Geschäftsführerin Britta Schewe (links) musste Joiz bereits verlassen

Ein neuer Investor, Möbelpacker, die das Büro ausräumen, Kündigungen – beim Jugend-Sender Joiz Germany überschlagen sich derzeit die Ereignisse. Erst vor wenigen Tagen musste der Schweizer Mutter-Sender wegen Überschuldung die Insolvenz beantragen. Nun treffen die Folgen auch die deutsche Tochter. 80 Prozent von Joiz Germany wechseln für einen ungenannten Betrag den Beisitzer. Neuer Investor und Mehrheitseigner ist der Berliner Immobilien-Unternehmer Uwe Fabich, 20 Prozent verbleiben bei der Mediengruppe DuMont.

Auch die Marke Joiz könnte verschwinden

Uwe Fabich gilt als medienscheuer Immobilien-Käufer, dem auch der Postbahnhof gehört, in dem Joiz bisher seinen Sitz hat. Nach Informationen von Gründerszene will er Joiz Germany nun jedoch komplett umbauen. „Ich habe kein Interesse daran, einen Teenager-Sender fortzuführen“, so Fabich im Gespräch. Das derzeitige Programm richte sich an 12- bis 14-Jährige, er wollte hingegen einen Musiksender schaffen. „Ob das unter der Marke Joiz geschieht oder unter einer anderen ist egal“, sagt Fabich.

Neuer Standort wird das alte Funkhaus in Berlin-Oberschöneweide, das der Investor nach Berichten des Tagesspiegels 2015 für zwölf Millionen gekauft hat. Wie viel Fabich für seine neueste Anschaffung gezahlt hat, will er jedoch nicht kommentieren. Nur so viel: Derzeit würden Möbelpacker technische Ausrüstung von Joiz an den neuen Standort bringen. Auch Teile des Personals von Joiz Germany sollen übernommen werden. Die Inhalte des Senders will Fabich jedoch radikal umstrukturieren: „Auf jeden Fall werden die Moderatoren keine Games oder so einen Scheiß in der Sendung besprechen.“ Bei dem Minderheitseigner DuMont, der bisher Video-Inhalte von Joiz bezieht, möchte man sich zu den Vorgängen nicht äußern.

Geschäftsführerin und Mitarbeiter gekündigt

Ein weiterer Schritt in Richtung des abrupten Umbaus ist die Kündigung der Geschäftsführerin Britta Schewe, über welche DWDL zuerst berichtete. Fabich begründet diesen Schritt gegenüber Gründerszene mit den schlechten Zahlen, die der Sender schreibe. „Joiz hat Millionen-Verluste in den letzten zwei, drei Jahren gemacht und sie war die Geschäftsführerin. Da ist es klar, warum die Kündigung kam“, erklärt Fabich. Auch Mitarbeiter, die auf Probezeit bei Joiz gearbeitet haben, müssen ihre Sachen packen. Aus Unternehmenskreisen heißt es hingegen, die finanzielle Situation der deutschen Tochter habe sich zuletzt aufgehellt. Nach einer ersten Insolvenz 2015 habe der Sender noch gut eine Million Euro Verlust gemacht, 2016 soll sich die Finanzsituation unter Geschäftsführerin Schewe weiter verbessert haben.

Trotzdem musste die Entscheidung für den Verkauf des Senders wohl innerhalb weniger Tage fallen. „Wenn ich nicht investiert hätte“, sagt Fabich, „wäre Joiz Germany am nächsten Tag insolvent gegangen.“ Delikat an dem Deal: Die Idee, den Berliner Investor ins Boot zu holen, stammt ursprünglich von Geschäftsführerin Britta Schewe. Genau jene, die nach erfolgreichem Deal als Erste ihre Stelle verlor.

Kontakt zum Autor: michel.penke[at]gruenderszene.de.

Bild: Christina Kyriasoglou