Das Gründerteam von Homelike: Dustin Figge (links) und Christoph Kasper

USA, China oder England: Dustin Figge und Christoph Kasper waren schon oft wegen des Jobs im Ausland unterwegs. Und wenn man eine Weile dort bleiben muss, wie Figge in San Francisco, fangen die Probleme an. Denn wer wohnt schon gerne so lange im Hotel und welcher Arbeitgeber würde nicht lieber eine günstigere Alternative finden? Auf welchen Internet-Seiten findet man vor Ort eine Wohnung?

Hier kommt das Startup von Figge und Kasper ins Spiel. Homelike ist ein Wohnungsvermittler für Geschäftsleute, die lokale Anzeigenportale wie Craigslist, Gumtree oder Immobilienscout nicht kennen, mögen – oder sich nicht auf ihnen zurecht finden.

„Das Problem des Immobilienmarktes ist, dass er extrem lokal geprägt ist“, sagt der 34-jährigen Kasper. „Zum Beispiel sind die größten Immobilienportale hierzulande nur in deutscher Sprache verfügbar. Aber was ist mit Geschäftsreisenden aus dem Ausland?“

Das Startup bedient zwei Zielgruppen. Zum einen bietet es Wohnungsanbietern die Möglichkeit, ihre Apartments auf den Markt bringen. Die Vermieter sind professionelle Anbieter von möblierten Wohnungen. Untervermietungen wie beim Zimmervermietungs-Giganten Airbnb findet man hier nicht.

Zum anderen gibt es die Mieter, die über Homelike ihr Zuhause auf Zeit finden sollen. Oft sind es Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter Wohnungen mieten. Im Durchschnitt vermittelt das Startup Unterkünfte für viereinhalb Monate. Zum Vergleich: Auch große Anbieter, wie der Buchungsriese Booking.com, haben eine Business-Sparte. Dort lässt sich eine Unterkunft jedoch nur für maximal 30 Tage buchen.

Der Service des Wohnungsvermittlers ist derzeit in 20 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar, rund 10.000 Wohnungen hat Homelike im Angebot. Aber: Englisch ist die einzige Fremdsprache, die das Startup bisher anbietet.

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Offiziell gegründet haben Figge und Kasper vor knapp einem Jahr, die Idee existiert aber bereits seit Ende 2013, erzählen sie. Gestartet sind die Gründer am ersten Tag mit 1.000 Wohnungen auf der Seite, in vier Städten Deutschlands. „Wir wollten mit Homelike bereits mit der ersten Buchung Geld verdienen“, betont der 30-jährige Figge. „Wir haben mit einem MVP gestartet, um herauszufinden, wie wir erst einmal die größten Schwierigkeiten potentieller Kunden lösen können.“

Weiterentwickelt wurde das Produkt dann in enger Zusammenarbeit mit den Kunden des Startups, heißt es. Auch die Expansion in die deutschsprachigen Nachbarländer sei kundengetrieben gewesen. Zu dem Duo stieß der Australier Adam Rudd, der als CTO die Technologie hinter der Vermittlung betreut. Neben den Chefs arbeitet ein Team von 25 Mitarbeitern im Kölner Co-Working-Space Clusterhaus an der Umsetzung des Mietportals.

Wie viele B2B-Startups hat auch Homelike mit Herausforderungen wie etwa langen Vertriebszyklen zu kämpfen. Und: „Wir arbeiten mit weniger Kunden als ein typisches B2C-Produkt, unsere Arbeit basiert stark auf dem Vertrauen der Kunden in die Qualität von Homelike und unsere Prozesse“, so Figge. Knapp 600 Unternehmen bieten ihre Wohnungen über das Portal an. „In dem B2B-Segment können wir es uns nicht leisten, ein schlechtes Produkt zu bauen.“

Deshalb können Nutzer bei Homelike ihre Anzeigen nicht selbstständig veröffentlichen. Jede wird vorab von einem Homelike-Mitarbeiter freigegeben, die Anbieter werden Hintergrundchecks unterzogen, Musterapartments werden besucht, versichern die Gründer.

Für Unternehmen sei eine Buchung über Homelike bis zu 40 Prozent günstiger als herkömmliche Hotelbuchungen, so Figge. Eine Gebühr von sechs Prozent werde auf dem Portal pro Buchung für den Anbieter fällig. Möchte der Mieter ein wenig mehr Service, können entgeltliche Dienstleistungen wie das Füllen des Kühlschrankes hinzu gebucht werden.

Zwei Mal hat das Kölner Jungunternehmen bisher fremdes Kapital aufgenommen, zuletzt im November 2015. Wie viel wollen die beiden Gründer nicht verraten. Als Gesellschafter sind allerdings einige bekannte Szene-Köpfe eingestiegen, wie im Handelsregister einzusehen ist. Über ihre gemeinsame Holding 88 Investments sind etwa Wooga-COO und Hitmeister-Mitgründer Jan Miczaika sowie sein Mitgründer Gerald Schönbucher beteiligt, der noch immer Geschäftsführer des Kölner E-Commerce-Unternehmens ist.

Auch mit dabei: Studitemps-Gründer Benjamin Roos und Seriengründer Thomas Bachem, der bald eine Fachhochschule für Techies starten will. Neben weiteren Investoren ist auch der Vorstand des Bauunternehmens Bauwens an Bord, zu dem die beiden Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer zählen, Patrick Adenauer und Paul Bauwens-Adenauer.

Das Geld kommt gerade recht: Homelike will in den kommenden Wochen „ins europäische Ausland“ expandieren. Wohin genau? Auch hier halten sich die beiden Gründer bedeckt.

Bild: Homelike