warrDie Neuentwicklung wirkt fast winzig. Nur 80 Kilogramm bringt der schmale Schlitten auf die Waage, den ein Team der TU München am 18. Juli enthüllt hat. Zum Vergleich: Der Original-Pod von WARR Hyperloop wiegt fast 600 Kilogramm. Dazu ist der neue Pod kaum breiter als es alleine der Lufteinlass des Vorgängers war. Genau das soll bei der offiziellen Hyperloop Pod Competition 2 den Sieg bringen, die Ende August stattfindet. Dafür will das neue Team auch die Leistung des alten Hyperloops kräftig toppen. Der hatte im Januar mit einer Spitzengeschwindigkeit von 94 Kilometern pro Stunde den Sieg in der Kategorie „Schnellster Pod“ abgeräumt.

„Beim Wettkampf im August zählt ganz offiziell nur die Geschwindigkeit“, sagt Gabriele Semino, einer der drei Projektleiter. „Kriterien wie Design oder Konstruktion gibt es diesmal nicht.“ Daher hat das 30köpfige Team aus Garching bei München ganz von vorne angefangen. Der aktuelle Pod sei in nur fünf Monaten entstanden. Im Februar hatte das Team seine bereits bei SpaceX eingereichten Designs und bisherigen Ideen nochmal komplett über den Haufen geworfen. Darunter Pläne für einen Schwebemechanismus. Vieles sei zwar umsetzbar gewesen, würde bei den jetzigen Anforderungen auf der Teststrecke in Los Angeles „nicht unbedingt etwas bringen“, erklärt Semino.

„Wir wollten ein leichtes und vor allem leistungsstarkes Gerät“, gibt Semino an. Nahezu alles sei daher aus carbonfaserverstärktem Kunststoff geformt – selbst essentielle Teile, die sonst aus Aluminium gefertigt würden. Das Herzstück sei jedoch ein 66-PS-Elektromotor samt einer Kaskade von 20 besonders schnell entladenden Batterien, die die kleinen Räder des Pod antreiben. Damit diese bei der starken Beschleunigung nicht durchdrehen, werden sie via Hydraulik fest auf die Schienen gepresst. „Bei Sportfahrzeugen übernimmt das ein Spoiler“, erklärt der Pod-Entwickler. „In einem Vakuum würde der selbstverständlich nicht funktionieren.“

Gabriele Semino, WARR-Hyperloop-Projektleiter erzählt auf der Heureka, wann es mit dem WARR so weit sein könnte und warum zwei Monate mit wenig Schlaf vor ihm liegen:

„Wir haben alles berechnet und Tests durchgeführt“, sagt Semino. „Wir glauben: Unser Pod erreicht über 350 Kilometer pro Stunde.“ Wobei das Team natürlich auf 400 Kilometer pro Stunde hofft – vielleicht auch mehr. Eine Herausforderung: Die Teststrecke von Tesla ist für derartige Geschwindigkeiten mit 1,25 Kilometern Länge vergleichsweise kurz. Die Kapsel muss fast unmittelbar nach der Beschleunigungsphase wieder abbremsen, um rechtzeitig zum Stehen zu kommen. Ansonsten kollidiert sie mit der stählernen Luke am Ende. „Alles ist aber so ausgelegt, dass es funktioniert“, versichert Semino. „Aber ob das wirklich so ist, wird sich erst in Los Angeles entscheiden.“

Die Konstruktion der Kapsel hat zwischen 200.000 und 250.000 Euro gekostet. Wobei das Team unter anderem von Unternehmen wie Airbus, dem Elektroautobauer Roding und dem Vakuum-Systementwickler Leybold unterstützt wurde. Diese haben Material aber auch Fachwissen zugesteuert. Ebenso haben auch Mitglieder des ersten WARR-Hyperloop-Teams unter die Arme gegriffen, die nun eigentlich wieder studieren oder an anderen Projekten arbeiten. „Sie kamen immer wieder vorbei, haben sich unsere Sachen angeschaut“, sagt Semino. „Sie gaben Ratschläge und kritisierten auch mal. Ihre Expertise hat uns wirklich weitergeholfen. Auch wenn es mit dem Zusammenbauen eng wurde, waren sie da.“

Am 3. August soll der Pod verpackt sein und den Flug in die USA antreten. Das Team selbst reist in den nachfolgenden zwei Wochen an. Insgesamt 22 weitere Teams haben sich für die Competition 2 qualifiziert. Darunter sind unter anderem 512 Hyperloop von der Universität von Texas, dessen Pod bis zu 530 Kilometer pro Stunde erreichen soll. Das polnische Team Hyper Poland will hingegen einen 290-Kilogramm-Pod mit Magnetschwebesystem ins Rennen bringen, der 430 Kilometer pro Stunde schaffe. „Alle, die mitmachen arbeiten hart und sind kreativ“, sagt Semino. „Aber wir treten an, um unseren Sieg zu verteidigen.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei Wired.de.

Bild: Hyperloop Warr