Seit Sommer hielten sich die Gerüchte einer Hotel.de-Übernahme: Nachdem man zuerst Google als potentiellen Käufer vermutete, sicherte sich nun das Hotelbuchungsportal HRS (www.hrs.de) für 43 Millionen Euro die Mehrheit am Konkurrenten Hotel.de (www.hotel.de). Die Gründungsaktionäre der Hotel.de AG verkauften der Hotel Reservation Service GmbH Firmenanteile in Höhe von 61,6 Prozent. Mit der Fusion wollen beide Unternehmen ihre Stellung auf dem hart umkämpften Online-Buchungsmarkt für Hotels stärken. Buchungskunden sollen durch die stark wachsenden Reservierungsvolumen künftig noch bessere Preise und Verfügbarkeiten erhalten. Derweil sorgen sich die deutschen Hoteliers um ihre Margen.

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HRS sichert sich knapp 65 Prozent an Hotel.de

Die Hotelbuchungs-Website HRS sichert sich weitere 61,6 Prozent am börsendotierten Unternehmen und Rivalen Hotel.de – dies teilten die beiden Online-Anbieter am Freitag in Köln mit. Da HRS bereits drei Prozent an Hotel.de hielt, liegt die Höhe der Beteiligung nun bei 64,6 Prozent. Die Hotel.de AG solle weiter als eigenständiges Unternehmen geführt werden, erklärte HRS. Die beiden Hotel.de-Standorte Nürnberg und Hamm mit rund 400 Beschäftigten bleiben bestehen.

Je Aktie zahlte HRS 18,50 Euro, was einem Aufschlag von rund 30 Prozent auf den Kurs des Vortags entspricht. Hotel.de ist damit 70 Millionen Euro wert. Ein Aufkauf der übrigen Anteile ist laut Unternehmensangaben bereits geplant. Den übrigen Aktionären werde laut HRS ein Angebot von ebenfalls 18,50 Euro je Titel vorgelegt.

HRS und Hotel.de wollen gemeinsam bessere Wachstumsraten erzielen

Vom Zusammenschluss erhoffen sich die Online-Portale eine Stärkung ihrer Marktposition. „Diese Verbindung kommt genau zur richtigen Zeit, stärkt die Position von Hotel.de im weltweiten Hotelportal-Geschäft und gibt uns eine hervorragende Basis für unsere weitere Entwicklung“, sagt Heinz Raufer, Vorstandsvorsitzender der Hotel.de AG. Zudem wollen sich die Unternehmen im internationalen Wettbewerb gemeinsam besser behaupten. „In Deutschland sind wir ganz gut aufgestellt, aber die Wachstumsraten, die weltweit nötig sein werden, lassen sich im Verbund einfach besser erzielen“, so Raufer.

Das Kölner Unternehmen HRS mit Geschäftsführer Robert Ragge betreibt ein weltweites Hotelportal für Privat- und Geschäftsreisende auf Basis einer Datenbank von über 250.000 Hotels aller Kategorien in 180 Ländern und hat durchschnittlich sechs Millionen Nutzer pro Monat. Damit ist das Unternehmen Marktführer in Deutschland. Die Hotel.de AG mit Sitz in Nürnberg zählt weltweit über vier Millionen Privat- und Geschäftskunden und hat rund 210.000 Hotels im Angebot. Die zehn Jahre alte Unternehmen kam 2010 bei über 36 Millionen Euro Umsatz auf 1,8 Millionen Euro Überschuss. HRS fuhr 2009 bei 108 Millionen Euro Umsatz 19 Millionen Euro Jahresgewinn ein. Da der Erlös der Unternehmen in der Summe 500 Millionen Euro nicht übersteigt, muss das Bundeskartellamt dem Kauf nicht zustimmen.

HRS hatte zuletzt 2010 und 2011 mit einer riesigen Werbeoffensive und prominenten Gesichtern bundesweit für einen Bekanntheitsschub gesorgt. Als Testimonials für die Kampagne gewann das Portal seit April 2010 zum Beispiel Bill Kaulitz von Tokio Hotel, die TV-Moderatorin Sonya Kraus sowie den Fußballfunktionär Rudi Assauer.

Hoteliers sorgen sich wegen Übernahme um ihre Margen

Deutsche Hoteliers sorgen sich durch den Zukauf um ihre Margen: „Es gilt, sehr aufmerksam zu beobachten, ob sich dadurch die Buchungskonditionen weiter einseitig zu Lasten der Hotels verändern werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer des deutschen Hotelverbands IHA (www.iha.de), Markus Luthe, gegenüber der Financial Times Deutschland (www.ftd.de).

Hoteliers sind zunehmend auf den Vertrieb über Internetseiten angewiesen. Entsprechend hart ist der Markt umkämpft: Härteste Konkurrenten für HRS und Hotel.de sind Expedia (www.expedia.de) und Trivago (www.trivago.de). Anbieter wie Hotels.com (www.hotels.com) oder Hotelreservierungen.de (www.hotelreservierungen.de) drängen mit ähnlichen Diensten ins Segment. Auch die Portale HolidayCheck (www.holidaycheck.de) und Trip Advisor (www.tripadvisor.de) bieten neuerdings nicht mehr nur Hotelbewertungen, sondern ebenfalls Hotelbuchungen.

Auch weitere Anbieter haben den Markt für sich entdeckt: Internetriese Google listet nicht nur Hotels, sondern verlinkt diese auf Stadtplänen und fügt Preise und Bewertungen bei, Groupon (www.groupon.de) vermittelt beispielsweise Restkontingente an Hotelbetten. Der Wettbewerb ist laut Haakon Herbst, Vorstand des Branchenverbandes HSMA (www.hsma.de) und Aktionär von Hotel.de, also noch gesund.