Die Homebell-Gründer Felix Swoboda (l.) und Sascha Weiler

Geld gab es zuletzt im Sommer für Homebell: Damals stieg die Versicherung Axa bei dem Handwerker-Startup ein. Wie Gründerszene erfuhr, stecken bekannte Investoren jetzt eine zweistellige Millionensumme in das Berliner Unternehmen der Gründer Sascha Weiler und Felix Swoboda. Homebell bestätigt dies auf Nachfrage und gibt an, elf Millionen Euro zu erhalten.

Die Finanzierungsrunde wird von SevenVentures, dem Investmentarm von ProSiebenSat.1, angeführt. Außerdem beteiligen sich die Axa sowie die Versicherung Helvetia und Kompass Digital. Die bestehenden Gesellschafter Lakestar, der Rocket-Internet-Fonds Global Founders Capital und Index Ventures investieren ebenfalls erneut in Homebell, über dessen Plattform Renovierungsarbeiten gebucht und abgewickelt werden können.

SevenVentures-CEO Florian Pauthner erklärt das Investment damit, dass man gerade im Online-Servicebereich noch spannende Geschäftsmodelle mit starkem Wachstumspotenzial sehe. Homebell gehöre dazu und daher wolle man das Startup mit TV-Werbung unterstützen.

Welcher Anteil der Investition Medienleistung und welcher Eigenkapital ist, kommentiert Homebell-Geschäftsführer Sascha Weiler auf Nachfrage nicht. Er erklärt aber, dass die Finanzierungsrunde für einige Zeit ausreichen werde. „Das Geld ist genug, um unser Kerngeschäft in Deutschland und den Niederlanden in den nächsten 18 bis 24 Monaten profitabel zu drehen“, sagt Weiler. Man halte es sich offen, zusätzliches Kapital einzusammeln, „zum Beispiel, wenn wir uns für eine weitere Expansion entscheiden sollten“.

Große Wachstumsziele

Wie viel Homebell im vergangenen Jahr umgesetzt hat, verrät Weiler nicht. Der durchschnittliche Warenkorb bei dem Renovierungs-Startup liege aber bei knapp unter 2.000 Euro. Seit der Gründung im Oktober 2015 habe Homebell etwas mehr als 10.000 Aufträge abgewickelt. „Wir rechnen damit, dass wir in diesem Jahr mindestens weitere 10.000 Buchungen verzeichnen“, sagt Weiler, „und so 2018 unseren Umsatz verzweieinhalb- bis verdreifachen werden.“ Wie viel Geld sein Unternehmen pro Auftrag verdient, will er aber ebenfalls nicht verraten.

Das Startup entwickelt ein Planungstool, das es Kunden ermöglichen soll, online innerhalb weniger Minuten ein festes Angebot für einen Renovierungsauftrag wie Streichen, Tapezieren oder Bodenverlegung zu erhalten. Das soll Kunden und Handwerkern die Zeit ersparen, die normalerweise für das Vergleichen von Preisen, das Ausmessen und Kostenvoranschläge beansprucht wird.

Zuletzt habe Homebell daran gearbeitet, die Vermittlung der Aufträge zu automatisieren, erklärt Weiler. Während anfangs Mitarbeiter für jede Buchung Handwerker angesprochen hätten, geschehe diese Platzierung nun in mehr als 80 Prozent der Fälle automatisch. Daher sei die Mitarbeiterzahl 2017 auch nicht gewachsen: Im Moment beschäftigt Homebell etwa 100 Angestellte, vor einem Jahr waren es 130. Fluktuationen habe man laut Weiler nicht ausgeglichen.

Homebell setzt auf Versicherungen

Im aktuellen Jahr rechnet der Geschäftsführer damit, das Team um etwa 40 Mitarbeiter aufzustocken, vor allem im Tech- und Marketingbereich. Gerade das Marketing sei wichtig, um Homebell bekannter zu machen. „Wir bewegen uns auf einem Empfehlungsmarkt“, sagt Weiler. „Man kennt den Handwerker um die Ecke und gibt die Tipps an Freunde weiter.“ Dass es sinnvoll sein könne, Renovierungen online zu buchen, müsse sich erst noch verbreiten. „Das ist die Aufgabe, die man hinbekommen muss.“

Wettbewerb beobachtet Sascha Weiler aktuell nicht. „MyHammer richtet sich eher an preissensitive Kunden und dort werden viele Reparaturen gebucht“, sagt Weiler. Um die vor etwa zwei Jahren gestartete Vermittlungsplattform für Renovierungsarbeiten Renovago ist es ruhig geworden, die Webseite ist offline. Konkurrent Renovinga konzentriert sich auf Arbeiten in Berlin.

Homebell will sich laut Weiler zunächst weiter auf den deutschen und den niederländischen Markt konzentrieren und bald zwei neue Angebote aufnehmen. Außerdem setzt das Startup auf die Zusammenarbeit mit den Versicherungen Axa und Helvetia. „Wir stellen unsere Preise zur Verfügung, damit Versicherungen sehen können, was für eine bestimmte Renovierung marktüblich ist“, sagt Weiler. Das sei beispielsweise relevant, wenn ein Wasserschaden gemeldet werde. Versicherte achteten häufig nicht so sehr auf die Höhe des Handwerkerpreises, da die Versicherung für die Arbeiten zahle. Weiterhin könne die Versicherung bei Schadensmeldungen Homebell empfehlen und so womöglich neue Kunden vermitteln. „Bisher sind wir da noch in der Testphase“, sagt Weiler. „Um das Hochskalieren mache ich mir aber wenig Sorgen.“

Bild: Homebell