Instant Advisory

Ein Beitrag von Peter von Aspern, Leiter der digitalen Services beim Trend- und Innovationsforschungsunternehmen TrendONE.

Der Wunsch nach direktem Expertenrat

Smarte Applikationen erleichtern unseren Alltag in fast allen erdenklichen Bereichen: Sei es bei der Erledigung komplexer Mathematikhausaufgaben oder dem Planen des neuen Eigenheims. Sie ermöglichen es uns, selbstständig Lösungen für komplexe Dinge zu entwickeln, für die wir früher externe Hilfe in Expertenform beansprucht hätten. Doch selbst die smartesten Apps stoßen bei bestimmten Themen schnell an ihre Grenzen. Es sind vor allem die Grenzen der Akzeptanz.

Egal, wie gut eine Applikation ist, für eine medizinische Diagnose werden die meisten Menschen weiterhin zu dem Arzt ihres Vertrauens gehen und die Gesundheit nicht in die digitalen Hände der Bits und Bytes legen. Somit ist dieses Bedürfnis weiterhin an das Handeln eines menschlichen Experten geknüpft.

Instant Advisory versucht genau diese Lücke zwischen Mensch und Applikation zu schließen. Es sind natürlich nicht nur die Ärzte, die schon jetzt ihre Dienste über mobile Geräte anbieten. Der Ruf nach direktem Expertenrat ist in alle erdenklichen Spezialgebiete vorgedrungen und zieht immer mehr Fachkundige und ihr Wissen in die Welt der App-Kommunikation.

Schon jetzt erlaubt die immer besser funktionierende Sensorik aktueller Smartphones, dem Experten Daten über die Umwelt zu übermitteln. So basiert die Informationsgrundlage nicht mehr nur auf audiovisuellen Eindrücken, sondern wird von konkreten Fakten in Datenform unterstützt. Wie sich diese neue Form der Beratungsmöglichkeit schon jetzt in unsere Gesellschaft integriert, wird anhand der folgenden vier Micro-Trends näher beleuchtet.

App verbindet Nutzer mit Diätexperten

Mit der US-Smartphone-App Rise können Nutzer professionelle Unterstützung beim Abnehmen in Anspruch nehmen. Dafür suchen sie sich zunächst einen Coach aus und machen Angaben zu ihren persönlichen Zielen. Bei den Coaches handelt es sich um zertifizierte Ernährungsexperten. Diesen Mentoren senden die Nutzer Fotos von ihren Mahlzeiten, die die Coaches dann bezüglich der Inhaltsstoffe und des Kaloriengehalts kommentieren. Zudem geben sie den Nutzern Hinweise, was für die folgenden Mahlzeiten zu beachten ist.

Nach einer kostenlosen Probewoche kostet die Nutzung von „Rise“ zehn US-Dollar pro Woche.

Kundenberatung per Videochat aus dem Showroom

Das deutsche Handelsunternehmen für Wohnungseinrichtungen Butlers hat einen Showroom für Möbel eröffnet, in dem eine persönliche Onlineberatung via Webcam angeboten wird. Dafür wurde in Berlin ein 650 Quadratmeter großer Raum mit Butlers-Produkten eingerichtet. Wünscht ein virtueller Besucher des Showrooms eine Beratung, wird er von einem mit Kamera und Headset ausgestatteten Verkäufer durch die Ausstellung geführt. Die Webcam des Verkäufers erlaubt dabei eine 360-Grad-Ansicht der Produkte.

Bei Interesse kann der Kunde über seine Webcam in persönlichen Blickkontakt mit dem Verkäufer treten und auch einen Videochat mit ihm starten.

Malerarbeiten den Profis überlassen

Das New Yorker Startup PaintZen verbindet Privatpersonen und Unternehmen mit Malermeistern, die sich der speziellen Kundenwünsche annehmen. In einem kurzen Formular werden dabei der Ort, die Zimmeranzahl sowie Besonderheiten zu den Räumen angegeben, woraufhin die Seite einen Preis vorschlägt. Dabei gilt ein Festpreis pro Zimmer, sodass dem Kunden böse Überraschungen nach Fertigstellung erspart bleiben. Der Kunde kann dabei selbst die gewünschten Farben für den Anstrich festlegen oder sich über die Plattform professionell beraten lassen. Alle teilnehmenden Malermeister werden von PaintZen versichert und zuvor geprüft.

Technischer Kundenservice durch die Crowd

Der Telekommunikationsanbieter Vodafone hat in Deutschland unter dem Namen Vodafone Service Friends eine Art Kundenservice nach dem Prinzip des Crowdsourcing initiiert, bei dem technikaffine Kunden anderen helfen können. Auf dem lokalen Dienstleistungsmarktplatz Mila geben Nutzer ihre Postleitzahl und ihre Anforderung an, woraufhin ihnen passende Profile von technischen Helfern angezeigt werden. Der Nutzer kann anschließend einen „Service Friend“ auswählen, sich auf dessen Profilseite über die angebotenen Dienstleistungen informieren und im Anschluss bewerten, wie gut die Unterstützung war.

Bild: © panthermedia.net / Olaf von Lieres