Das Integreat-Team

Neues Land, unbekannte Sprache: Wer sich als Flüchtling in Deutschland zurechtfinden muss, ist meist auf Hilfe angewiesen. Einige digitale Wegweiser gibt es dafür schon: zum Beispiel die App Ankommen oder die Jobbörse Workeer aus Berlin, deren Macher zuletzt allerdings ankündigten, wegen fehlender finanzieller Mittel nur noch auf Sparflamme zu arbeiten.

Besser sieht es für ein Projekt aus Augsburg aus: Ein studentisches Gründerteam hat dort eine App an den Start gebracht, die Flüchtlinge mit Erstinformationen versorgt. Auf Integreat können sie unter anderem lokale Sprach- oder Gesundheitsangebote sowie Adressen und Ansprechpartner nachschlagen. Zudem sind Serviceinfos wie die Öffnungszeiten von Ämtern hinterlegt. Um diese abzurufen, müssen die Nutzer nicht online sein: Die Inhalte der App werden aktualisiert, sobald das Smartphone mit dem WLAN verbunden ist.

Integreat wurde bereits 2015 ins Leben gerufen, als die Zahl der in Deutschland gestellten Asylanträge gerade deutlich zunahm. Doch trotz inzwischen sinkender Zuwanderung sind die Behörden offenbar weiterhin auf der Suche nach Unterstützung: Nach Angaben der Macher setzen aktuell über 35 Landkreise und Kommunen auf Integreat – mehr als fünf Mal so viele wie 2015 und deutlich mehr als noch Ende 2017. „Das hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagt Integreat-Projektmanagerin Clara Bracklo. Als Referenzen nennt sie etwa den Landkreis Oberallgäu oder die Stadt Regensburg.

Die Integreat-App in Aktion

Ausgedacht haben sich die Anwendung Augsburger Studierende um die Gründer Daniel Kehne und Fritjof Knier, die eigentlich eine Flüchtlingsbroschüre digitalisieren wollten. Sie entschieden sich aber dazu, eine App zu entwickeln, erhielten dafür Preis- und Fördergelder – und gründeten 2016 mit der gemeinnützigen Tür an Tür Digital Factory die Firma hinter Integreat. Nach wie vor sind alle angestellten Mitarbeiter und die meisten ehrenamtlichen Helfer eingeschriebene Studenten.

Umsätze generiert das Integreat-Team durch den Abschluss von Servicevereinbarungen mit den kommunalen Partnern. Grundsätzlich ist es für sie kostenfrei, die Open-Source-App zu nutzen. Die Vereinbarung verspricht den Kommunen darüber hinaus aber zusätzliche Unterstützung durch das Startup sowie bessere Konditionen bei der Übersetzung der Inhalte. Etwa die Hälfte der teilnehmenden Kommunen zahle aktuell für den Service, heißt es von Integreat.

Obwohl immer weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen, sieht das Startup sein Geschäft nicht gefährdet: „Lokale Verwaltungen stehen nach wie vor vor der wichtigen Integrationsaufgabe“, sagt Projektmanagerin Bracklo. „Spracherwerb, Arbeitsmarktintegration, gesellschaftliche Teilhabe und die Wohnungssuche sind jetzt relevante Themen.“ Bei der Jobsuche könne die App bereits helfen. Im laufenden Jahr wolle man nun auch die Wohnungssuche angehen.

Artikelbild: Integreat; Bild im Text: Screenshot Integreat