Ja. Sehr gut erkannt. Diese Tasche ist nicht zufällig im Bild.

Buzzbird will zur führenden Influencer-Marketing-Software werden. Nicht nur in Deutschland. Wir haben uns mit Klaus Breyer und Felix Hummel, selbst ehemaliger YouTuber, unterhalten. Die zwei leiten gemeinsam mit dem TV-Moderator Andreas Türck die Geschäfte. Vor einigen Wochen hat ProSiebenSat.1 42 Prozent des Startups übernommen.

Wie ist ProSiebenSat.1 auf euch gekommen?

Klaus Breyer: Wir sind auf die zugegangen. Wir haben gesehen, dass sich der Influencer-Markt schneller entwickelt als wir dachten. Noch schneller. Und dann brauchten wir einen Partner, der uns unterstützen kann.

Nur mit Geld?

Klaus: Auch. Aber wir haben uns bewusst für einen strategischen Partner entschieden. Wir haben auch mit Venture-Capital-Firmen gesprochen, aber ProSiebenSat.1 war mit seinem medialen Background und vor allem mit Studio 71 im Portfolio einfach der richtige Partner.

Ihr seid die Tech-Variante des Influencer-Marketings, oder?

Klaus: Die ultimative Vision von uns ist, dass man Influencer so einfach buchen kann wie man Anzeigen schaltet. Du kennst deine Zielgruppe, du weißt, wen du erreichen möchtest. Wir wissen, welche Zielgruppen die Influencer haben, weil wir den Zugriff auf die Daten haben. Sie geben uns ihre YouTube-Analytics, ihre Facebook-Insights frei. So wissen wir genau, welche Leute die Influencer erreichen. Und so kann man genaues Targeting über uns machen.

Felix Hummel: Die Zeiten sind vorbei, in denen Marken nur mit einem Influencer zusammenarbeiten wollten. Als ich früher noch selber Influencer war, hat zum Beispiel Sony noch fünf Leute persönlich eingeladen. Einen pro Land. Mittlerweile wollen die fünf Influencer aus einer Stadt. Da ist es vorbei mit persönlichem Casting.

Diese Art von Marketing ist doch überhaupt nicht mehr sexy, oder?

Felix: Genau das Gegenteil! Der Sexappeal fängt gerade erst richtig an. Okay, es wurde gerade eine Sau durchs Dorf getrieben. Auch medial. Das Thema hat sich etabliert. Aber wir erleben gerade, wie erfolgreich mit diesem Instrument gearbeitet werden kann.

Klaus: Ich habe 2010 eine Markenagentur gegründet: Buddybrand. Damals ergab sich ein ähnliches Bild. 2010 begann der Facebook-Hype. Wir haben der kompletten Agentur- und Markenlandschaft Facebook erklärt. Dann haben Baukastenanbieter das Geschäft übernommen. Und so ähnlich ist das jetzt auch beim Influencer-Marketing. Es gibt ein paar Plattformen, viele Freelancer und noch mehr kleine Agenturen. Wir wissen, der Markt muss reifen. Man muss die Kunden an die Hand nehmen, um zu zeigen, wie Influencer zu buchen sind. Wir sind gerade erst am Anfang.

Wir erklärt man denn den Kunden, dass sie Influencer-Marketing brauchen?

Felix: Du brauchst nicht unbedingt Influencer. Ich würde immer erstmal fragen, was eigentlich die Bedürfnisse des Kunden sind. Wo wollen sie hin? Soll eine Marke aufgebaut werden? Das kann mit Influencern sehr gut funktionieren. Am Anfang steht ein gutes Briefing. Dann wählt man die richtigen Personen mit den richtigen KPIs aus. Wie im klassischen Marketing.

Sind Influencer der beste Schlüssel, um in sozialen Netzwerken bekannt zu werden?

Felix: Es ist einfach ein ernsthafter Bestandteil des Marketing-Mixes. Nicht mehr wegzudenken. Aber sie sind nicht für alles eine Lösung.

Angenommen ich brauche auf Facebook mehr Fans…

Felix: Ich würde erstmal fragen, ob Facebook überhaupt das beste Netzwerk ist. Vielleicht sind Likes gar nicht mehr die richtige Währung. Es könnte ja eher die Verweildauer auf deinen Seiten sein. Du kannst mit Influencern natürlich Reichweite bei Facebook aufbauen. Klar. Aber ich würde am Anfang immer einen Schritt zurückgehen.

Wie wichtig ist es für Marken, Follower und Fans in den Netzwerken zu haben?

Klaus: Wenn man Reichweite benötigt, weil man Content besitzt, ist es bestimmt eine gute Idee, auf Facebook unterwegs zu sein. Aber ist es wirklich wichtig für einen Süßigkeitenhersteller, seine Inhalte auf Facebook zu posten? Das könnte man durchaus hinterfragen. Vielleicht lässt man lieber andere Leute über sich erzählen.

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Was muss man tun, damit eine Marke interessant wird?

Felix: Du kannst eine Nachfrage über Influencer künstlich erschaffen. Wie beim Fidget Spinner, der ja eigentlich keinen Inhalt hat. Das wurde mit Social Media groß gemacht. Einen Hype kann man gut online erschaffen.

Aber wie funktioniert das?

Felix: Es gibt unterschiedlichste Mechanismen. Bei meinem YouTube-Kanal bin ich sehr analytisch herangegangen und habe mich gefragt: Was sind die Keywords, die am meisten gesucht werden? Meinen Viralhit „How german sounds compared to other languages“ – mit Millionen Views – habe ich konzipiert, weil ich wusste, dass Menschen oft nach der deutschen Sprache suchen und das Thema unterhaltsam finden. Genauso analytisch kannst du auch als Marke vorgehen. Oder du nimmst einen Influencer, der begeistert dein Produkt präsentiert. Es gibt nicht den einzigen Weg, der für alle richtig ist.

Aber wie soll der richtige Weg automatisch auf eurer Plattform gefunden werden?

Klaus: Das ist unsere Herausforderung – im Markt die richtigen Formate zu schaffen. Früher wurden Werbebanner aufwändig per Hand in eine Website eingebaut. Später kamen Adserver und Google. Erst dann lief alles automatisch. Wir müssen jetzt auch im Influencer-Bereich gewissen Standards und Formate etablieren.

Ihr wollt konfektionieren.

Klaus: Ja. Sonst skaliert das nicht. Wir haben Standardformate für die verschiedenen Plattformen entwickelt. Dann können sich die Marketingleute das besser vorstellen und haben mehr Vertrauen in unsere Influencer.

Macht ihr nicht gerade den Job, den eigentlich Werbeagenturen machen müssten?

Felix: Ich würde das gar nicht vergleichen. Wir sind ja auch Werber und wollen, dass unsere Kunden zufrieden sind.

Wie viele Leute sind bei euch angemeldet?

Felix: Wir haben aktuell mehr als 6.500 Influencer, das sind mehr als eine Milliarde buchbare Kontakte im Monat. Das wächst täglich. Auf Werberseite haben wir um die 100 Kampagnen live, auf die sich die Influencer bewerben können. Insgesamt haben wir mit 500 Kunden zusammengearbeitet.

Wie funktioniert die Plattform?

Felix: Um es plakativ zu beschreiben: Es funktioniert wie Tinder für Influencer-Marketing. Erst wenn beide Seiten Lust aufeinander haben, stellen wir den Kontakt her. Und dann fließen erst die ganzen Daten. Früher sind da hunderte Mails hin- und hergeschickt worden, bevor ein Deal zustande kam.

Was sind eure nächsten Ziele?

Klaus: Wir wollen das Team verstärken. Derzeit haben wir acht Mitarbeiter. Außerdem sind wir gerade in ein neues Büro gezogen und müssen erstmal die Kisten auspacken.

Felix: Und wir wollen im kommenden Jahr in mindestens zwei europäische Märkte gehen. Die USA sind natürlich interessant. Es gibt ja hin und wieder deutsche Firmen, die es in den Staaten schaffen. Wir fänden es ganz gut, wenn wir eine davon wären.

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