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Culture Clash im Büro

Mit der Einbindung von internationalen Fachkräften stärken Unternehmen ihre Wettbewerbsposition und Innovationsfähigkeit. Vor allem Startups, die eine von Anfang an international ausgerichtete Unternehmensstrategie verfolgen, profitieren von den spezifischen Stärken internationaler Talente. Sie kennen Land und Leute, bringen neue Ideen und andere Sichtweisen mit und verfügen über Kontakte zu wichtigen Playern der Branche.

Mit ihrem Know-how über Denk-, Urteils- und Verhaltensregeln in ihrem Heimatland und ihren sprachlichen Fähigkeiten bereichern sie jedes Startup, sei es im Partnermanagement, im Sales-Team, Marketing oder ganz anderen Bereichen. In bunt besetzten Teams sprudeln die Ideen häufig am laufenden Band. Doch wie gelingt der Arbeitsalltag, wenn verschiedene Kulturen und Sprachen aufeinander prallen?

Die Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Kulturen führt schnell zu Konflikten. Unterschiedliche Einstellungen, etwa in puncto Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Genauigkeit, hinterlassen unzufriedene Gemüter. Hinzu kommen befremdliche Reaktionen des Gegenübers und die Frage: Welches Verhalten ist in welcher Situation überhaupt angemessen? Ein produktives, „unfallfreies“ Miteinander ist nur dann möglich, wenn das Unternehmen eine klare Erwartungshaltung kommuniziert: Eine starke und gleichzeitig offene Unternehmenskultur ist gefragt.

Reden hilft!

Auch, wenn es ein Klischee ist: Deutsche neigen dazu, die Dinge in einem E-Mail-Hin-und-Her endlos durchzudiskutieren, während sich vieles in einem offenen Gespräch schnell klären lässt. Generell gilt: Offene Kommunikation hilft, Hürden zu überwinden und Missverständnisse zu beseitigen. Regelmäßige Mitarbeitergespräche strukturieren dabei das Miteinander und gemeinsame Zielvereinbarungen verhindern, dass unausgesprochene Erwartungen enttäuscht werden.

Hier sind Teamleiter gefragt, die nicht nur gewillt sind, dem Anderen zuzuhören, ihn ernst zu nehmen und die eigene Meinung gegebenenfalls zu revidieren, sondern – und das ist der springende Punkt – Unterschiede auch zu akzeptieren und für diese ein Bewusstsein im Team zu schaffen. Internationale Teams funktionieren nur in Unternehmen, in denen Diversität auch gelebt werden darf.

Für ein positives Betriebsklima eignet sich auch die klare Kommunikation der Vielfalt nach innen und außen – auf der eigenen Webseite, in der Pressemappe und vor allem durch eine große Weltkarte an der Bürowand, auf der mit Pins markiert wird, aus welchen Nationen die Mitarbeiter stammen. Das ist schnell gemacht – mit großer Wirkung für das Zusammengehörigkeitsgefühl der bunt gemischten Gruppe.

Sprachbarrieren abbauen

Wer die deutsche Sprache beherrscht, findet sich leichter zurecht. Trotzdem müssen fehlende oder kaum vorhandene Deutschkenntnisse keine Barriere darstellen. Einigt sich das international agierende Startup beispielsweise auf Englisch als Unternehmenssprache, können sich die ausländischen Mitarbeiter gleich in Meetings und Team-Gesprächen einbringen und auf die in englischer Sprache verfassten Dokumentationen zurückgreifen. Von Vorteil ist es, wenn die Teams gut durchmischt sind, damit sich keine spanischen und deutschen Grüppchen bilden, die auf ihre Muttersprache ausweichen und damit einzelne Personen ausschließen.

Eine Willkommenskultur etablieren

Damit von Anfang an die Weichen gut gestellt sind, ist es wichtig, dass sich die neuen Mitarbeiter willkommen fühlen und ihnen die Eingliederung in den Arbeitsprozess erleichtert wird. Dabei hat sich bewährt, dass den Neuankömmlingen ein Mentor an die Seite gestellt wird, der als persönlicher Ansprechpartner dient und sie bei den ersten Schritten im Unternehmen und auch in der neuen Heimat begleitet. Denn eine erfolgreiche Integration beginnt für jeden Einwanderer mit einer ganzen Reihe behördlicher Angelegenheiten.

Diese machen einen „Dolmetscher“ und den einen oder anderen guten Rat oft notwendig: Ein deutsches Bank- oder Sparkassenkonto muss angelegt werden, die Lohnsteuerkarte beantragt und der Wohnsitz beim Einwohnermeldeamt angegeben werden. Mitarbeiter, die beispielsweise mit einem Visum eingereist sind, benötigen Unterstützung beim Beantragen der Aufenthaltserlaubnis bei einer Ausländerbehörde. Informationen zu Besonderheiten in Deutschland, wie etwa der Rundfunkgebühr GEZ, aber auch Adressen von Ärzten, eine Stadtkarte, vielleicht sogar die ersten Tickets fürs ÖPNV können in einem „Welcome Package“ für den neuen Mitstreiter Platz finden.

Der Mentor als Kulturkonfliktlöser

Hilfreich sind diese „Buddies“ bereits vor Einreise und Arbeitsbeginn, indem sie vorab über entsprechende Bestimmungen informieren und den Neuen bei der Wohnungssuche und dem bevorstehenden Umzug unter die Arme greifen. Ideal ist es, wenn dem künftigen Mitarbeiter bei Ankunft schon eine Wohnung – zumindest für den Übergang – zur Verfügung steht. Je höher das Engagement, desto besser: Das Unternehmen sendet auf diese Weise nicht nur positive Signale an die neuen Mitarbeiter, sondern auch ans bestehende Team.

Hält die Willkommenskultur nachhaltig Einzug ins Unternehmen, unterstützt bald jeder jeden und es entstehen Freundschaften und Wohngemeinschaften. Während man in manchen Unternehmen nach ein paar Wochen und Monaten noch nicht weiß, wo und wie der deutsche Kollege lebt und was er in seiner Freizeit macht, verbindet die Mitarbeiter multikultureller Startups schnell mehr als nur die Arbeit.

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