lea sophie cramer
lea sophie cramer Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer auf der HEUREKA-Bühne

DCM und Amorelie über Markenbildung und Authentizität

„Absolute Value“ heißt das Buch, das der Ex-Software-Manager Emanuel Rosen und der Stanford-Professor Itamar Simonson erst vor wenigen Monaten herausgebracht haben.

Ihre Aufsehen erregende These: Das Aufkommen von Marken war in der Geschichte eine Reaktion auf informationsarme Umgebungen. Weil Kunden neue Produkte nur aufgrund ihrer Erfahrungen mit einem Unternehmen beurteilen konnten, weil ihnen nicht mehr als Anzeigen für das Produkt vorlagen, waren Marken quasi die Stellvertreter, denen Kunden Vertrauen schenkten.

Das heißt im Umkehrschluss aber auch: In einer informationsreichen Umgebung könnten Marken obsolet werden. Und das Internet ist so eine Umgebung – wo Produkte rund um die Uhr von Millionen anderer Kunden gerated und bewertet und getestet werden. Ist das so: Werden Marken überflüssig?

Keineswegs, glaubt Stefanie Peters von der Unternehmensberatung Enable2grow. Auf der Heureka-Konferenz diskutierte die Marken-Fachfrau diese Frage mit Lea-Sophie Cramer, Gründerin des Online-Sexshops Amorelie, und mit Ex-StudiVZ-Manager Dario Suter, der mit DCM heute eine Beteiligungs- und Filmfirma betreibt.

„Konsumenten müssen sich mit einem Produkt identifizieren“, betonte Peters – und das gehe nur über die Marke. Auch DCM-Chef Suter glaubt nicht an ein Ende der Marke: „Branding ist wichtig. Wir sind doch überwältigt von all den Wahlmöglichkeiten um uns herum. Wir brauchen als Guidelines.“

Und erst recht Lea-Sophie Cramer, die Ex-Beraterin und Ex-Rocket-Managerin, die 2012 die Gründung von Amorelie wagte, konnte die Bedeutung von Marken bestätigen: Als Online-Shop verkaufe sie lauter virtuelle Produkte, in einem Markt, der noch immer ein Tabu ist. Also braucht es ein Branding, eine „stylische, total fröhliche, abenteuerliche“ Marke, die sich deutlich absetzt von dem dreckigen und verrufenen Online-Sex-Markt, der sonst das Internet beherrscht.

Weil Amorelie vor allem zu Beginn ein „verrücktes Marketing-Budget wie bei Zalando“ gefehlt habe, mussten Cramer und ihr Mitgründer Sebastian Pollok selbst Markenaufbau betreiben. Und das hieß: „Wir haben unsere Geschichte erzählt, unsere Mission“, so Cramer. „Die Gründer mussten die Marke repräsentieren. Was in unserem Fall vor allem ich war.“

Bislang scheint das Konzept aufzugehen. Zumindest glauben die Investoren daran: Erst im Januar stieg der ProSiebenSat.1-Inkubator Epic Companies bei Amorelie ein. Für Marketing und Werbung dürfte nun genug Geld da sein. Und die dafür nötige Marke steht ja bereits.

Bild: Michael Berger/Gründerszene