Richtig gute Fotos gibt es auch auf Instagram. Wie dieses hier von Jens Karlsson aus New York.

Im Grunde sind sich ja alle einig. Mobil muss es sein. Und schnell. Und vor allem aus Fotos oder bewegten Bildern und nur wenig Text bestehen. Außerdem sollte man Nachrichtenangebote heute ganz schnell mit einem Klick in den Sozialen Netzwerken teilen können. Klar. Vor allem, wenn man an die junge Kundschaft heran will. Aber so richtig umgesetzt haben die klassischen Medien das noch nicht. Die Konkurrenz kommt von einer anderen Seite und ist deutlich schneller. Facebook bindet in Zukunft mit Instant Articles journalistische Inhalte direkt auf seiner Plattform ein. Apple bastelt an seiner News-App und sucht dafür Journalisten. Und Google hat ein Programm gestartet, das Journalisten zeigen soll, wie in Zukunft mit Daten gearbeitet wird, damit sich Leser für Inhalte begeistern. Twitter ist längst zur schnellsten Nachrichtenquelle geworden.


Mit Fotos dieser Art gewinnt Instagram seine Fangemeinde. Hier führt das israelische Model Bar Refaeli Bademode vor.

Auch Instagram ist auf dem Weg, zu einer Art Echtzeit-Nachrichtenmaschine zu werden. Ausgerechnet Instagram? Eigentlich ist das Netzwerk dafür bekannt, dass junge Leuten dort ihre Lieblingsstars stalken. Hier bessern sportliche Bikinimodels und It-Girls mit Produkt-Placement ihre Gagen auf. Ja. Auch das. Aber unter den 70 Millionen Fotos und Videos, die täglich auf die Plattform hochgeladen werden, sind auch Schätze. Das Problem ist nur, dass man sie so schlecht findet. Die Suchfunktion ist bisher jedenfalls nicht sehr hilfreich gewesen. Doch das soll sich jetzt ändern – und Instagram auch zu einer Echtzeit-Nachrichtenmaschine mit Fotos machen.

Seit dem Update in dieser Woche können Instagram-User Fotos finden, indem sie nach Orten, Hashtags, Fotografen oder bestimmten Themen suchen. Wenn man zum Beispiel nach „Google Berlin“ sucht, bekommt man eine Karte mit dem Standort des Büros im Stadtteil Mitte. Darunter jede Menge Fotos, die dort aufgenommen wurden. Oder man sucht nach „Hofbräuhaus“ und bekommt viele Fotos von Menschen mit Bierkrügen. Außerdem kann der Nutzer erkennen, welche Hashtags gerade häufiger auftauchen und so aktuelle Trends und Nachrichten verfolgen. Dazu gibt es noch von Instagram kuratierte Inhalte, die Nutzer auf interessante Fotos und Themen aufmerksam machen sollen. Das alles versteckt sich hinter dem Lupensymbol in der App. Der Rest bleibt unangetastet, um die Stammkundschaft nicht zu verschrecken.

„Die Leute sind hungrig danach, zu erfahren, was jetzt gerade auf der Welt passiert“, sagt Instagram CEO und Mitgründer Kevin Systrom. Und weiter: „Bei Instagram geht es um Echtzeit.“ Damit greift das Foto-Netzwerk, das zu Facebook gehört, jetzt auch frontal die Konkurrenz von Twitter an. Twitter hat schon lange das Problem, das vielen Nutzern, vor allem jungen Leuten, das Kurznachrichtenportal einfach zu kompliziert ist. Twitter hält mit dem Project Lightning dagegen, das mit kuratierten Tweets, Fotos und Videos dafür sorgen soll, dass es für die Nutzer einfacher wird, Live-Events zu folgen. Videostreaming mit Hilfe von Periscope, das an Twitter angedockt ist, spielt sich derzeit auch in den Vordergrund. Der Kampf ist eröffnet.

Instagram will dagegen bei Fotos bleiben. Nutzer verbringen jeden Tag im Durchschnitt unglaubliche 20 Minuten auf der Plattform. Da schneiden die Nachrichtenseiten der klassischen Medien deutlich schlechter ab. Und bevor jetzt die Frage auftaucht, ob Instagram denn der richtige Weg sei, um Nachrichten zu verbreiten: Am Ende werden das die Nutzer entscheiden. Und die jungen Leute zwischen 14 und 22 Jahren tummeln sich jeden Tag und weltweit millionenfach auf Instagram. Woran das liegt, kann man sehr gut auf unserer Schwerpunktseite zu Instagram nachlesen.

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