Ein Beitrag von Martin Gardt, Redakteur bei OnlineMarketingRockstars.de.

Kann man als Publisher bei Instagram Geld verdienen? Bisher ist das vor allem Influencern gelungen: Modeblogger und andere Sternchen machen mit Schleichwerbung für Fitnessprogramme und gesunden Tee viel Geld. Doch immer, wenn ein neues großes Ökosystem entsteht, kommen schlaue Affiliates und versuchen ein eigenes Business aufzubauen. Bei Instagram beginnt das gerade erst.

Die Entwicklung ist bereits von Facebook bekannt. Aus einem sozialen Netzwerk, in dem man vor allem Bilder und Status-Updates von Freunden sehen konnte, wurde schnell ein Medien-Hub. Das nutzten viele Publisher, um mit „viralen“ Posts Fans zu sammeln. Die kann man dann über Links zu den eigenen Seiten oder zu Partnern leiten und so mit der Reichweite verdienen.

Aber das Geschäft ist schwierig geworden. Die organische Reichweite sinkt, auch, weil Facebook mit seinem Algorithmus den Newsfeed der Nutzer bestimmt. Bei Instagram dagegen ist der Feed noch nicht fremdbestimmt gefiltert. Deshalb scheint es, als würden Facebook-Publisher weiterziehen, um bei Instagram ihr Geschäftsmodell weiterzuführen. Dort häufen sich in letzter Zeit Accounts, die die gleiche Strategie verfolgen wie erfolgreiche Facebook-Publisher: Sie teilen witzige Beiträge für 14- bis 24-Jährige, um viele Follower zu gewinnen.

Eines dieser Instagram-Profile ist „Megachats“ mit 450.000 Followern. Die über 400 Beiträge bestehen vor allem aus Screenshots von Whatsapp-Chats, die leidlich witzig sind – aber offenbar perfekt bei der Zielgruppe funktionieren. Das Wachstum des Accounts ist beeindruckend: In den letzten 30 Tagen gewann Megachats laut dem Analysetool Socialblade über 60.000 Follower. Pro Tag kommen zwischen 1.500 und 3.000 Fans dazu. Es scheint, als betreibe der- oder diejenige hinter Megachats noch weitere Instagram-Kanäle und käme insgesamt so auf über 1,8 Millionen Follower.

Ein Link pro Tag reicht

Wie kann Affiliate auf einer Plattform funktionieren, auf der Links in Posts und Kommentaren nicht auftauchen? Megachats nutzt einen Workaround: Einer der wenigen Orte, an denen Links auf Instagram eingefügt werden können, ist die Profilbeschreibung. Megachats packt also den Affiliate-Link neben das Profilfoto und weist seine Follower über ein Werbeposting darauf hin. Dort steht dann so etwas: „Die perfekte Spiele-App gegen Langeweile! Link zur App in meiner Bio!“ Klicken Nutzer dann auf den Link, landen sie in einem App-Store. Bei unseren Recherchen waren das unter anderem die Musik-App Deezer oder Spiele wie „Panda Pop – Bubble Shooter“ und „Cookie Jam“.

Der tägliche Beitrag mit dem Hinweis auf den Affiliate-Link bei Megachats.
Der tägliche Beitrag mit dem Hinweis auf den Affiliate-Link bei Megachats. Der tägliche Beitrag mit dem Hinweis auf den Affiliate-Link bei Megachats.

Da Megachats häufig den Link-Verkürzer von Google nutzt, konnten wir einen Blick auf die Klickzahlen werfen. Denn der Account-Betreiber hat vergessen, die Statistik für die Öffentlichkeit zu sperren. Das Hinzufügen des Befehls #analytics in die URL genügt, um Zugriff auf die Daten zu erhalten. Das Ergebnis: An guten Tagen klicken gut und gerne 4.000 Follower auf den Affiliate-Link, an sehr guten auch mal 20.000.

Besonders das Versprechen von kostenloser Musik scheint viele anzuziehen, den Deezer-Link klicken deutlich mehr Nutzer an als Links zu den Spiele-Apps. Megachat nutzt als Affiliate-Netzwerk den recht neuen Player Sharepop. Das Unternehmen wurde erst 2014 gegründet und firmiert unter dem Dach der SADH Internet GmbH, bei der Tim Koschella, Co-Founder des Erfolgs-Startups Hitfox, Managing Director ist. Sharepop bietet Influencern auf Facebook, Youtube, Twitter und Instagram eine Affiliate-Lösung an. Megachats bekommt für jede Installation einen Betrag zwischen einem und fünf Euro, je nach beworbener App. Ausgezahlt wird erst einmal in virtuellen „Coins“ (100 Coins sind ein Euro), ab 5.000 Coins (50 Euro) können sich die Affiliates das Geld über Paypal auszahlen lassen.

Ein Affiliate-Link von Megachats sammelte über 20.000 Klicks.
Ein Affiliate-Link von Megachats sammelte über 20.000 Klicks. Ein Affiliate-Link von Megachats sammelte über 20.000 Klicks.

Mit vielen Kanälen zum gleichen Ziel

Gehen wir einmal von einem starken Tag mit 15.000 Klicks aus: Installiert nur ein Prozent derjenigen, die geklickt haben, auch die App, kommt Megachats auf 150 vermittelte Installationen und damit auf einen Tagesverdienst von knapp über 330 Euro bei dem Spiel „Panda Pop“ (es gibt 223 Coins also 2,23 Euro pro Installation von Sharepop).

Neben Megachats setzen die Accounts Jungsfakten, Chatdiss, Jokerfact und Funnybruder auf das Affiliate-Prinzip. Insgesamt kommen die Accounts wie oben beschrieben auf 1,8 Millionen Follower bei Instagram. Den jeweils hunderttausenden Fans werden auf jedem Kanal immer wieder die Partner-Accounts vorgeschlagen, damit die noch weiter wachsen. Dabei heißt das nicht unbedingt, dass alle Kanäle von der gleichen Person betrieben werden. Von Facebook-Experten hören wir immer wieder, dass sich erfolgreiche Fan-Seiten gegenseitig empfehlen und Anteile am Umsatz der anderen bekommen.

Angebotene Sharepop-Kampagnen: Durchschnittlich zwei Euro gibt es für einen Install.
Angebotene Sharepop-Kampagnen: Durchschnittlich zwei Euro gibt es für einen Install. Angebotene Sharepop-Kampagnen: Durchschnittlich zwei Euro gibt es für eine Installation.

Instagram verändert sich momentan entscheidend. Facebook hat selbst die Werbevermarktung für das Fotonetzwerk gestartet. Der große Vorteil für Werbekunden: Sie können ihre Beiträge mit Links versehen und so Reichweite auf die eigenen Angebote leiten. Die Verdienstmöglichkeiten für Instagram sind enorm: Derzeit verzeichnet das Netzwerk 400 Millionen monatlich aktive Nutzer und erwartetet einen Anzeigenumsatz von etwa 600 Millionen US-Dollar im Jahr 2015, der im nächsten Jahr auf über 1,5 Milliarden steigen soll.

Wird Instagram es also noch lange zulassen, dass andere auf der Plattform Geld verdienen, ohne dass Facebook einen Teil davon bekommt? Es könnte sein, dass das Affiliate-Modell eine Zeit lang erfolgreich ist und dann wieder verschwindet, wie bereits häufiger geschehen. Die ersten Goldgräber stört diese Aussicht erst einmal nicht.

 Dieser Artikel erschien zuerst bei OMR.com.

Titelbild: Gründerszene