Michael (r.) und Johannes Siebers
Michael und Johannes (r.) Siebers

Weltweit gibt es Millionen von Ferienhäusern auf Tausenden Plattformen – ganz schön unübersichtlich, fand Johannes Siebers, als er für sich und seine Freunde eine Unterkunft für den Surfurlaub in Portugal buchen wollte. Mit seinem Bruder Michael hat der Münchner daher im Jahr 2014 die Ferienhaus-Suchmaschine Holidu gegründet.

Die Online-Plattform vergleicht weltweit rund acht Millionen Ferienhäuser von 320 Anbietern. Nutzer sollen so den günstigsten Preis finden, eine künstliche Intelligenz hilft ihnen zudem, die passende Unterkunft zu finden. Holidu konkurriert unter anderem mit HomeToGo aus Berlin. 

Im Interview mit Gründerszene verrät Siebers, wie es ist, mit seinem Bruder zu gründen, was die Lieblings-Urlaubsregion der Deutschen ist und warum der Reisemarkt derzeit noch nicht ganz digitalisiert werden kann. 

Johannes, was war die größte Schwierigkeit bei der Erstellung Eurer Ferienhaus-Plattform?

Der Markt ist sehr intransparent. Flüge zum Beispiel haben eine Nummer, die sie von allen anderen Flügen unterscheidbar macht. Bei Ferienhäusern gibt es so etwas nicht. Der einzige Weg, Häuser zuverlässig zu identifizieren, ist, sich die Bilder anzuschauen.

Wie habt Ihr dieses Problem gelöst?

Wir haben eine eigene Technologie entwickelt, die analysiert, wie ähnlich sich Bilder sind. So erkennt sie, ob es sich auf unterschiedlichen Plattformen um dieselbe Wohnung handelt – auch, wenn sie aus unterschiedlichen Winkeln fotografiert wurde.  

Was kann Holidu sonst noch?

Wir spielen jedem Nutzer die Unterkünfte aus, die am besten zu ihm passen. Hierzu setzen wir eine künstliche Intelligenz ein. Sie stellt fest, nach welcher Art von Unterkunft eine Person sucht und personalisiert die Ergebnisse dann in Echtzeit. Sprich, wer anfängt, sich viele Häuser mit Meerblick anzuschauen, der wird bei uns schnell noch mehr Häuser mit Meerblick sehen.

Die künstliche Intelligenz weiß also, was die Nutzer wollen?

Vielmehr lernt sie, was jemand möchte. So, wie ein Reiseberater, der herausfindet, was der Kunde, der vor ihm sitzt, möchte.

Braucht dann bald niemand mehr einen menschlichen Reiseberater?

Ich glaube, die persönliche Beratung wird nicht verschwinden, vor allem, wenn Nutzer sehr spezielle Urlaubspläne haben. Auch bei uns rufen viele Kunden persönlich an und wünschen eine Beratung. Generell wachsen die Online-Buchungen im Ferienhausmarkt jedoch sehr stark. 

Heißt, bei Euch arbeiten trotz der Technologien auch echte Menschen?

Wir haben ein “Customer Happiness Team”. Das hilft bei besonderen Anfragen – zum Beispiel, wenn jemand eine Angelreise nach Norwegen machen will und ein Haus mit Filetiertisch und großem Kühlschrank sucht.

Wie viele Leute arbeiten insgesamt bei Euch?

Im letzten Jahr sind wir von 37 auf über 100 Mitarbeiter gewachsen. Davon arbeitet etwa die Hälfte in den Bereichen Produkt und Technologie.

Wie konntet Ihr einen solchen Zuwachs finanzieren?

Wir werden von einer Reihe von finanzstarken Investoren unterstützt. Unser Leadinvestor ist EQT Ventures.

Wie sieht Euer Geschäftsmodell aus? 

Unsere Partner bezahlen uns entweder pro Buchung oder pro Nutzer, den wir auf ihre Seiten weiterleiten. Für unsere Kunden ist die Suche kostenlos. 

Du hast Holidu gemeinsam mit Deinem Brüder gegründet. Ist das eine gute Kombination?

Wir sind ein sehr gutes Team! Als Brüder haben wir eine sehr direkte und schnelle Kommunikation. Das ist in einem Startup von entscheidendem Vorteil. Selbstverständlich kommt es auch mal zu intensiven Diskussionen, aber unsere Geschwisterbeziehung ist sehr belastbar. Wenn man uns fragt: „Wie kann man nur mit seinem Bruder gründen?“, dann denken wir: „Wie könnte man nicht?“. 

Woher kommt das große Interesse an Ferienhäusern?

Es passt mit dem Zeitgeist zusammen: Die Leute suchen nach individuellen Erfahrungen anstelle von standardisierten Hotels.

Hotels sind ja auch meist teurer als Ferienhäuser.

Pro Kopf und Übernachtung sind Ferienhäuser im Schnitt etwas günstiger, ja. Aber es gibt auch Luxushäuser mit Infinity-Pools oder Schlösser.

Was ist das teuerste Haus auf Euer Plattform?

Die teuerste Buchung bei uns waren vier Tage Brasilien an Karneval für 120.000 Euro.

Gemessen an Euren Buchungen: Was ist die Lieblings-Urlaubsregion der Deutschen?

Die Ostsee und die Nordsee – mit großem Abstand. Ansonsten sind auch Kroatien, die Niederlande und der Gardasee beliebte Ziele. Und Mallorca ist immer noch ein Dauerbrenner.

Bild: Holidu