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Die Index-Ventures-Familie

Wer kennt wen? Mit einem zweiten Blick auf die Startup-Gründer und ihre Investoren wird schnell deutlich: Netzwerke sind der Weg zum Investor. Gründerszene sprach mit Index-Ventures-Partner Mike Volpi in San Francisco über das Beziehungsgeflecht in der Startup-Szene, SoundCloud als Magnet der Berliner Startupszene und seinen Weg zu Index Ventures (www.indexventures.com).

Index Ventures startete vor 16 Jahren. In Genf in der Schweiz wurde die Investmentfirma von Neil Rimer, Giuseppe Zocco und David Rimer gegründet. Eigentlich beginnt bereits hier die Geschichte des Beziehungsgeflechts – David und Neil sind Brüder. In den darauffolgenden Jahren stieg Index zur Größe unter den Venture-Capital-Unternehmen auf.

Mittlerweile investierte Index Ventures bereits in über 150 Startups innerhalb Europas und den USA, Seed-Investments ausgenommen. Als Gründerszene Mike Volpi in San Francisco trifft, erzählt er, er glaube fest daran, es habe noch kein einziges Investment in all den Jahren gegeben, das ohne einen Kontakt gemacht wurde, zumindest nicht unter seinen.

Seine Empfehlung an Gründer: „Der beste Weg, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen, ist jemanden zu finden, der uns kennt. Entrepreneure sollten miteinander reden.“ Im Investmentbereich seien die Netzwerke entscheidend. Gründer, die empfohlen wurden, hätten es einfach leichter. Index, das sei so etwas wie eine Familie. Die Firmenperformance sei wichtiger als die von einzelnen Personen, der Fokus liege darauf, Firmen zu bauen, und nicht in bloßen Investments, erklärt Volpi.

Mike Volpi: „Meine Beschränkung ist die Zeit.“

Wenn man das Index-Büro in San Francisco betritt, wirkt es kalt. Weiße Wände, kahle Tische, graue Stühle, sterile Sauberkeit. Doch die Begrüßung ist herzlich, man macht Späße untereinander. Auch Mike Volpis Hemd ist weiß. Doch der Index-Partner hat sich sein charmantes italienisches Lächeln behalten, er trinkt Espresso. Und während des Gesprächs beantwortet er drei Mal das Telefon. Einmal ruft eines seiner Kinder an, zweimal sind es Gründer, die er betreut. Mit kleinen Erfolgsgeschichten, die sie mit ihm teilen wollen. Immer wieder habe ich auch von Berliner Gründern aus dem Index-Portfolio gehört, dass Index als enger Partner fungiere.

Bei Index Ventures ist Mike Volpi einer von knapp 30 Teammitgliedern. „Umso agiler das Netzwerk ist, desto schneller können wir Entscheidungen treffen. Auch die Investments sollten eine bestimmte Anzahl nicht übersteigen. Meine größte Beschränkung ist die Zeit“, sagt Volpi im Gespräch.

Index Ventures gehört zu den Branchengrößen

Index Ventures ist einer der größten Venture-Capitalists Europas. Der VC will unternehmerische Spitzenteams vor allem aus den Bereichen der Informationstechnologien sowie Biowissenschaften dabei unterstützen, ihre Firmen in eine weltweit marktbestimmende Führungsposition zu bringen. Damit hatte Index schon häufig Erfolg.

Zu den Investments gehören unter anderem Investments in Open-Source-Softwares wie MySQL, Zend (www.zend.com) und Pentaho (www.pentaho.com); Breitband und Voice-over-IP-Anbieter wie Virata (www.virata.com), Skype (www.skype.com) oder Fon (www.fon.com); Internet-Services wie DropBox (www.dropbox.com), Path (www.path.com) oder Netvibes (www.netvibes.com); und Life-Sciences-Unternehmen wie Genmab (www.genmab.com).

Im November 2011 stellte Index Ventures seinen bisher größten Fonds auf. 500 Millionen Euro sammelte das Investmentvehikel in einem Fonds, um weitere Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial finanziell zu unterstützen. Nach dem 400-Millionen-Euro-Topf im Jahr 2008 ist dieser bereits der zweite Wachstumsfonds des VCs und der größte seiner bisherigen Fonds insgesamt. Er soll für Kapitalinvestitionen von jeweils zwischen zehn und 50 Millionen Euro in Unternehmen zur Verfügung stehen, die in kurzer Zeit bereits ein starkes Wachstum erreicht haben und ein hohes Erfolgspotential aufweisen, aber noch nicht bereit für einen Börsengang sind. Zuletzt schloss Index im März 2012 mit Johnson & Johnson and GSK einen neuen Fonds für Life-Science-Investments in der Größe von 150 Millionen Euro.

Index Ventures setzt auf Deutschland

Deutschland hat es Index nun bereits etwas länger angetan. Doch jede Geschichte beginnt irgendwo einmal, auch die der Index-Investments in Deutschland. Bereits 1997 gelang Index Ventures der Exit beim deutschen Unternehmen SCM Microsystems. Doch Mike Volpi erklärt im Gespräch noch einen anderen Zusammenhang für Index‘ neue Liebe zu Deutschland: Marco Boerries.

„Marco Boerries lenkte unser Interesse wieder nach Deutschland“, sagt Volpi. Kein Wunder. Gilt Boerries doch geradezu als Genie. Mit 16 schmiss er die Schule und gründete. Seine Erfolgsgeschichte beginnt vor über 25 Jahren, damals entwickelt er Software, 1985 begann er in Lüneburg mit StarWriter (später OpenOffice). In den erfolgreichsten Jahren lief die Software auf einem Viertel der deutschen PCs. 1999 verkaufte er das Unternehmen hinter der Software, StarDivision, an den US-Konzern Sun, bekam Aktien im Wert von zwischen 59 und 70 Millionen US-Dollar. Boerries wurde oftmals bereits als der deutsche Bill Gates bezeichnet. Das scheint Index begeistert zu haben.

Und an Marco Boerries neuestem Streich NumberFour (www.numberfour.eu) ist Index deshalb auch beteiligt. NumberFour gehörte im Juli 2010 zu den ersten neuen Investments einer Investmentserie in Berlin. Auf NumberFour folgten die Berliner Startups SoundCloud (soundcloud.com) im November 2010,  Readmill (www.readmill.com) im März 2011, Amen (www.amenhq.com) im Juni 2011 und Gidsy (www.gidsy.com) im Januar 2012.

SoundCloud als Startup-Magnet?

Mittlerweile hat Index Ventures gleich an dieser ganzen Reihe Berliner Startups Gefallen gefunden und sie alle verstehen sich prächtig miteinander, auf Events sieht man die Startups, in die Index investiert ist, nicht selten gemeinsam.

Über den SoundCloud-Co-Founder Alexander Ljung seien, so Mike Volpi, zahlreiche weitere Kontakte zustande gekommen, unter ihnen der Kontakt zu Amen rund um Felix Petersen, Henrik Berggrens Readmill und der Gründung von  Edial und Floris Dekker, Gidsy.

Und immer noch, so verrät Mike Volpi, pitchen zahlreiche Teams, vor allem in Berlin, um die Gunst von Index. „Alex und Eric von SoundCloud sind ein Berliner Magnet für Startups geworden“, sagt Volpi.

Index‘ Startups unterstützen sich

Eine weitere interessante Entwicklung für das Berliner Ökosystem: Immer mehr Gründer investieren ihr Geld selbst in andere Startups. Die Riege der Index Ventures finanzierten Startups macht das nicht selten sogar gemeinsam. Zuletzt investierten unter anderem die SoundCloud-Macher und Felix Petersen in das Berliner Startup Loopc.am (www.loopc.am). SoundCloud, Amen und Gidsy haben zudem auch alle den Ashton-Kutcher-Bonus. Doch das Beziehungsgeflecht ist noch enger. „Wir reden alle viel miteinander und unterstützen uns gegenseitig“, erklärt mir Henrik Berggren im Gespräch.

Die Berliner Startups, in die Index investierte, gehören zu einer Gruppe internationaler Startups, die untereinander über verschiedene Verbindungen stark vernetzt sind. So investierten vor einigen Monaten beispielsweise die SoundCloud-Gründer in Readmill, Amen-Gründer Felix Petersen unterstützt Gidsy mit seiner Expertise und teilt sich ein Büro mit Readmill, Business-Angel Peter Read hat bereits in einige Startups aus der Riege investiert, unter diesen Readmill und Gidsy, auch Christophe Maire steckt gleich in einigen Startups mit drin, unter diesen Amen, SoundCloud und Gidsy. Das Netzwerk ist also dicht und vernetzt.

„Ich denke, für eine Handvoll Unternehmen wie Amen, Readmill, Gidsy, SoundCloud und Etsy ist es fruchtbar, eng zusammenzuarbeiten und Investitionen zu verbinden. Das ist gut für ein Zusammenwachsen in Berlin und das Wachstum des gesamten Ökosystems in der Hauptsadt“, sagte Amen-Gründer Felix Petersen vor einigen Monaten gegenüber Gründerszene.

Mike Volpi stieß über Beziehungen zu Index

Ähnlich wie mit den Investments hält es Index wohl auch mit seinen Partnern. Auch Mike Volpi stieß über ein Beziehungsgeflecht zu Index Ventures. Er wuchs dreisprachig auf. Geboren wurde er 1966 in Mailand, in Japan ging er zu Schule, 1984 verschlug es ihn in die USA und er studierte in Stanford – an der Universität des Ortes, an den es ihn über Umwege mit Index nun wieder verschlug.

Seine Karriere begann Volpi bei Hewlett Packard im Jahr 1989. 1994 ging er zu Cisco. In sieben Jahren war er bei Cisco mit seinem Team für über 70 Firmenübernahmen mitverantwortlich. 2007 versuchte er sich dann selbst als CEO, zwei Jahre lang war er CEO des Internet-TV-Services Joost (www.joost.com), einer Firma, die von den Skype-Gründern Niklas Zennström und Janus Friis gegründet wurde. 2009 wechselte er dann zu Index und arbeitete zunächst für das Londoner Office, 2011 zog er das Büro in San Francisco mit hoch.

Den Index-Gründer Giuseppe Zocco kennt er bereits aus seiner Schulzeit. Im Office in San Francisco ist sein Partner nun Danny Rimer, der 2002 zu Index stieß und der der Bruder des Index-Gründers Neil Rimer ist.

Nähe ist ein entscheidender Erfolgsfaktor

Nähe sei ein entscheider Faktor für Erfolg. Neben seinen Sitzen in London, Genf und Jersey unterhält Index Ventures deshalb seit September das Büro in San Francisco, erklärt Index-Partner Mike Volpi gegenüber Gründerszene. Index unterstütze seine Portfolio-Unternehmen nicht ausschließlich mit Kapital, so Volpi, viel mehr ginge es um Netzwerke, Kontakte und simple Dinge wie Visa, Büroräume, Kooperationen und Mitarbeiter. Dinge, die nur richtig bereit gestellt werden könnten, wenn man vor Ort aktiv sei, erklärt Volpi.

„Index stellt eine Brücke zwischen Europa und den USA zur Verfügung. Wir offerieren ein Denken aus dem Silicon Valley, aber einen internationalen Blick. Die Bestrebungen der Firmen, die wir entwickeln, sind wie bei SoundCloud fast immer international“, so Volpi.

Doch Nähe ist für Index nicht nur örtlich gemeint, sondern bezieht sich insbesondere auf das Netzwerk der Zusammenarbeit, das Beziehungsgeflecht. Gerade das enge Beziehungsgeflecht ist wohl ein entscheidener Faktor dafür, dass Index zu einem der begehrtesten Investoren in der Startupszene wurde. Schließlich müssen nicht nur Startups beim Investor richtig pitchen, sondern auch die Investoren bei den Startups.

Wenn Mike Volpi spricht, wird deutlich, dass neben den richtigen Zahlen und Erfolgsaussichten auch das richtige Gefühl beim Entrepreneur die Entscheidung für das Investment mit beeinflusst. Volpi liebt alle seine Investments. Fast wie eine Familie.