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Mit neuen Karrierezielen: der Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube

Knapp ein halbes Jahr nach seinem Ausscheiden bei der Deutschen Bahn meldet sich Rüdiger Grube nach Informationen der Welt am Sonntag als Firmengründer zurück. Der 65-Jährige geht damit auch unter die Unternehmensberater. „Mein Geschäft für mittelständische Unternehmen lässt sich im Vorfeld gut an. Es gibt eine lange Warteliste“, sagte Grube der Zeitung. Ab 1. August geht er mit seiner Neugründung an den Start, dann ist Grube auch offiziell nicht länger bei der Bahn beschäftigt.

Daneben hat der Bahnchef a.D. den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der Hamburger Hafen und Logistik AG übernommen und wurde von der Investmentbank Lazard als Chairman verpflichtet. Im Gegensatz zu den großen Wall-Street-Häusern wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley ist Lazard nur beratend tätig und bietet seinen Kunden etwa bei Zukäufen und Fusionen keine Finanzierungen an.

Grube wird bei Lazard für die Region Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständig sein. „Meine Aufgabe dort ist die Kundenpflege, bestehendes Geschäft auszubauen und mich ums Neugeschäft zu kümmern. Ich werde viel unterwegs sein“, sagt er.

Grube kennt das Geschäft von Daimler und der Bahn

Bei An- und Verkäufen oder Umstrukturierungen soll er die Kunden beraten. Rüdiger Grube kennt dieses Geschäft. Bei Daimler war er Strategievorstand und für 1400 Beteiligungen des Konzerns zuständig, bei der Bahn für 1000.

Es gab mehrere große Konzerne, die Rüdiger Grube nach seinem Ausscheiden bei der Bahn am 30. Januar Spitzenjobs angeboten hatten – darunter auch heikle Aufgaben bei Unternehmen, die ins Trudeln geraten sind. „Ich hatte eine ganze Reihe sehr guter Angebote. Aber ich denke, Lazard passt am besten zu mir und ich am besten zu Lazard“, sagt Grube.

Sein Motto: „Ich schaue nach vorn“

„Allein die Aufgabe bei Lazard ist schon ein Fulltime-Job, aber man bekommt auch drei Jobs unter einen Hut. Alles eine Frage der Organisation, der Leidenschaft, ob man Spaß an der Aufgabe hat und wie man Dinge delegiert“, meint Rüdiger Grube. Fürs Privatleben könnte der Karriereplan Gift sein. Vor zwei Jahren hat der Bahn-Chef a.D. die Starköchin Cornelia Poletto geheiratet.

Viel Zeit, das junge Glück zu genießen, hatten die beiden wohl nicht. Aber Grube wischt Bedenken einfach beiseite. Es sei nicht entscheidend, wie viel Zeit man miteinander verbringe, sondern wie gut die Stunden oder Tage seien, die man miteinander verbringt.

An seine Zeit bei der Deutschen Bahn, die er ab 2009 geleitet hat, denkt Grube noch oft zurück, Kontakte pflegt er weiter. „Ich schätze die Menschen und die Aufgabe bei der Bahn sehr“, sagt er. Dennoch: Er sei niemand, „der sich mit dem aufhält, was geschehen ist. Ich schaue nach vorn.“

Dieser Text erschien zuerst in der Welt.

Bild: Getty Images / Sean Gallup / Staff