jetzt auch im deutschen Fußball angekommen. In einer Vorreiterrolle sieht sich dabei Hertha BSC. Seit Januar hat sich der Berliner Erstligaverein die Digitalisierung auf die Fahne geschrieben. Dafür wurde mit Paul Keuter ein fußballbegeisterter Ex-Twitter-Mann an Bord geholt. Wie ernst es dem Verein damit ist, zeigt sich auch an dessen neuer Position im Verein: Keuter ist Mitglied der Geschäftsleitung.

Der 41-Jährige soll im Internet neue Spielfelder erobern, schrieb die Berliner Morgenpost Anfang des Jahres. Dazu gehören etwa die Nutzung sozialer Medien wie Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat und Periscope, aber auch Online-Ticketing. Neben neuen, digitalen Vertriebskanälen soll ein besseres Verständnis für die Kunden, die Fans, entstehen. Denn die halten den Verein finanziell am Leben.

Den nächsten Schritt auf der Digitalisierungsagenda können die Unterstützer des Vereins nun selbst mitgehen: Hertha will ab dem 18. März über den Kreditmarktplatz Kapilendo eine Million Euro einsammeln. Ab 100 Euro, und wenn gewünscht direkt via Smartphone, können sich Hertha-Fans an dem Anlageprojekt beteiligen. Bei einer Laufzeit von drei Jahren winkt eine feste Verzinsung von 4,5 Prozent pro Jahr.

Update vom 21. März 2016: Herthas Crowd-Finanzierung auf Kapilendo startete am vergangenen Samstag um 14:00 Uhr. Nur Minuten später, um 14:09 Uhr, war die Million bereits eingesammelt. Eigentlich waren dafür 60 Tage festgesetzt worden. „Wir haben bereits im Vorfeld der digitalen Finanzierung mit Hertha BSC gesehen, dass es ein sehr großes Interesse gibt. Es gab einen regelrechten Run auf unseren Newsletter“, kommentiert Kapilendo-Chef Christopher Grätz die Aktion.

Damit die Fans von dem Kreditprojekt erfahren, wird über digitale und analoge Wege – mit Bandenwerbung, im Fan-Magazin, auf der Webseite – für die Aktion getrommelt. Während des Ligaspiels gegen den FC Ingolstadt sollen Hostessen, ausgestattet mit iPads, über die Aktion informieren. Dass Fans dabei auch bis zur individuellen Obergrenze von 10.000 Euro investieren, hält Hertha nicht für ausgeschlossen: Es sei eine „sehr emotionale Anlageentscheidung – für den eigenen Club – da ist alles möglich.“

Die Erlöse sollen direkt der digitalen Offensive des Klubs zugute kommen, heißt es von Hertha-Geschäftsführer Ingo Schiller. Warum dazu nicht auf bereits vorhandene Mittel zurückgegriffen wird, will der Verein auf Nachfrage nicht verraten. Immerhin dürften die Berliner zu Saisonende allein durch ihre gute Platzierung in der Bundesliga etwa 30 Millionen über TV-Gelder einsammeln. Dazu kommen Erlöse durch Sponsoring und Merchandising oder das Transfergeschäft.

Kapilendo selbst sieht das Projekt als „attraktive Anlagemöglichkeit in Zeiten niedriger Zinsen“. Daneben sei es für Fans eine Möglichkeit, „sich digital und in wenigen einfachen Schritten für den Verein zu engagieren“. Hertha-Mann Schiller beschreibt es so: Man wolle die „Fans am Wachstum von Hertha BSC beteiligen.“

Bild: Hertha BSC; dieser Artikel erschien ursprünglich am 18. März 2016