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Gunnar Kämpgen hat gerade seine Firma an OLAmobile verkauft

Im kommenden Jahr wird erstmals mehr Geld für Werbung auf Smartphones als auf dem Desktop oder offline ausgegeben. Von diesem Milliardenmarkt profitiert auch IconPeak aus Berlin. Das Startup von Gunnar Kämpgen generiert Nutzer für die Apps seiner Kunden, indem es in anderen Apps dafür Werbung schaltet, und erwirtschaftet damit im vergangenen Jahr 20 Millionen Euro.

Jetzt wurde die Mobile-Marketing-Firma gemeinsam mit dem Tochterunternehmen BidderPlace für 8,6 Millionen Euro an die Performance-Marketing-Plattform OLAmobile aus Luxemburg verkauft. Der einzige Investor beider Unternehmen war bisher der Frühphasen-VC Makers, der das Unternehmen mit aufbaute. Das ursprüngliche Investment habe sich durch den Verkauf aller Anteile verfünfzigfacht, heißt es von Makers.

Neben Kämpgen gehört auch Felipe Ogibowski zum Gründerteam. Beide bleiben nach der Übernahme als Geschäftsführer an Bord. Gunnar Kämpgen im Gespräch über sein Unternehmen, den Mobile-Advertising-Markt und die Übernahme.

Gunnar, Du willst Deinen Kunden High-Quality-Nutzer für deren Apps liefern? Was verstehst Du darunter?

Dabei geht es darum, wie das Nutzerverhalten nach dem Download der App ist. Ob die Nutzer die App etwa am Folgetag öffnen, ob sie Geld ausgeben, sich in der App registrieren oder ein bestimmtes Level erreichen, falls es sich um ein Spiel handelt.

Und wie könnt Ihr solche Nutzer liefern?

Wir sind seit vier Jahren am Markt und haben einen Berg an Daten, den unsere Technologie auswertet. Wenn wir eine neue Werbekampagne starten, dann wissen wir, welcher Werbekanal für die entsprechende App am sinnvollsten ist.

Ihr schaut also nach dem passenden Kanal für eine App und nicht speziell nach den Nutzern?

Der Nutzer als solcher interessiert uns nicht. Wir wissen beispielsweise nicht, welche Apps der Nutzer zuvor installiert hat und ob er deshalb besonders gut zu der von uns beworbenen App passt. Unsere Richtwerte beziehen sich tatsächlich nur auf den Werbekanal als solchen.

Wo schaltet Ihr diese Werbung?

Auf den verschiedensten Flächen, die uns auf Smartphones oder Tablets zur Verfügung stehen. Entweder in anderen Apps oder auf mobilen Webseiten. Diese Werbung kann dann ein Video sein oder ein ganz normale Banner.

Auf der Webseite werbt Ihr damit, dass Ihr auch mit Influencern zusammenarbeitet. Die hast Du gerade nicht erwähnt. Funktioniert das nicht so gut wie klassische Werbebanner?

Klassische Werbeanzeigen funktionieren am besten. Influencer bieten wir als Dienstleistung an, sie sind aber für uns aktuell keine Priorität.

Mit klassischen Werbeanzeigen meinst Du Werbebanner, also die kleinen Bildchen, die Nutzer auf ein Produkt aufmerksam machen sollen?

Genau. Das können aber auch Videos sein, weil man dem Nutzer dann schon in wenigen Sekunden zeigen kann, was ihn erwartet. Neben Bildern und Videos gibt es auch sogenannte Native Ads, das sind Anzeigen, die nicht wie eine Werbung aussehen, sondern speziell an den Nutzer gerichtet sind und inhaltlich zu dem passen, wo sich der Nutzer gerade befindet. Das kann etwa ein informativer Text sein, in den einfach das App-Logo der Werbung eingebaut wird.

Und mit dieser Werbung wollt Ihr ausschließlich erreichen, dass Nutzer eine App installieren?

Genau, wir werden pro Installation von unseren Kunden bezahlt. Die Höhe der Vergütung hängt aber auch beispielsweise davon ab, ob es sich etwa um Android oder iOS oder ein bestimmtes Land handelt.

Wie wächst der mobile Werbemarkt denn gerade? Auf dem Smartphone soll es ja schwerer sein, zu werben.

Der Markt wächst gerade im zweistelligen Bereich. Das Werbebudget lag 2016 bei 63 Milliarden Dollar. Und im nächsten Jahr wird das Budget im Mobile-Bereich das erste mal größer sein, als im Desktop-Bereich. Und selbst der ist schon größer, als alle Offline-Medien.

Ein Argument gegen die Werbung auf dem Smartphone ist der Formfaktor. Auf einen kleinen Bildschirm passen weniger Anzeigen.

Das ist richtig, aber das Smartphone ist ein Medium, das so personalisiert ist, wie kein anderes und zum anderen von zwei Milliarden Menschen genutzt wird. Es wird also immer genug Menschen geben, die über Werbung neue Apps installieren. Man kann natürlich darüber streiten, wie hoch die Attraktivität eines kleinen Bild-Banners ist. Daher wird auch immer mehr Geld für Videos ausgegeben. Das schöne an Mobile ist, dass man die Werbung direkt auf dem Gerät sieht, wo man die App auch herunterladen kann.

Dein Unternehmen wurde gerade für 8,6 Millionen Euro verkauft. Warum habt Ihr das gemacht?

Der Mobile-Advertising-Markt konsolidiert sich sehr stark. Wir wollten aber weiter wachsen. Es gibt dann entweder die Möglichkeit, sich einen Investor zu suchen, oder man sucht sich einen Partner aus der Branche, der bereits einen Vorsprung, eine Infrastruktur und das nötige Kleingeld hat, um das Wachstum zu finanzieren. Wir haben uns für OLAmobile entschieden, weil sie internationale Büros, viele Programmierer und ein komplementäres Geschäft haben.

Bleibt Euer Unternehmen nach der Übernahme autark?

Es bleibt autark, auch alle Marken bleiben bestehen. Wir werden nur Teil der OLAmobile-Gruppe, mit Sitz in Luxemburg. Der Markt ist groß genug, dass für alle Platz ist.

Und bist Du jetzt reich?

(lacht) Nein, noch nicht. Aber darum geht es auch nicht. Wir wollten eine Infrastruktur, die es uns erlaubt, unsere Umsätze in den nächsten fünf Jahren nochmal zu verfünffachen. 2016 haben wir 20 Millionen umgesetzt.

Bild: IconPeak