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Webbasiertes Arbeiten im Fokus

Nach ihrem Debüt im vergangenen Mai geht die tools-Messe im Frühsommer 2015 in die zweite Runde. Geplant wird mit 100 Ausstellern, 20 „Rising Stars“ und etwa 15 „Success Stories“ – Entwickler webbasierter Business-Anwendungen, die sich Entscheidern aus den Bereichen Management und Operations, Finance und Controlling, Sales und Marketing, Logistics und Support sowie Product und IT präsentieren wollen.

Am 16. und 17. Juni in Berlin mit von der Partie werden unter anderem die Startups Crowd Guru, Insecia, Webeffects und Signavio sein. Wir haben dieser kleinen Teilnehmer-Auswahl auf den Zahn gefühlt: An wen richten sich die Lösungen? Welche Ziele verfolgen die Macher – und womit verdienen sie ihr Geld? Die Antworten in vier Kurzporträts.

Crowd Guru – Hort der digitalen Mikro-Jobber

Crowd GuruGerade in Startups fällt oft Arbeit an, die zwar getan werden muss, mit dem eigentlichen Kerngeschäft aber nichts zu tun hat – und dazu noch lästig ist. Crowd Guru delegiert die ungeliebten Aufgaben an die Crowd weiter. Dazu werden die anfallenden Daten und Anforderungen gescreent, das Crowd-Guru-Projektmanagement zerstückelt den Auftrag dann in „Micro-Jobs“. Daraufhin machen sich die „Gurus“, also freie Texter, Rechercheure und Datenbereiniger an die Arbeit. Sie erstellen etwa Produktbeschreibungen oder durchforsten das Netz nach bestimmten Informationen.

„Wenn ein Unternehmen beispielsweise Versicherungen verkaufen will, dann braucht es aktuelle Vertriebsdaten“, führt Crowd-Guru-Sprecher Jonas Schmutzler aus, „Name des Ansprechpartners, E-Mail-Adresse, Alter und Geschlecht: All das sind Informationen, die man relativ leicht herausfinden kann. Allerdings unter hohem Zeitaufwand.“ Statt die Arbeit selbst zu erledigen, brummen Unternehmen sie also einem Freiberufler-Netzwerk auf.

Eigenen Angaben zufolge zählt Crowd Guru 25.000 registrierte „Micro-Jobber“, der harte Kern ist mit rund 1.800 regelmäßig Aktiven deutlich kleiner. Als Arbeitsgrundlage dient das hauseigene, Browser-basierte Management-Tool, in das sich die Micro-Jobber einloggen können und über das sie sehen, welche Tasks verfügbar sind. Schmutzler bekräftigt, dass die bearbeiteten Datensätze und Texte noch einmal von einem Qualitätsmanager begutachtet würden, bevor sie zum Auftraggeber zurückgingen. Größter internationaler Konkurrent von Crowd Guru dürfte der Microtasking-Dienst Clickworker sein.

Insecia – Konfigurierbarer Software-Baukasten

InseciaInsecia aus Potsdam versteht sich als Full-Service-Internetdienstleister für Einrichtungen und Geschäfte, die sich auch im Netz einen Namen machen wollen. Im Mittelpunkt steht ein Content Management System (CMS). Seit dem Start des Software-Dienstleisters im November 2011 sind weitere Lösungen hinzugekommen, eine voll verschlüsselte, Cloud-basierte Dokumentenablage im Dropbox-Stil zum Beispiel oder ein Reservierungs- und Buchungssystem. Auch eine Onlineshop-Software wird angeboten, allerdings, wie Geschäftsführer Christof Heinzel einräumt, in erster Linie für kleinere Geschäfte. Für solche Kleinunternehmen stünden prinzipiell Standardprojekte mit vorgefertigten „Mini-Layouts“ bereit, größere Betriebe könnten individuelle Datenstrukturen konfigurieren und damit individuelle Eingabemasken, Bildergalerien oder Mediatheken umsetzen. „Wir sind auf Auftraggeber spezialisiert, die freie und hoch individualisierte Online-Auftritte wünschen“, so Heinzel.

Insecia sei eine Art Zwitter: auf der einen Seite Software-Dienstleister, auf der anderen Seite im Agentur-Geschäft tätig – mit persönlicher Beratung und Layout-Option. Dieser Teil soll in Zukunft aber in den Hintergrund rücken: „Wir wollen uns stärker auf unseren eigentlichen Kern, die Software, konzentrieren“, sagt Heinzel. „Dazu würden wir diese Agenturleistungen gern an externe Partner abgeben.“

Webeffects – Traffic-Analyse von TV-Spots

SpoteffectsAmorelie, Zalando, Lieferheld: Viele Internet-Unternehmen buhlen inzwischen, ganz klassisch, im Fernsehen um die Gunst der Konsumenten. Das hat auch die Münchener Webeffects GmbH erkannt – und bringt TV-Werbe-Analysen für Online-Händler zurück ins Netz. Die Auswertungssoftware Spoteffects untersucht dazu, wie hoch die Ausbeute an Seitenbesuchen und Conversions pro Werbeausstrahlung ist und misst so die unmittelbare Wirkung von TV-Werbung auf Webseiten. Die Grundannahme: Immer mehr Zuschauer schauen nicht mehr einfach nur Fernsehen, sondern nutzen nebenbei auch Smartphone, Tablet oder Laptop. Ein Algorithmus führt bei Spoteffects Sende- und Webtracking-Daten zusammen, was eine Zuordnung von Ausstrahlung und Visit- beziehungsweise Conversion-Zahl ermöglichen soll. Mit dem Instrument will Webeffects Werbetreibenden aus dem E-Commerce bei der Optimierung von TV-Kampagnen helfen und sie so bei der Mediaplanung unterstützen. Allerdings können nur sofortige Seiten-Zugriffe als werbegetrieben identifiziert werden. Weitere Parameter wie Markenbindung oder spätere Erst-Aufrufe werden nicht erfasst.

Vor gut einem Jahr sprach Gründerszene erstmals mit Gründer Jasper Sasse über dessen Geschäftsidee. Seitdem hat sich, wie er heute sagt, einiges getan: So sei etwa der Umsatz von damals 2.000 Euro auf zuletzt 30.000 Euro im Monat gewachsen. Es habe auch zwei interne Finanzierungsrunden gegeben, ein weiterer externer Geldgeber sei hinzugekommen. Portale wie HolidayCheck.de oder BlaBlaCar nutzten den Dienst bereits, um ihre Werbewirksamkeit zu messen. „Ende 2013 waren wir mit drei, vier zahlenden Kunden noch ein Startup im engeren Sinne – ohne zu wissen, ob wir mit dem, was wir machen, eines Tages Erfolg haben werden“, bekennt der Gründer. Im dritten Quartal 2015 wird das Unternehmen laut Sasse nun erstmals schwarze Zahlen schreiben.

Signavio – BPM auch ohne Vorkenntnisse

SignavioDas B2B-Softwareunternehmen Signavio entwickelt Lösungen zur Modellierung von Geschäftsprozessen. Kern des Business-Process-Ansatzes (BPM) ist der „Signavio Process Editor“, ein Instrument, mit dem Betriebe Arbeitsabläufe analysieren und umgestalten oder erstellen können, etwa, wenn ein Fachbereich mit der IT an einem gemeinsamen Projekt arbeitet. Der Editor soll dabei die fachliche Abstimmung der Prozesse ermöglichen, um alle Mitarbeiter an der Ausarbeitung eines Schemas zu beteiligen. Im sogenannten Collaboration-Portal können Mitarbeiter von allen Standorten auf das finale Organigramm zugreifen.

Ein direkter Wettbewerber ist das BPM-Tool Aris der Darmstädter Software AG, das bereits in den Neunzigern auf den Markt kam, anfangs aber noch nicht webbasiert war. Als Signavios Alleinstellungsmerkmal gibt Sprecherin Katharina Clauberg neben dem Cloud-Fokus und der kollaborativen Ausrichtung vor allem eine „hervorragende“ Usability an. Außerdem lege man großen Wert darauf, seine Software so intuitiv wie möglich zu gestalten, sodass sie unabhängig vom Kenntnisstand von jedem Mitarbeiter bedient werden könne. Signavio unterhält Niederlassungen in Berlin, Kalifornien und Singapur und ist aus einem Projekt des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts hervorgegangen. Zuletzt machte das Berliner Unternehmen mit der Finanzierung des BPM-Anbieters Effektif von sich reden.

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