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Coya-Gründer Andrew Shaw

Noch ist Coya offline, spricht aktuell kaum über seine Produkte und wartet auf die Versicherungslizenz. Trotzdem hat das neue Insurtech-Startup aus Berlin bereits zehn Millionen US-Dollar von bekannten Investoren erhalten. Darunter sind der US-Fonds Valar, den der umstrittene Milliardär Peter Thiel gegründet hat, sowie die Wagniskapitalgeber E.ventures und der junge Geldgeber La Famiglia.

Coya-Chef Andrew Shaw erklärt im Interview, wie der Kontakt zu Valar zustande kam – und was für ihn als Gründer am schwierigsten ist.

Andrew, wie hast du es geschafft, einen Investor wie Valar für Coya zu gewinnen, obwohl ihr noch nicht einmal live seid?

Der erste Kontakt zu Valar kam über US-Gründer zustande, mit denen ich bei einer Due Diligence für ihr Versicherungsstartup zusammengearbeitet habe. Da habe ich auch von Coya erzählt und der Investor, mit dem ich bei dem Projekt zu tun hatte, war begeistert. Für ihn war die Investmentsumme, die wir suchten, jedoch zu hoch. Er hat mich daher mit Valar zusammengebracht.

Bis jetzt habt ihr knapp ein Jahr unter dem Radar euer Produkt gebaut. Wie hast du deine Idee überzeugend gepitcht, ohne erste Kunden- oder Umsatzzahlen vorweisen zu können?

Coya verfolgt eine große Vision und ist ein sehr langfristiges Technologieprojekt, von dem wir überzeugt sind. Genau das hat auch Valar angesprochen, denn es passt zu ihrer Investmentphilosophie.

Was ist denn deine große Vision?

Die Wertschöpfung von Versicherungen zu erweitern.

Das ist jetzt sehr vage.

Das bedeutet eine Dienstleistung zu schaffen, die Risiken der Kunden voraussieht und dem Kunden dann Schutz bietet, wenn er ihn am meisten braucht – beziehungsweise ihm hilft, diese Risiken zu vermeiden. Wir wollen viel mehr mit dem Kunden interagieren. Auf Produktseite möchte ich aber noch nicht so viel verraten, bevor wir live gehen.

Was werden eure ersten Produkte sein?

Unsere Produkte sollen transparenter, flexibler und einfacher als traditionelle Angebote sein. Der Kunde kann entscheiden, was er absichern möchte und muss auch nur für diese Elemente zahlen. Unser Algorithmus kann auch Empfehlungen entsprechend des Kundenprofils aussprechen, jedoch möchte ich noch nicht zu viel vorwegnehmen.

Wie sieht es denn zum Beispiel mit sofortigen Auszahlungen aus?

Das ist sicherlich ein Bereich, um den wir uns kümmern werden: Der Kunde soll möglichst schnell und bequem seine Ansprüche angeben und dann auch unkompliziert an sein Geld kommen können. Aber was wir erreichen wollen, geht noch viel weiter.

Kannst du euer Geschäftsmodell etwas genauer erklären?

Wir bauen eine Sachversicherung auf und fokussieren uns dabei zuerst auf Privatkunden. Also haben wir auch eine Lizenz als Sachversicherer beantragt. Unser Produkt wird rein digital sein, es fließt einiges an firmeneigener Technologie hinein. Außerdem werden wir keine Gesundheits- oder Lebensversicherungen anbieten.

Vor Kurzem ist auch das Versicherungsstartup One an die Öffentlichkeit gegangen. Es will ab Herbst eine Sachversicherung anbieten. Wo liegt der Unterschied zu Coya?

Sicherlich werden beide Produkte digitaler und transparenter als das, was es derzeit am Markt gibt. Was uns in jedem Fall schon einmal unterscheidet, ist, dass wir eine deutsche Versicherungslizenz anstreben (Anm d. Red.: One beantragt die Lizenz in Liechtenstein). Diese ist in Europa hoch angesehen und die Zulassungsbehörde investiert viel Zeit, um die Unternehmen zu prüfen. Das ist wichtig, um eine vertrauenswürdige Marke aufzubauen.

Du willst Versicherungen besser machen. Was ist ein Problem, das es aktuell in der Branche gibt?

Veraltete IT-Systeme, extensive Organisationsstrukturen und Vertriebsmodelle über Intermediäre wie Makler, für die der Kunde im Endeffekt zur Kasse gebeten wird. Der Kunde zahlt heute sehr viel für den Vertrieb seines Produkts, anstatt dass dieses Geld für seine Absicherung genutzt wird – das ist ein großes Problem.

Wie wollt ihr das lösen?

Das kann ich noch nicht kommentieren.

Glaubst du, dass Versicherung etwas werden kann, womit Leute sich gerne beschäftigen?

Ja. Wir vertrauen Produkten viel schneller als Unternehmen. Wenn ich also merke, dass ein Produkt für mich sehr gut funktioniert oder sehe, dass es mein Leben erleichtern kann, bin ich auch interessiert. Coya ist darauf ausgelegt, dass der Kunde möglichst schnell alle Versicherungsangelegenheiten klären kann, und er sonst einfach sein Leben lebt.

Wie hilft dir deine jahrelange Kreditech-Erfahrung bei der Entwicklung von Coya?

Sie hat wesentlich dabei geholfen, das Potenzial von Predictive Science zu erkennen. Und zu verstehen, dass Kunden Produkte möchten, die unverzüglich erreichbar und zugänglich sind. Was das Teambuilding angeht, hat mir die Zeit ebenfalls sehr geholfen – gerade dabei zu erkennen, welche Menschen gut zusammenpassen. Und das Netzwerk hilft natürlich immens. Coya hätte ich nicht ohne Kreditech aufbauen können.

Was war die größte Herausforderung bis jetzt für dich?

Das Tempo, in dem alles geschieht. Alles geht sehr schnell und es ist mein erstes Mal als Gründer. Bei Kreditech war ich zwar Mitarbeiter Nummer Eins, aber das ist doch ein großer Unterschied zum Gründer-Dasein. Es gibt eine Milliarden Dinge, die herausfordernd sind – aber sonst würde man es ja auch nicht tun. Man muss sich sehr fokussieren und das zur Seite schieben, was gerade nicht Priorität hat.

Hast du in dem Prozess auch mal Angst gehabt, dass es schief gehen könnte?

Gründen ist mehr Stress, als ich je im Leben hatte. Mein Magen dreht sich ständig um. Aber Angst habe ich nicht. Man will natürlich unbedingt der Verantwortung gerecht werden, die man gegenüber seinen Mitarbeitern, Partnern und Kunden hat. Es geht nicht um einen selbst, um das eigene Ego, sondern um das ganze Team. Das ist eine große Aufgabe – die aber auch sehr erfüllend ist.

Danke für das Gespräch, Andrew.

Bild: Kreditech