Gründerszene Chefredakteur Frank Schmiechen versucht sich als Haar-Model.

Ja, ich weiß. Es handelt sich hier um Produkte, die eher für Frauen gedacht sind. Das macht mir aber überhaupt nichts aus. Ich habe eine Schwäche für Alltagsgegenstände, die gut gemacht sind. Schön gestaltet, praktisch, funktional – so, dass man sie gerne in die Hand nimmt. Das macht aus der alltäglichen Routine ein kleines Highlight. Gerne gebe ich für Pflegemittel ein paar Euro mehr aus. Wahrscheinlich hat das psychologische Gründe. Das teure Aftershave muss doch besser sein als das No-Name-Produkt. Da können mir alle Tests gestohlen bleiben, die das Gegenteil gemessen haben.

Das Startup ikoo will sich nach eigener Aussage liebe- und hingebungsvoll um die Haarpflege seiner Kunden kümmern. Mit Bürsten und Pflegemitteln, die irgendwo im Preisbereich zwischen absolutem Luxus und einfacher Drogerieware liegen. Eine iKoo-Haarbürste kostet um die 25 Euro. Stylinggeräte, die glätten und pflegen sollen, liegen weit über der 100-Euro-Marke. Das leuchtet jetzt nicht im ersten Moment ein. Die Firma muss ihrer Sache schon sehr sicher sein. Das Startup schreibt über sein Ziel: „Neben innovativen Funktionen steht bei uns auch die Verarbeitung an vorderster Stelle – luxuriöse Produkte für jedes Budget. “ Ok. Das schau ich mir gerne mal an.

DAS GRÜNDERSZENE-RANKING

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Die Idee, ein Startup im Beautybereich zu gründen, lag nicht gerade auf der Hand. Der Vater von ikoo-Mitgründer Christopher von Hallwyl war lange Jahre im Bankgeschäft tätig und zunächst nicht sehr angetan von der Idee seines Sohnes. Christopher: „Meine Eltern haben mich für verrückt erklärt. “ Doch das hat sich längst erledigt. Denn für seine Firma arbeiten jetzt 36 Leute, dazu kommen noch 16 freie Außendienstmitarbeiter. Neue Produkte sind geplant und im kommenden Jahr vielleicht sogar eine neue Marke.

Mit seinem ersten Startup Shave-Lab sammelte Christopher von Hallwyl Erfahrungen in der Beautybranche. Das stachelte ihn an, dort weiter zu machen: „Es gibt in diesem Bereich wenig Innovation. Wir haben die Marktlücke gesehen. “ Er fragte sein Designteam, ob es eine neuartige Haarbürste entwickeln könne. Heraus kam eine Bürste, die sich in ihrer Form der Kopfhaut anpasst und durch ihre Innenwölbung beim Bürsten gleichzeitig die Kopfhaut massiert. Außerdem besitzt sie Lüftungsschlitze. Ikoo lässt seine Produkte in China und Korea produzieren.

Es sind keine Whitelabel-Produkte, auf die einfach ein Markenname geklebt wird. Beim Vertrieb über seine 16 Außendienstmitarbeiter und den Onlineshop hat ikoo vor allem den Endverbraucher im Blick. Aber auch Frisöre, die die ikoo-Produkte nutzen oder an ihre Kunden verkaufen, sind Adressaten. Christopher ist es wichtig, dass sein Startup ein bodenständiger Betrieb bleibt. Statt Kapital ist das Startup jetzt auf der Suche nach Know-how. Für kommende Aktivitäten. Außerdem möchte ikoo gerne Gründern bei der Umsetzung ihrer Ideen für den Beautybereich helfen. Christopher: „Wir haben das Wissen und die Erfahrung, um Fehler gerade in der Anfangsphase zu vermeiden. Dieses Wissen geben wir gerne weiter. “

Platz: 4

Wachstumsrate: 675%

Gründungsjahr: 2014

Kategorie: E-Commerce

Website: www.ikoo-brush.com

Und die Produkte von ikoo? Schon die Verpackung ist stylish. In den Blechkisten könnten auch teure Schreibgeräte oder kleinere Elektrogeräte verpackt sein. Viel zu schade, um sie wegzuwerfen. Die kleinen Bürsten sehen aus wie eine Computermaus. Sie sollen auch verstrubbeltes Haar problemlos in Ordnung bringen. Das klappt bei einer Versuchsperson mit notorisch verknotetem Haar ziemlich gut. Ob auch meine „Energiemeridiane massiert“ werden, wie die Werbung verspricht, und mich diese Massage ausruhen lässt und „Falten minimiert“? Da bin ich dann doch etwas skeptisch. Die größeren „Paddle“-Bürsten fühlen sich gut an und liegen sehr gut in der Hand. Die größere Variante empfinde ich als viel zu groß. Man hat das Gefühl, eine Brat­pfanne in der Hand zu halten. Vielleicht ist das eher etwas für Frauen mit sehr langen Haaren. Das etwas kleinere Modell gefällt mir gut. Die Rundung passt sich gut der Kopfform an.

Den E-Styler überlasse ich einer Freundin, die sich ein paar Tage damit beschäftigt. So richtig zufrieden ist sie nicht. Versprochen wird, dass auch dünnere Haare damit schnell und einfach in Form gebracht werden können. Das ist bei ihr nicht der Fall: „Meine Haare fallen da einfach durch. Diese Keramik-Platten stehen einfach zu weit auseinander.“ Aber das ist natürlich nur eine Einzelmeinung. Die Wachstumszahlen von ikoo zeigen, dass es sehr viele zufriedene Kunden geben muss.

Bild: Chris Marxen | Headshots-Berlin.de