Hans-Jürgen Moog leitet seit 2016 das Einkaufsgeschäft von Rewe

Tausende Produkte müssen erst von Hans-Jürgen Moog abgenickt werden, bevor sie in den Rewe-Märkten landen. Seit 2016 entscheidet er über das Sortiment der Supermarktkette, hat vorher jahrelang den Wareneinkauf bei Edeka und Tengelmann geleitet. In der Zentrale arbeiten unter Moog rund 240 Mitarbeiter daran, regelmäßig neue Produkte für den Onlineshop und die 3.300 Filialen zu suchen. Input holen sich die Mitarbeiter auch von TV-Shows wie „Die Höhle der Löwen“. Viele Produkte landen nach der Sendung in dem Supermarkt. Prominente Beispiel sind das Augsburger Suppen-Startup Little Lunch und die Gewürze von Ankerkraut. Im Februar saß der Rewe-Einkaufschef zudem in der Jury der ProSieben-Show „Das Ding des Jahres“, bewertete Erfindungen und holte noch mehr Startups in die Rewe-Märkte.

Herr Moog, suchen Sie selbst auch aktiv nach neuen Lebensmittelprodukten? Oder rufen die Gründer bei Ihnen an?

Unsere Teams suchen aktiv nach neuen Produkten, aber selbstverständlich finden neue Produkte auf anderem Weg in unsere Märkte. Bei unseren Marken liegt der Fokus allerdings auf eigener Entwicklung, Gestaltung und Vermarktung. Rewe to go ist beispielsweise eine Eigenmarke, wo wir aktiv Ernährungstrends aufspüren, umsetzen, produzieren lassen und zur Marktreife bringen.

Über welche Kanäle suchen Sie nach Produkten?

Auf Messen, über unsere Kaufleute, Initiativangebote oder künftig den Rewe StartUp Award. Der Gründerpreis wird in diesem Jahr an Startups verliehen, deren Innovationen aus dem Bereich Lebensmittel stammen. Dem Hauptgewinner winken dann nationale Listungen. 

Welchen Spielraum haben selbstständige Rewe-Märkte beim Einkauf? Gibt es ein Grundsortiment, das jeder Rewe-Markt haben muss?

Unseren selbstständigen Kaufleuten stellen wir das gesamte Sortiment zur Verfügung. Als Unternehmer haben sie aber Freiheiten in der Gestaltung und können ihr Sortiment auf die regionalen Bedürfnisse ihrer Kunden zuschneiden, indem sie lokalen Direktvermarktern die Möglichkeit bieten, ihre Filialen zu beliefern.

Wie oft passiert es, dass Produkte von großen Marken es nicht in die Listung von Rewe schaffen?

Auf die Bekanntheit einer Marke kommt es nicht an. Denn unsere Standards gelten für jeden Artikel und für jedes Unternehmen, egal, ob es sich um einen Global Player oder um den lokalen Direktvermarkter aus dem Ort handelt.

Welchen Anteil machen Produkte von Food-Startups am Rewe-Lebensmittelsortiment aus?

Aktuell ist der Anteil von Food-Startups in unseren Märkten noch von lokaler Vermarktung geprägt, aber künftig wollen wir stärker national mit Food-Startups wachsen.

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Wie viele Produkte liegen am Tag bei Ihnen auf dem Tisch?

Unsere Warenbereiche bekommen Tag für Tag eine Vielzahl von Artikeln und Produkten angeboten. Dabei haben Innovationen, in denen wir Marktpotential sehen, natürlich immer Chancen in die Regale unserer Märkte zu kommen. Allerdings muss man an dieser Stelle auch deutlich darauf hinweisen, dass unsere Regalflächen im Markt begrenzt sind: Wenn ein Artikel in das Sortiment aufgenommen wird, muss an einer anderen Stelle ein Artikel aus dem Sortiment verschwinden.

Und wie oft stellen sich Food-Startups bei Ihnen vor?

Der Anteil der Food-Startups wird sukzessive größer, lässt sich aber noch nicht seriös in Zahlen darstellen.

Wie sollte ein guter Pitch aussehen, um Sie zu überzeugen?

Das Produkt sollte den Kunden ansprechen, sowohl vom Preis, als auch von der Verpackung. Und bei Lebensmitteln sollte selbstverständlich auch der Geschmack stimmen. Darüber hinaus müsste das Produkt einen Mehrwert bieten, etwas Neues, das andere Produkte nicht haben. 

Welche Anforderungen müssen Food-Startups erfüllen, damit Sie bei Rewe im Regal landen?

Voraussetzung ist selbstverständlich, dass alle regulatorischen Vorgaben unseres Qualitätsmanagements erfüllt sind. Und die Startups müssen natürlich ausreichend Produkte liefern können.

Wenn sich Rewe für ein Startup entschieden hat, wie lange dauert es, bis die Produkte tatsächlich im Regal stehen?

Wenn uns ein Produkt überzeugt, es ins Sortiment passt und wir vom Erfolg überzeugt sind, leiten wir den Listungsprozess ein. Auch wir wollen, dass der Artikel so schnell wie möglich in die Regale kommt.

Rewe hat die Produkte des Startups Share direkt in Tausende Filialen aufgenommen und Share so zu einem guten Start verholfen. Wieso schaffen es Food-Startups jetzt schneller bei Rewe gelistet zu werden als noch vor fünf Jahren?

Share ist kein Food-Startup im herkömmlichen Sinne, sondern eine soziale Lebensmittelmarke. Es war keine Frage, dass wir Share in unser Sortiment aufnehmen. Aktuell sind Startups viel innovativer und kreativer als noch vor ein paar Jahren und reagieren blitzschnell auf Ernährungstrends. Insofern sind wir offen und gerne dabei behilflich, Startups den Weg zum Kunden zu vereinfachen.

Bild: Rewe